Wie verführt man einen Star?
sah an Jordans Gesichtsausdruck, dass er genau wusste, wie unangebracht sein Verhalten war. Aber Schmerzen und Frust hatten ihn eben fest im Griff und lenkten sein Temperament.
„Rot oder weiß?“, fragte sie ruhig.
„Kommt darauf an, was es zu essen gibt.“
„Im Ofen stehen Kräuterkartoffeln und Lasagne, und im Kühlschrank wartet ein frischer Salat.“
„Dann nehme ich Rotwein. Aber schnell, wenn es geht.“ Er schluckte. „Wenn du zurück bist, werde ich mich um eine gepflegte Abendkonversation bemühen, versprochen.“
Skeptisch legte sie ihren Kopf schief. „Worüber willst du denn reden?“
„Woher, zur Hölle, soll ich das wissen?“, brauste Jordan auf. Er war hungrig, ungeduldig, und das Ziehen in seiner lädierten Hüfte machte ihn wahnsinnig. „Meine letzte Party ist lange her, und ich habe die Regeln des Small Talk so gut wie vergessen.“
Wahrscheinlich hat er sie niemals beherrscht, vermutete Stephanie im Stillen.
Selbst als charmanter, anziehender und weltgewandter Schauspieler war er dafür bekannt, mit eher dummen Leuten keinerlei Geduld zu haben. Er war ein vollkommener Perfektionist mit wenig Nachsicht für Schauspielkollegen, die weniger Hingabe für ihren Beruf aufbrachten.
Als Jordan St. Claire, ein Mann außerhalb des öffentlichen Interesses, versuchte er sich nicht einmal in zwischenmenschlicher Höflichkeit, sondern benahm sich entweder abweisend oder sarkastisch. Das war stimmungsabhängig, wie Stephanie schnell herausgefunden hatte, und ebenfalls gelenkt vom Grad der körperlichen Schmerzen, die er empfand. Im Augenblick schien er ziemlich zu leiden.
„Mir bringt oberflächlicher Small Talk ebenso wenig“, erwiderte Stephanie.
„Dann müssen wir wohl beide daran arbeiten.“ Er schloss die Augen und ließ den Kopf gegen die Rückenlehne fallen. Seine Miene war abweisend.
An diesem Abend schien es seinem Bein und seiner Hüfte deutlich schlechter zu gehen. Stephanie erkannte in Jordans Gesicht mehr Anzeichen von Stress und Erschöpfung als vorher. Natürlich half Wein dabei, die Qualen vorübergehend zu dämpfen, aber eine sinnvolle Lösung war das nicht.
Wenigstens würde eine Flasche Rotwein ihr Zugang zu Jordan gewähren, deshalb eilte Stephanie ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer.
Wenig später drückte sie ihm ein Glas in die Hand. „Hier, bitte.“ Die Flasche stellte sie auf dem Tisch hinter ihm ab und setzte sich dann mit ihrem eigenen Weinglas direkt neben das Kaminfeuer. „Also, worüber wollen wir sprechen?“, begann sie nach einer ganzen Weile unbehaglichen Schweigens.
Jordan hatte die Hälfte seines Glases in einem Zug geleert und dann die Minuten abgewartet, die es dauerte, bis der Alkohol in seinem Organismus erste Wirkung zeigte. „Warum erzählst du mir nicht etwas über deine Familie?“, schlug er vor, schenkte sich nach und wartete auf eine Antwort.
Überrascht hob sie den Kopf. „Was möchtest du denn wissen?“
„Du machst es einem nicht gerade leicht, weißt du das?“
„Anders als du?“
„Meine Familie kennst du ja schon. Zwei Brüder, beide älter als ich, einer zwei Jahre und der andere zwei Minuten. Ende der Geschichte.“
„Was ist mit deinen Eltern? Leben die beiden noch?“ Genüsslich nippte Stephanie an ihrem Wein.
„Nur meine Mutter. Sie wohnt in Schottland“, entgegnete Jordan knapp.
Offenbar erwartete Stephanie noch mehr Informationen von ihm, doch Jordan war nicht bereit dazu. Er wollte nicht über seine Mutter, die Duchess von Stourbridge, reden. Sie erwartete sehnsüchtig die Hochzeit ihres ältesten Sohnes, damit sie sich zur Ruhe setzen und die Dowager Duchess werden konnte. Im Grunde wartete sie darauf, dass überhaupt einer ihrer Söhne sich vor den Altar wagte und ihr endlich die Enkelkinder schenkte, die sie sich schon so lange wünschte. Aber so wie die Dinge lagen, konnte sie darauf lange warten …
Also konzentrierte Molly sich voll und ganz auf ihre drei Söhne. Ginge es nach ihr, würde sie in diesem Moment bei Jordan sein und ihn verhätscheln. So sehr er seine Mutter auch verehrte und liebte, darauf konnte er gut und gerne verzichten.
„Du bist dran“, forderte er Stephanie auf. „Fang mit deinen Großeltern an und arbeite dich dann durch die Generationen bis zur Gegenwart!“
Sie zögerte kurz. „Normalerweise unterhalte ich mich mit meinen Patienten nicht über mein Privatleben.“
„Wir waren uns aber doch einig, dass ich kein Patient von dir bin?“
„Was mache ich denn dann
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