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Wie verkuppelt man eine Familie?

Wie verkuppelt man eine Familie?

Titel: Wie verkuppelt man eine Familie? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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sichten.
    Tucker liebte diese Tour ebenfalls, weil sie selbst dem wildesten Teilnehmer ein großes Stück Mut und alle überschüssige Energie raubte.
    Er blieb stehen, als sein Handy summte, holte es heraus und drehte sich zu der Kinderschar um. Alle sahen aus wie Lausbuben, die oft Unfug im Sinn hatten, doch momentan konzentrierten sie sich ganz auf die unwegsame Strecke.
    Er öffnete die SMS und las: Mir ist klar, dass du dich neulich nachts über mich geärgert hast.
    Er antwortete nicht sofort. Er konnte es nicht, denn das letzte Kind – mindestens fünfzig Pfund übergewichtig und viel zu warm angezogen für einen sengend heißen Tag – klappte zusammen und sank zu Boden wie ein Stein.
    Am späten Nachmittag erreichte Garnet endlich die lang ersehnte Reaktion auf ihre SMS. Lächelnd nahm sie den Anruf an und trat aus dem Verkaufsraum ins Freie.
    Tuckers Stimme klang leise und ruhig und machte sie trotzdem atemlos. Sie setzte sich auf eine Bank im Schatten.
    „Tut mir leid, wenn ich sauer gewirkt habe. Ehrlich gesagt dachte ich, dass du dich drücken willst.“
    „Vor der Gelegenheit, Kajak zu fahren?“
    „Ich habe es eher für einen Vorwand gehalten. Damit du dich zurückzuziehen kannst – vor mir, vor uns. Was weiß ich, vor dem, was sich zwischen uns entwickelt!?“
    „Ich habe abgesagt, weil eine meiner Angestellten ausgefallen ist. Sally hat mich mitten in der Nacht aus dem Krankenhaus angerufen.“
    Er räusperte sich. „Tut mir leid, dass ich sauer geworden bin und dir was Falsches unterstellt habe.“
    Das ist unfair, schoss es ihr durch den Kopf. Durch seine Aufrichtigkeit zwang er sie, ebenfalls ehrlich zu sein. „Dass ich wegen Sally abgesagt habe, stimmt zu hundert Prozent. Aber was du gedacht hast, stimmt auch. Ich mache mir schon Gedanken, wohin das mit uns beiden führt.“
    „Glaubst du, das geht nur dir so?“
    „Tucker, ich bin alles andere als der Typ Frau, mit dem du normalerweise zu tun hast: Ich habe keine Eliteuniversität besucht und bin weder eine Schönheit noch besonders vornehm.“
    „Ich dachte, das hätten wir längst geklärt. Meine Ehe mit einer klassischen Südstaatenschönheit war ganz und gar nicht lustig. Glaub mir, ich bin garantiert nicht auf eine Wiederholung aus.“
    Sie seufzte. Er schien ihre Sorge nicht zu verstehen. „Lass mich dir von den Hundertdollarscheinen erzählen.“
    „Du, ich bitte dich nicht darum!“
    Eine dicke schwarz-gelbe Hummel schwebte zur Ladentür, als ein Auto auf den Parkplatz einbog. Drei Kundinnen stiegen aus, während die schwangere Katze in der Sonne schlummerte.
    „Seit Petie geboren wurde – noch bevor Johnny gestorben ist –, pflegte meine Mutter mehrmals im Jahr zu Besuch zu kommen und diese Schatzsuche zu veranstalten, bei der sie im ganzen Haus Hunderter versteckt. Für gewöhnlich sind es zehn Stück.“
    „Okay“, sagte er.
    „Am Anfang habe ich das Geld zurückgegeben, aber sie hat es mir einfach immer wiedergebracht. Sobald Pete alt genug war, um zu begreifen, was Geld ist, hat sie ihn einfach einbezogen. Die Schatzsuche macht ihm irre Spaß und ihr auch. Nur mir nicht.“
    Am anderen Ende herrschte Stille. Dann murmelte Tucker erneut: „Okay.“
    „Ich habe aufgehört, ihr die Kohle zurückzugeben, weil es sinnlos ist. Seit geraumer Zeit zahle ich das Geld eben auf ein Konto ein. Es läuft auf ihren Namen, auf Petes und auf meinen. Also könnte sie es sich jederzeit zurückholen! Und zwischenzeitlich sammelt sich ein schönes finanzielles Polster für Petes Ausbildung an.“
    „Kein Wunder, dass du so unglücklich bist! Das klingt ja furchtbar.“
    Sie musste schmunzeln, wenn auch nur flüchtig. „Es geht um Vertrauen, Tucker, um Respekt. Meine Eltern haben zuerst zwei perfekte Töchter und dann mich bekommen. Weißt du, meine beiden Schwestern haben abgeschlossene Studiengänge und ich habe mit Hängen und Würgen die Highschool geschafft. Ich wurde schwanger, als ich das erste Mal mit einem Jungen geschlafen habe, und bin gleich nach meinem Schulabschluss mit ihm durchgebrannt.“
    „Ja und?“
    „Meine Eltern glauben nicht, dass ich meinen Sohn aus eigenen Stücken finanziell versorgen kann. Sie sind sehr großzügig, keiner macht mir Vorwürfe. Ich bin auch nicht unbedingt das schwarze Schaf in der Familie. Es ist nämlich noch viel schlimmer. Irgendwie hat sich bei mir ein Gendefekt eingeschlichen. Meine Mutter und meine Schwestern sind überwältigend und ich bin irgendwie gewöhnlich. Alle

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