Wie vernascht man einen Millionär?
„Nach meiner Scheidung habe ich Dave von meinen Plänen erzählt, und er wollte mir die Sache glattweg verbieten. Er meinte, ich sollte mich in einer Wohltätigkeitsorganisation engagieren oder so was in der Art. Natürlich ist das eine gute Sache, aber ich wollte mehr. Ich wollte mir mein eigenes Unternehmen aufbauen, mein eigener Herr sein. Aber Dave meinte, es wäre zu riskant, in so ein unsicheres Projekt zu investieren.“
Missbilligend verzog Lucas den Mund.
Obwohl sie es sympathisch fand, dass Lucas in dieser Angelegenheit auf ihrer Seite stand, hatte sie das Bedürfnis, ihren Bruder in Schutz zu nehmen, ließ es dann aber doch. Stattdessen fügte sie sachlich hinzu: „Ich habe dann mit der kleinen Erbschaft, die meine Großmutter mir hinterlassen hat, mein Geschäft eröffnet. Und jetzt heißt es schwimmen – oder untergehen.“
„Ich finde das toll“, lobte er und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Ich habe größte Hochachtung vor Leuten, die wissen, was sie wollen, und eisern ihr Ziel verfolgen.“
„Danke. Wenn Dave das doch auch nur so sehen würde.“
„Na ja, Dave ist eben ein Fall für sich“, murmelte Lucas.
Nachdenklich musterte sie ihn. „So, jetzt habe ich dir mein Herz ausgeschüttet und dir meine dunkelsten Geheimnisse erzählt. Warum sagst du mir jetzt nicht, was zwischen dir und meinem Bruder vorgefallen ist? Woran eure Freundschaft zerbrochen ist?“
„Nein.“
„Ist das alles? Einfach: nein?“
„Frag doch deinen Bruder.“
„Der will es mir ja auch nicht sagen“, erwiderte Rose. „Aber früher oder später kommen alle Geheimnisse ans Tageslicht.“
„Nicht, wenn man vorsichtig ist“, sagte Lucas und sah ihr tief in die Augen. Sein Blick war so intensiv, dass sie wegschauen musste.
„Und, bist du das?“, fragte sie. „Ein vorsichtiger Mann?“
„Ja, immer“, erwiderte er und beugte sich zu ihr hinüber. „Ich bin ein King. Auch wir sind nicht völlig davor gefeit, mal Fehler zu machen. Aber wir machen niemals denselben Fehler zweimal.“
Vergeblich versuchte sie, in seinen Augen zu lesen, doch er hatte eine Mauer aufgebaut, die sie nicht durchbrechen konnte. Ihr war klar, dass hinter seiner Aussage mehr steckte, aber das würde sie nicht so leicht erfahren.
Trotz dieser schwierigen Themen herrschte zwischen den beiden jetzt eine sehr warme, fast intime Atmosphäre. Vielleicht lag es am guten Essen, das sie gemeinsam zubereitet und verzehrt hatten, vielleicht an der angenehmen Beleuchtung, der Dunkelheit draußen – aber es kam ihr vor, als wären sie die einzigen Menschen auf der Welt. Ein Gefühl, das ihr durchaus gefährlich werden konnte.
Lucas King war die Versuchung in Person. Selbst seine manchmal etwas barsche Art änderte nichts daran, dass sie immer mehr von ihm träumte. Dees Worte kamen ihr wieder in den Sinn: Das Leben genießen. Eine kurze Affäre mit Lucas – was sprach eigentlich dagegen?
Bei dem Gedanken, Lucas King zu verführen, durchrieselte sie ein wohliger Schauer. Würde sie das überhaupt hinkriegen? Ha, kein Problem, natürlich! Ihr war doch aufgefallen, wie er sie immer ansah. Und wenn sie sich mal zufällig berührten, sprühten die Funken.
Das wird immer gefährlicher, dachte sie und sagte plötzlich: „Ich glaube, ich mache jetzt erst mal den Abwasch.“
Kaum hatte sie Lucas den Rücken zugewandt, verzog sie das Gesicht, erschüttert über ihre eigene Feigheit. Seit Jahren träumte sie von diesem Mann, und jetzt, wo sie die besten Chancen hatte, was machte sie? Den Abwasch.
Sie ließ Wasser in die Spüle ein und war dankbar dafür, dass das Rauschen die Stille übertönte. Plötzlich hörte sie, wie Lucas aufstand und hinter sie trat. Bleib stark, befahl sie sich.
„Mach das nicht“, sagte er.
Von hinten griff er nach dem Wasserhahn und stellte ihn ab. „Lauf nicht vor dem davon, was gerade passiert.“
„Lucas …“
„Du willst doch jetzt gar nicht den Abwasch machen“, murmelte er in die angespannte Stille hinein. Dann legte er ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie zu sich herum.
Ihr Magen krampfte sich zusammen, ihr Mund wurde trocken. Sie holte tief Luft und sah ihn an. In seinen Augen lag Verlangen; er bemühte sich nicht einmal, das zu verbergen.
„Das wollte ich schon seit dem Abend tun, an dem wir uns zum ersten Mal geküsst haben“, flüsterte er und näherte sich mit seinen Lippen den ihren.
Immer näher kam er ihr, und ihr Herz raste. Sie bekam fast keine Luft mehr, und ihr
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