Wie verführt man einen Star?
Stephanies kleinem Behandlungsraum. Newman war wieder mobil und arbeitete in der City.
„Lass mich raten!“, unterbrach Jordan. „Genau zu diesem Zeitpunkt fingen die Schwierigkeiten an?“
Bereitwillig nickte sie. „Scheinbar gingen Rosalind und auch Richards Boss weiterhin davon aus, es wären immer noch fünf Termine pro Woche.“
„Also traf er sich an den übrigen zwei Tagen mit einer anderen Frau?“
„Sieht so aus. Auf jeden Fall war er nicht bei mir.“
„Ich habe doch schon gesagt, dass ich dir glaube“, bemerkte Jordan beschwichtigend.
„Schon, aber wieso?“
Interessante Frage, fand Jordan. „Du magst deine Fehler haben, Stephanie, aber Unehrlichkeit zähle ich nicht dazu.“ Dann stand er plötzlich auf. „Ich hoffe, es klärt sich alles bald in deinem Sinne auf.“
Sie war überrascht. „Du willst schon los?“
Sein Lächeln war eine Spur zu hart. „Es sei denn, zwischen uns gibt es noch etwas zu sagen?“
Nein, dachte Stephanie. Da war tatsächlich nichts, was die gigantische Kluft zwischen ihnen hätte überbrücken können. Und auch nichts, was Jordan zum Bleiben veranlassen könnte. Nichts, um sie genauso sehr zu lieben wie sie ihn …
„Nein“, stieß sie hervor.
„Dachte ich mir schon.“
Es ist besser so, redete Stephanie sich unaufhörlich ein, während sie Jordan zur Tür begleitete. Obwohl es unendlich wehtut. Aber wenigstens konnte ich ihn noch einmal kurz sehen.
„Danke fürs Zuhören“, sagte sie zum Abschied. „Das hat mir sehr geholfen.“
Er drehte sich zu ihr um. „Ich werde morgen zurück in die Staaten fliegen.“
Das kam unerwartet. „So schnell?“
„Ich habe mir deinen Rat zu Herzen genommen und werde dort einen Spezialisten aufsuchen.“
„Das sind ja tolle Neuigkeiten“, freute sie sich, doch Jordan bekam seinerseits kein überzeugendes Lächeln zustande.
„Du brauchst dich nicht so offensichtlich zu freuen, mich endlich los zu sein.“
Doch mit dieser Annahme lag er mehr als falsch. Stephanie war ganz sicher nicht begeistert von der Vorstellung, dass er zu Frauen wie Crista Moore zurückkehrte. Aber als Therapeutin freute sie sich natürlich, wenn ein störrischer Patient sich schließlich die professionelle Hilfe suchte, die er dringend benötigte.
„Ich bin nur froh, dass du die richtige Entscheidung für dich getroffen hast“, stellte sie klar.
„Hoffentlich behältst du damit recht.“ Mit dieser rätselhaften Antwort ließ er sie stehen, und Stephanies Herz wurde mit jedem seiner Schritte, die im Treppenhaus verhallten, schwerer und schwerer.
„Wein! Ich brauche jetzt unbedingt ein Glas Wein!“, japste Joey und ließ sich auf Stephanies Kuschelsofa fallen. Unbekümmert legte sie ihre Füße, die in hohen Lederstiefeln steckten, auf den Kaffeetisch.
Belustigt musterte Stephanie ihre Zwillingsschwester, bevor sie in der Küche verschwand, um eine Flasche Rotwein zu öffnen. Jede Woche verbrachten die Schwestern wenigstens einen Abend miteinander, um über Gott und die Welt zu plaudern. Nicht, dass Stephanie ihrer Schwester viel zu berichten hätte. In den letzten Wochen hatte sie schließlich nur gearbeitet, gearbeitet und nochmals gearbeitet – in dem vergeblichen Versuch, die sehnsüchtigen Gedanken an Jordan zu verdrängen.
„Hast du einen harten Tag gehabt?“, fragte sie Joey und setzte sich ihr gegenüber in einen Sessel.
Ihre Schwester trank das halbe Glas leer, bevor sie antwortete. Sie trug noch eines der Kostüme, die ausschließlich für ihren beruflichen Alltag reserviert waren, und hatte die kurzen Haare modisch frisiert. „Nur einen harten Nachmittag. Dieser verflixte Typ!“, fluchte sie.
„Welcher Typ?“ Stephanie musste herzhaft über Joeys Gesichtsausdruck lachen.
„Gideon St. Claire. Das ist wohl der wichtigtuerischste, überheblichste Schnösel …“
„ Mein Gideon St. Claire?“, wollte Stephanie wissen und setzte sich ruckartig auf.
Joey prustete verächtlich. „Na, so würde ich ihn sicherlich nicht nennen.“
„Mensch, du weißt doch genau, wie ich das meine“, rief Stephanie ungeduldig. „Ich wusste gar nicht, dass Gideon persönlich vor Gericht zu tun hat.“
„Hat er auch nicht, Gott sei Dank!“ Angewidert schüttelte ihre Zwillingsschwester sich. „Er hat sich einen Termin geben lassen und ist bei mir im Büro aufgetaucht. Also, ich muss schon sagen, du hast da ein paar ziemlich einflussreiche Freunde, Steph.“ Sie gönnte sich noch einen kräftigen Zug aus ihrem Glas.
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