Wie vernascht man einen Millionär?
seinen Gedanken. „Ach, gar nichts. Ich beobachte nur die Lehrerin und mache mir im Kopf Notizen.“
„Ach so“, erwiderte sie lächelnd. „Dann pass mal gut auf, du Musterschüler.“
6. KAPITEL
„Das hat fantastisch geschmeckt“, lobte Lucas und nahm einen großen Schluck Rotwein. „Wirklich ganz ausgezeichnet.“
„Danke.“ Rose freute sich über das Kompliment. Auch sie fand, dass das Essen wirklich gelungen war. „Ich hatte mir schon gedacht, dass es dir schmecken würde. Wenn du es dir mal selber zubereitest, kannst du auch noch klein gehackte Chilischoten reintun. Das macht es schärfer.“
„Mir kann’s gar nicht scharf genug sein“, sagte er leise.
Wie er sie ansah, wie verführerisch seine Stimme klang! Mir ist es jetzt schon scharf genug, dachte sie. Ihr wurde ganz heiß. Die Situation hatte etwas … Gefährliches.
Er setzte sein Glas ab. „Du bist eine fantastische Köchin, Rose. Warum verplemperst du deine Zeit mit Kochunterricht, wenn du ein eigenes Restaurant führen könntest?“
„Oh.“ Seufzend lehnte sie sich zurück. „Ich muss gestehen, der Gedanke an ein eigenes Restaurant, in dem ich wundervolles Essen zubereiten kann, ist verlockend. Ich wollte schon zur CIA gehen und …“
„… und Agentin werden?“
Sie musste lachen. „Nein, zum Culinary Institute of America. Zu der berühmten Gastronomieschule, die zufällig die gleichen Anfangsbuchstaben wie unser Geheimdienst hat.“
„Ach so. Da lernt man natürlich was anderes.“
„Was völlig anderes.“
„Und? Warum hast du’s nicht getan?“
„Ach, da gab’s viele Gründe“, wich sie aus. Sie sah keinen Sinn darin, es näher auszuführen. Zuerst hatten ihr Vater und dann auch Dave ihre Pläne unterlaufen. Und dann hatte sie Henry geheiratet und steckte in einer unglücklichen Ehe fest. Nein, all das wollte sie nicht vor ihm ausbreiten, deswegen fügte sie nur hinzu: „Der Hauptgrund war das Geld. Es ist eine sehr teure Schule. Das kann ich mir im Moment nicht leisten.“
„Das verstehe ich nicht.“
Sie sah ihm an, wie verwirrt er war, und wusste, was er gerade dachte. Warum sollte Geld für jemanden aus dem Clancy-Clan ein Problem sein? Sie stammte aus reichem Hause und hätte durchaus über viel Vermögen verfügen können. Doch dafür hätte sie ihre Selbstständigkeit aufgeben und sich wieder ihrem großen Bruder fügen müssen.
„Ach, egal“, sagte sie schnell.
„Das ist überhaupt nicht egal. Rose, du bist eine Clancy.“
Das Thema war ihr unangenehm. Eigentlich ging das niemanden was an. Aber sie spürte, dass es Lucas wirklich ernsthaft interessierte, dass sein Interesse nicht nur geheuchelt war.
„Na schön. Also … Ich könnte sofort auf das Culinary Institute of America gehen, wenn ich bereit wäre, auf unser Familienanwesen zurückzukehren und mich Dave unterzuordnen.“
„Was?“
„Wow.“ Sie holte tief Luft. „Ich kann gar nicht glauben, dass ich dir das eben gestanden habe.“
„Hast du aber. Und jetzt musst du es mir auch näher erklären.“
„Ja, jetzt muss ich es wohl zu Ende bringen. Ich weiß ja, dass du und Dave nicht mehr miteinander sprechen …“
Seine Miene erstarrte.
„Und an deinem Gesichtsausdruck sehe ich, dass du darüber nicht reden willst. Aber weißt du – ich liebe meinen Bruder. Er ist immer gut zu mir gewesen. Er ist nur ein bisschen …“
„Übertrieben herrisch?“, versuchte Lucas zu ergänzen.
„Übertrieben fürsorglich“, korrigierte sie. „Und seit dem Tod unseres Vaters ist es noch schlimmer geworden.“
„Das mit deinem Vater tut mir leid“, murmelte Lucas.
In seinen Augen lag echtes Mitgefühl, und das berührte sie zutiefst. Egal was zwischen ihm und meinem Bruder war, dachte sie, auf jeden Fall trägt er es mir nicht nach. Ja, in seiner Gegenwart fühlte sie sich schlicht und einfach wohl. Und das ging ihr nicht bei vielen Menschen so. Vor allem nicht bei Männern.
Die meisten Männer, die sie kennenlernte, wollten etwas von ihr. In der Regel wollten sie sie benutzen, um an ihren Bruder heranzukommen. Aus reichem Hause zu stammen war nicht immer so angenehm, wie es sich die meisten Menschen vorstellten. Zum Beispiel wusste man nie, ob man um seiner selbst willen gemocht wurde – oder wegen des Geldes.
Immerhin dieses Problem hatte sie jetzt nicht mehr. Sie hatte auf den Reichtum der Familie verzichtet, um ihren eigenen Weg zu gehen.
„Gut, hier die Geschichte in Kurzform“, griff sie den Faden wieder auf.
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