Wie verkuppelt man eine Familie?
denen.“
„Danke, dass du mich daran erinnerst.“
Er grinste und verschlang sein Sandwich in etwa drei Sekunden. „Ich wollte nur sagen, dass du allmählich an Schlangen gewöhnt sein müsstest, da du so oft und gern draußen bist.“
„Ehe das passiert, gewinne ich einen Sechser im Lotto.“
„Sind wir vielleicht ein bisschen gereizt?“
„Ich bin nicht ohnmächtig geworden.“
„Ich glaube dir.“
„Mir ist nur ein bisschen übel geworden und ich musste mich kurz hinsetzen.“
„So in etwa hat Will es auch erzählt. Nur ein paar Details unterscheiden sich.“ Tucker hob in einer entwaffnenden Geste die Hände, gerade als sie ihm den Pappteller an den Kopf werfen wollte. „Fühlst du dich gut? Das ist alles, was ich zu fragen versuche.“
„Ich fühle mich blendend . Und es tut mir sehr leid, dass du von deiner Arbeit weggezerrt wurdest.“
„Du hast mich vor Dutzenden kreischenden Mädchen gerettet, die mir den letzten Nerv geraubt haben. Als Will mich angerufen hat, hätte ich beinahe vor Erleichterung geheult. Noch dazu, weil ich die einleuchtende Erklärung vorbringen konnte, eine Frau in Nöten retten zu müssen. Also bitte, bitte ruf mich jederzeit an, wenn du mal wieder auf eine Schlange stößt.“
Garnet musste lachen. „Okay. Ich gebe zu, dass ich gereizt war. Aber alle haben mich auch so … verhätschelt .“
„Ja, das kann ich auch nicht leiden. Du musst dich nicht entschuldigen.“ Er sammelte die Pappteller und Servietten ein, stellte sie beiseite und rückte näher. „Ich muss mit Will nach Hause, aber vorher möchte ich dir noch was sagen.“
„Was denn?“
„Auf der Fahrt hierher hat Pete mir etwas erzählt.“
Plötzlich sah er sie wieder so unverwandt an. Diesmal allerdings nicht nüchtern-forschend, sondern wie neulich in ihrer gemeinsamen Nacht, die ihr nicht mehr aus dem Sinn ging wie ein Ohrwurm, den sie nicht aufhören konnte zu summen.
Während er ihr von seinem Gespräch mit Pete berichtete, weckte sein Blick ein Kribbeln in ihr und raubte ihr den Atem. Das Umfeld rückte in unscharfe Ferne, während er ihre Bildfläche ausfüllte – komplett, mit Surroundeffekt und in HD.
Bis zu diesem Moment war sie sich vielleicht – nur vielleicht – nicht hundertprozentig sicher gewesen, ob sie sich wirklich mit Kopf und Kragen in ihn verliebt hatte. Nun jedoch zu erfahren, dass sie nach Ansicht der Kids zusammengehörten, rührte sie an. Tief im Innern, wo ihr Herz verborgen war, hatte sie sich womöglich erträumt, dass sie sich blendend verstanden und dass sie sich nirgendwo so wundervoll geborgen fühlte wie bei ihm. Dass sie sich lebhaft vorstellen konnte – obwohl sie nicht an Märchen und Happy-Ends glaubte –, tagtäglich neben Tucker aufzuwachen, und zwar nicht für kürzere Zeit als für den Rest ihres Lebens.
Allerdings … Ihr Herzschlag beruhigte sich abrupt wieder, denn Tucker schmunzelte, als wäre der Verkupplungsversuch der Jungen ein Scherz, der auf seinem Mist gewachsen war. Und diese Vermutung brachte sie wirkungsvoll zurück auf den Boden der Tatsachen. Sie war eine uninteressante Durchschnittsfrau. Wie oft musste sie sich diese Tatsache denn noch in Erinnerung rufen? Er dagegen war ein Mann von Welt und gehörte nicht weniger als der Aristokratie von South Carolina an.
Und Garnet wusste nur zu gut, wie sehr sie dazu neigte, impulsive dumme Fehler zu machen, die ihre Gefühle in Mitleidenschaft zogen.
Grinsend bemerkte sie: „Das ist echt witzig.“
„Witzig.“ Er wiederholte nur dieses eine Wort. Nicht wie eine Frage oder eine Zustimmung. Er sagte es einfach nur tonlos dahin.
„Petie neigt dazu, seine Fantasie mit sich durchgehen zu lassen. Ich hoffe, er hat dich nicht in Verlegenheit gebracht. Ich denke, es ist ein Anzeichen dafür, dass dein Plan aufgeht.“
„Welcher Plan?“
„Der Jungentausch. Es ist deutlich zu erkennen, dass Pete in dir eine Vaterfigur sieht. Einen Mann, mit dem er offen reden kann. Ich bin begeistert.“
„Du klingst nicht so.“
„Bin ich aber, sogar gewaltig. Ich muss nur ein bisschen lachen. Dass die Jungen sich etwas so Groteskes ausdenken. Ich hoffe, es hat deinen Bruder nicht total stutzig gemacht.“
„ Grotesk. Dass wir zusammenkommen, findest du grotesk. So siehst du das?“
Sie legte ihr strahlendstes Lächeln auf. „Natürlich. Ich denke …“
Abrupt stieß er einen Fluch aus, beugte sich über sie und drängte ihren Kopf zurück an das Polster. Mit einem harten heißblütigen
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