Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)
bist ein herzensguter Mensch, und wir möchten dir danken.«
Ein herzensguter Mensch . Ich senkte den Blick auf meine Serviette. Strich sie über meinem Bein glatt. Zupfte an einem losen Faden an der Saumkante.
»Gracie«, sagte Ty leise. »Ist schon gut.«
Jean kam zu mir, legte einen Arm um mich und tupfte mit der Serviette in der anderen Hand mein Gesicht ab. Ich hörte, wie Nathan sich räusperte.
»Manchmal tropft sie«, bemerkte Ty.
Während wir Grillhähnchen, Reis mit Soße, grüne Bohnen, Maisgemüse und Butterbrötchen aßen, erzählte Ty uns von seinen Plänen für die kommenden Monate. Nach Weihnachten ging er nach Los Angeles, um dort seine CD aufzunehmen. Sobald über die Singleauskopplungen entschieden war, mussten Musikvideos gedreht werden. Im Sommer würde er auf Tour gehen und in Colleges und auf Festivals spielen.
»Findest du das alles nicht selbst unglaublich, Ty?«, fragte seine Mutter.
»Ach, allmählich gewöhne ich mich an den Gedanken«, antwortete er.
»Ich befürchte, du wirst da draußen in Kalifornien ein bisschen einsam sein«, sagte Jean.
»Nein, bestimmt nicht. Ich finde schnell Anschluss.«
»Du könntest ihn doch besuchen, Grace.«
»Vielleicht.« Wenn ich meinen Urlaub nicht für meine Flitterwochen aufsparen würde.
»Was machst du noch mal beruflich?«, fragte Nathan.
»Ich bin Lektorin bei Spender-Davis Education .«
»Sie schreibt Schulbücher, in denen Teenagern geraten wird, auf Sex zu verzichten«, sagte Tyler.
»Davon hätten wir hier eins gebrauchen können«, bemerkte Nathan trocken.
»Er meint Rebecca«, sagte Tyler.
»Sie war ein Freigeist!«, verteidigte sie Jean.
»Wo wohnt Rebecca denn jetzt?«, fragte ich.
»In Philly. Dort studiert sie Tiermedizin«, sagte Nathan.
»Deswegen fällt dieses Haus auseinander. Sie stecken ihr ganzes Geld in ihre Ausbildung«, erklärte Ty. Er sah seine Mom an. »Aber ihr habt das Haus gestrichen und mein Zimmer. Das hat mich echt überrascht.«
»Also, die Außenfassade habe ich selbst gestrichen, so nach und nach. Außerdem haben wir eine große Hochzeit ausgestattet, deswegen hatte ich eine kleine Reserve. Ich wollte einfach vor der Feier alles ein bisschen hübsch herrichten, für die Gäste.« Sie lächelte mich an.
»Ty hat mir erzählt, dass ihr einen Blumenladen habt«, sagte ich. »Mit Blumen zu arbeiten muss ein schöner Beruf sein.«
»Es ist ein Beruf wie jeder andere«, erwiderte Nathan. »Aber immerhin besser, als zum Beispiel die Abflüsse anderer Leute zu reinigen.«
»Komm doch morgen mit ihr in den Laden, Ty«, schlug Jean vor. »Dann könnt ihr beiden ein Bukett für Omas Geburtstag zusammenstellen.«
Ich sah Ty an und glaubte, wir würden uns gemeinsam über den Witz amüsieren, dass er Blumen arrangieren sollte. Aber er nickte nur und stopfte sich ein Butterbrötchen in den Mund.
»Okay«, mampfte er.
Ich durfte nicht beim Geschirrspülen helfen. Jean reichte uns Becher mit heißem Kaffee, gab Ty eine Decke und sagte, wir sollten unsere Jacken überziehen und draußen den Aufgang des Mondes beobachten.
Wir setzten uns auf der Seitenveranda auf ein kleines Korbsofa. Ty überließ mir den größten Teil der Decke
»Möchtest du nichts abhaben?«, fragte ich und hielt einen Zipfel hoch.
»Nein, ich friere nicht so leicht.« Er hatte nicht mal den Reißverschluss seiner Jacke zugezogen.
Der Mond stand groß und voll über den skelettartigen Zweigen der kahlen Bäume.
»Wenn der Mond nicht so hell scheinen würde, könntest du hier draußen eine Menge Sterne sehen.«
»Oh, das hätte mir gefallen«, sagte ich.
»Möchtest du einen Joint rauchen? Mein Vater hat bestimmt einen für uns.«
»Ähm, nein. Danke. Du kannst aber ruhig rauchen, wenn du willst.«
»Alleine stoned zu werden ist langweilig.«
»Tut mir leid.«
»Hast du schon mal was geraucht?«
»Ja, einmal, aber ich habe gar nichts gemerkt.«
»Mir ging es beim ersten Mal genauso. Du solltest es noch mal probieren.«
Ich geriet in Versuchung, konnte mich aber nicht so recht durchringen.
Er fasste mein nachdenkliches Schweigen wohl als Ermutigung auf. »Bin gleich wieder da«, sagte er. »Rühr’ dich nicht vom Fleck.«
»Keine Sorge«, erwiderte ich trocken.
Nach zwei Minuten kehrte er mit Zippo, Aschenbecher und Joint zurück. »Ich soll dir von meiner Mutter ausrichten, dass sie keine Kiffer sind. Sie rauchen nur ab und zu.«
»Okay.«
»Genau wie ich«, fügte er hinzu. »Rauchen ruiniert die Stimme.«
»Du
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