Wie vernascht man einen Millionär?
er sich, folgte ihr und warf wieder einen höchst interessierten Blick auf ihre Kehrseite.
Sehr bald.
„Es soll eine Überraschung sein“, antwortete sie schließlich.
Eigentlich war er gar nicht scharf auf Überraschungen. Davon hatte er schon genug gehabt. Vor allem die Überraschung, dass sein Racheplan, den er eigentlich kalten Herzens hatte ausführen wollen, ihn jetzt doch irgendwie ganz schön mitnahm.
„Hast du meine SMS bekommen?“, fragte Rose.
„Dass ich die Steaks aus der Tiefkühltruhe nehmen soll? Ja, das habe ich gemacht.“ Ihr offenes Haar sah so verlockend aus. Viel besser als der Pferdeschwanz. Und ihre Hüften, ihre Beine …
Insgesamt wirkte sie recht selbstbewusst, so, wie er Frauen mochte. Damals, als sie sich kennengelernt hatten, war sie ganz anders gewesen – schüchtern und reserviert. Damals hatte sie die paar Male, als sie sich gesehen hatten, kaum etwas gesagt. Aber das mochte auch daran liegen, dass ihr Bruder Dave sie wie ein Schießhund bewacht hatte.
Schon damals hatte sie ihm sehr gut gefallen, aber Dave hatte dem schnell einen Riegel vorgeschoben. Er hatte Lucas zu verstehen gegeben, dass sie für ihn tabu war.
Plötzlich kam Lucas ein böser Gedanke: Hatte Dave seine Schwester vielleicht sogar benutzt, um Lucas bei der Stange zu halten, sein volles Vertrauen zu erwerben? Waren das schon die Schachzüge gewesen, um die Kings zu benutzen und zu betrügen?
Als er den Gedanken weiterspann, kam ihm noch ein ganz anderer Verdacht: War Rose vielleicht sogar von Anfang an die Komplizin ihres Bruders gewesen? Womöglich war sie gar nicht das sorgsam behütete Schwesterchen – sondern wissentlich der Köder. Schön und verführerisch. Immer in Reichweite, aber nie zu greifen. Eine Ablenkung, damit Lucas’ Wachsamkeit nachließ …
Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er sie misstrauisch, wie sie die Zutaten für das Essen bereitlegte. Gut gelaunt summte sie eine Melodie vor sich hin und sah mal wieder großartig aus. So schön, so unschuldig.
Aber wie unschuldig konnte sie überhaupt sein? Immerhin war sie eine Clancy.
Warum war er nicht schon früher darauf gekommen? Dave hatte zwar nicht zugelassen, dass Lucas Rose näherkam, aber er hatte schon dafür gesorgt, dass er sie immer mal wieder sehen konnte. Wenn man etwas fangen wollte, musste das Opfer durch einen Köder angelockt werden.
Das Opfer.
Wut stieg in ihm auf. Nein, das Opfer wollte er nicht sein, niemals. Eine skrupellose Familie hatte ihn hereingelegt, aber deshalb war er noch lange kein Opfer. Er sah sich eher als … Ja, als was? Als vertrauensseligen Trottel? Na gut, den Schuh musste er sich anziehen.
Aber das Blatt würde sich schon bald zu seinen Gunsten wenden. Er würde sich an Dave rächen. Und jetzt würde es ihm sogar noch leichter fallen. Denn wenn Rose wirklich Komplizin in dem schmutzigen Spiel gewesen war – was immerhin möglich war –, brauchte er sich auch nicht schuldig zu fühlen, wenn er sie benutzte, um sich zu rächen.
Lucas stellte die schwere Eisenpfanne auf den Herd, dass es schepperte. Rose fuhr herum und lächelte ihn an. „Das Essen heute Abend wird bestimmt köstlich. Und es ist so leicht zu zubereiten, dass du es dir jederzeit selbst machen kannst.“
„Gut zu wissen.“ Er vergrub die Hände in den Hosentaschen, lehnte sich gegen den Kühlschrank und beobachtete sie.
„Stimmt irgendwas nicht?“, fragte sie stirnrunzelnd.
„Alles in Ordnung“, gab er zurück. Er hoffte, es klang überzeugend. „Was sollte denn nicht stimmen?“
„Ich weiß auch nicht. Du wirkst heute so …“ Sie verstummte und schüttelte den Kopf. „Ach, ist auch egal.“
Ich muss bessere Laune an den Tag legen, freundlicher auf sie wirken, sagte sich Lucas. Schließlich darf ich sie nicht verscheuchen, bevor ich die Gelegenheit hatte, mich an ihrem Bruder zu rächen. Also setzte er sein nettestes Lächeln auf und murmelte: „Tut mir leid. Ich hatte einen harten Tag auf der Arbeit.“
„Was ist denn passiert?“
„Warum willst du das wissen?“, fragte er misstrauisch. Vielleicht erzählt sie alles brühwarm ihrem Bruder weiter, dachte er. Obwohl – nein, jetzt übertreibe ich es wirklich mit meinem Misstrauen. Wahrscheinlich hat Dave die Kings schon lange vergessen und sich inzwischen andere Opfer gesucht.
„Mein Gott, ich wollte nur Small Talk machen“, erwiderte sie etwas gereizt. „Ich dachte, du wolltest vielleicht darüber reden. Aber wenn du das nicht möchtest,
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