Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)
machen.«
»Aha.«
»Als sie dann noch einmal angerufen hat, bin ich drangegangen. Ich habe gesagt, ich wolle sie bestimmt nicht verletzen, aber ich hielte es für keine gute Idee, zu Grams Geburtstagsfeier zu gehen. Warum?, wollte sie wissen. Na ja, du weißt doch, wie sehr du Gram immer auf die Nerven gehst, habe ich gesagt. Es könnte ihr die ganze Party verderben, wenn du aufkreuzt.«
»Und was hat Rebecca gesagt?«
»Sie sagte, ich solle mit dieser Psychokacke aufhören, und sie hätte sich längst entschieden zu kommen, nur um die alte Dame ein bisschen zu piesacken.« Er lachte und trank sein Bier aus. »Sie kommt mir immer auf die Schliche. Sie ist wesentlich klüger als ich.«
»Im Gegensatz zu mir!«, rief ich und erhob mich in wackliger, majestätischer Rage von dem Sitzsack.
»Wieso, was hast du denn?« Ty hielt inne, die Hand in der Chipstüte und tat vollkommen unschuldig.
Ich trat gegen sein Bein, das vom Sofa herunterbaumelte.
»Au!« Er setzte sich auf.
»Mich hast du mit deiner Geheimniskrämerei ordentlich auf den Arm genommen! Du hast mich einen ganzen Monat lang darüber nachgrübeln lassen, worüber du mit mir reden wolltest!«
»Aber du hättest mich doch anrufen und fragen können, was ich wollte. Irgendwann musste ich dann mit den blöden Kötern Gassi gehen, damit du anbeißt.«
»Und dann dieser ganze Mist, von wegen meine Oma wird schwer beeindruckt sein, wenn ich ein kluges Mädchen mitbringe!«
»Nein, das ist die absolute Wahrheit, ich schwöre es.«
»Du bist ruchlos!« Ich riss ihm die Chipstüte aus der Hand und zog mich auf die andere Seite des Zimmers zurück.
»Oh, das Wort ist gut, könntest du das bitte vor meiner Großmutter wiederholen? Und du musst unbedingt meine Grammatik korrigieren. Du weißt, ich liebe es, wenn du das tust, Grace.«
Ich aß ein paar Chips, starrte ihn an und versuchte, mir darüber klar zu werden, wie wütend ich wirklich auf ihn war. Er stand auf und schlenderte hinüber zum Tischfußball. Steckte die Hände in die Taschen. Und beschwichtigte mich dann mit seiner Geheimwaffe, gegen die ich machtlos war: das Lächeln .
Ich schaute weg und fragte mich laut, ob ich lieber nach Hause fahren solle.
»Quatsch!« Er wirbelte einen Griff herum. »Du solltest lieber Tischfußball spielen!«
Ich schlug ihn in zwei von drei Spielen, dann rief Jean uns zum Abendessen. Am Fuß der Treppe hielt er inne. »Hör mal, ich habe meiner Mom gesagt, dass wir beide eigentlich nur Freunde sind.«
»Eigentlich?«
»Ich dachte, das klingt glaubwürdiger. Ich wollte damit nur sagen, dass du meinen Eltern gegenüber keine allzu große Show abziehen musst.«
»Okay. Und was ist mit deiner Großmutter?«
»Ihr zuliebe könntest du schon ein bisschen so tun als ob.«
»So tun als ob?«
Er dachte nach.
»Ich könnte mich zum Beispiel ab und zu bei dir unterhaken«, schlug ich vor. »Genügt das?«
»Vielleicht, aber wenn du zu diskret vorgehst, könnte sie es übersehen.«
»Na schön. Dann versuche ich, ganz deutlich zu sein.«
»Super! Danke!« Er grinste und rannte vor mir die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
Wir aßen im Esszimmer an dem schönen alten Tisch. Er war mit einer Spitzendecke und Geschirr gedeckt, das offenbar eine Mischung aus dem alten Familienporzellan und dem Alltagsservice war. Nathan zog mir einen Stuhl zurück, sagte: »Jean möchte, dass du hier sitzt«, und kehrte dann mit Ty in die Küche zurück.
Mein Gedeck war sehr hübsch. Ein alter Teller mit zerkratztem Goldrand und Rosenborte.
Ty kam herein und stellte zwei zugedeckte Schüsseln auf den Tisch. »Ich hoffe, du hast ordentlich Hunger.« Er setzte sich mir gegenüber.
Nathan brachte eine Platte mit Grillhähnchen herein, Jean folgte mit einem Korb voller Brötchen. Sie nahmen an den Tischenden Platz und lächelten mich an. Sogar Nathan. Ty sah aus, als müsse er sich das Lachen verbeißen.
»Liebe Grace«, begann Jean, »wir sind zwar eine Woche zu früh, aber dies hier ist ein Thanksgiving-Essen. Um dir dafür zu danken, wie du Ty bei seiner Blinddarmoperation beigestanden hast.«
»Oh.« Mein Gesicht wurde heiß. »Das hätte doch jeder Freund für ihn getan.«
»Vielleicht, aber du hast ihm sehr geholfen. Stimmt’s, Schatz?«
»Stimmt«, sagte Ty. »Ein Kuss von Bogue vor der Operation wäre eher deprimierend gewesen.«
»Danach möchte man vielleicht lieber nicht mehr aufwachen«, stimmte Nathan zu.
»Wie dem auch sei«, sagte Jean. »Du
Weitere Kostenlose Bücher