Wie verführt man einen Star?
„Euch beide zusammen zu sehen, hat mir gezeigt, wie stark dein Wesen und deine Persönlichkeit auf ihn wirken. Du hauchst ihm neues Leben ein, du provozierst ihn und forderst ihn zu neuen Höchstleistungen heraus.“
„Es wäre korrekter zu sagen, dass ich ihm reichlich auf die Nerven gehe.“
„Du willst mich absichtlich missverstehen.“
„Nein, Gideon, ganz bestimmt nicht.“ Seufzend beugte sie sich vor und drückte kurz entschuldigend seinen Arm. Es war nicht zu übersehen, wie viele Sorgen er sich um seinen Zwillingsbruder machte. „Es freut mich natürlich, wenn ich ihn dermaßen aufscheuchen konnte, dass er sogar seine Depression überwindet. Aber die Entscheidung, jetzt meiner Wege zu gehen, basiert auf meinen eigenen Bedürfnissen, nicht auf seinen. Ich kann nicht länger bleiben, weil … ich kann es einfach nicht!“
„Meinst du, Jordan lässt das unwidersprochen zu?“
„Warum denn nicht?“, fragte sie verwundert.
Sein schiefes Grinsen ähnelte dem seines Bruders. „So wie ich ihn kenne, kann ich mir das irgendwie nicht vorstellen.“
Ihre Knie wurden weich. „Da irrst du dich bestimmt.“ Zumindest hoffte sie das.
Es gab für sie und Jordan keine Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft, und daher musste das Motto heißen: Wehret den Anfängen! Auch falls sie ihn irgendwie überzeugen könnte, sich niemals auf Richard Newman eingelassen zu haben, Jordan war immer noch ein weltbekannter Leinwandstar. Und sie selbst nur eine kleine Therapeutin, die um ihren guten Ruf kämpfen musste.
Jordan lebte und arbeitete in Amerika, sie in England. Dann dieses Haus, der Privathubschrauber, der opulente Landsitz – all diese Dinge waren Belege für die Tatsache, dass sie beide in unterschiedlichen Welten lebten, gesellschaftlich und finanziell.
Darum zweifelte Stephanie auch nicht daran, dass Jordan sich lediglich mit ihr von seinem Kummer ablenken wollte. Auf diese Weise musste er sich vor den Frauen seiner Liga keine Blöße geben. Sobald er wieder ganz genesen war, würde er zurück nach L.A. fliegen und vergessen, dass Stephanie McKinley überhaupt existierte.
11. KAPITEL
„Was willst du hier, Jordan?“
Stephanie öffnete ihre Wohnungstür nur einen Spaltbreit und hatte nicht vor, ihren unwillkommenen Besucher hereinzubitten.
„Es liegt doch auf der Hand, warum ich hier bin“, entgegnete er finster und stützte sich mit beiden Händen auf seinem Stock ab.
Den Morgen hatte er mit seiner Mutter im Krankenhaus verbracht, und nun schmerzten sein Bein und seine Hüfte wie eh und je. Zuerst hatte er sich vor seiner geliebten Mutter verstellen müssen, und dann musste er in diesem Apartmenthaus auch noch Treppen steigen, da es keinen Fahrstuhl gab!
„Nicht für mich“, behauptete sie feindselig.
Die Haare trug sie an diesem Tag zu einem Pferdeschwanz gebunden, dazu hatte sie sich für alte Jeans und ein hellblaues T-Shirt entschieden. Die Sommersprossen auf ihrer blassen Nase zeichneten sich heute deutlicher ab als sonst.
„Ich schlage vor, du lässt mich rein, Stephanie. Sonst hast du hier gleich einen bewusstlosen Mann auf deiner Schwelle liegen“, warnte er sie.
Prüfend betrachtete sie ihn und entdeckte tiefe Falten der Anspannung auf seinem Gesicht. „Wie lief der Termin deiner Mutter beim Spezialisten?“, fragte sie mit aufrichtigem Interesse.
Auch wenn Stephanie in Zukunft nichts mehr mit der Familie St. Claire zu tun haben würde, ließ sie das Schicksal der tapferen Frau nicht kalt.
Irgendwie war Stephanie in kürzester Zeit tief in den Bann dieser Sippe gezogen worden. Und nach Jordan Simpson verzehrte sie sich ja schon eine Ewigkeit, schwärmte für ihn und seine Filme und himmelte ihn regelmäßig im Kino an. Doch in den letzten paar Tagen hatte sie sich mit Leib und Seele in Jordan St. Claire verliebt.
Wie genau das geschehen konnte, wusste sie zwar nicht, nachdem er sich ihr gegenüber entweder rüde oder übermäßig vertraulich verhalten hatte. Sie war nur sicher, dass sie ihn liebte, vor allem nach ihrem gestrigen Intermezzo. Und diese Liebe war echt, vollkommen und unwiderruflich.
Unglücklicherweise würde sich weder der reiche und privilegierte Jordan St. Caire noch der populäre Schauspieler Jordan Simpson in jemanden wie sie verlieben.
„Jordan“, begann sie, wurde jedoch von ihrem schrillen Telefon unterbrochen.
Seit heute Morgen bekam sie wieder diese seltsamen anonymen Anrufe, wegen denen sie London nur zu gern hinter sich gelassen hätte. Schon
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