Wie Viel Bank Braucht der Mensch?
Eigenkapital halten müssen. So richtig krisenfest und stabil wäre all das allerdings nicht. Es blieben Schulden wie Herdentriebe. Und es würde auch das enorme Vermögensgefälle nicht nennenswert kleiner werden oder Mittel größeren Umfangs wieder in die Realwirtschaft gehen.
Wer etwas mutiger ist, kann da schon weiter kommen – mit höheren Transaktionssteuern, häufigeren Interventionen an Rohstoffund Devisenmärkten und, von mir aus, einer Verdopplung der Eigenkapitalforderungen aus Basel III. Selbst das würde die Logik des Systems nur nicht entscheidend ändern. Es gäbe immer noch manisch-depressive Wellen, wenn auch deutlich weniger folgenschwere, und die Finanzwelt würde im Zweifel immer noch bestimmen, wer gut und wer schlecht ist.
Wer nach dreißig Jahren holpernd-krachender Finanzglobalisierung eine ganz neue Ära will, muss da noch einiges mutiger und konfliktbereiter sein. Da braucht es Leute, die nicht ganz so viel auf die gute Laune von Bankern setzen, dafür aber mehr darauf, dass wir künftig wieder ruhig schlafen können – und unsere Kinder in einer Welt leben, in der nicht alle paar Jahre Rezessions- und Währungspanik ausbricht, nur weil die Jungs aus der Bankengang mal wieder euphorisch auf einer irren Welle geritten sind und sich komatös gegenseitig Kredit gegeben haben.
Dann ist es allerdings auch nötig, die beschriebenen fünf Säulen einer besseren Finanzära progressiv aufzubauen.
Bei den Finanztransaktionssteuern ist der erste Schritt gemacht – auch wenn noch nicht alle mit von der Partie sind. Die Einsicht wirdauch in anderen Ländern reifen, wenn die Finanzjungs weiter so viel Unsinn machen. Schon ein bisschen Steuern würden ja reichen, um das Gros des Gaga-Handels auf einen Schlag auszuschalten.
Würden allmählich feste Vereinbarungen zwischen den großen Währungsräumen getroffen, wäre bald auch ein Großteil des Spuks am Devisenmarkt vorbei, dem größten Finanzmarkt von allen. Das würde das Geschäft sozusagen zwangsstabilisieren. Dazu kämen noch strikte Grenzen für Rohstoffpreiskapriolen und eine progressive Ächtung des Handels mit Agrarfonds. Was wiederum eine Menge Zappelfinanzgeschäfte ausschalten würde. Gut, wenn es dann noch Sicherungsmechanismen gegen das Spekulieren mit Staatsschulden gäbe – noch ein Markt ohne Explosionspotenzial.
Wenn der Rest dessen, was die Banken untereinander treiben, mit Eigenkapital von 20 bis 30 Prozent unterlegt werden müsste, dürfte das Potenzial für absurde Wellenbewegungen endgültig schwinden – wenn die Quoten mit der Gefahrenlage schwanken und es bei sich abzeichnender Blasenentwicklung noch deutlich höhere Anforderungen gäbe, sprich: der erlaubte Verschuldungsgrad dann drastisch reduziert würde.
All das würde bei guter Handhabung jede Euphoriewelle binnen Kurzem stoppen. Da bliebe nicht viel Potenzial für Crashs und andere Absurditäten übrig. Die Kombination aus Besteuerung, höheren Eigenkapitalquoten sowie neuem Währungs- und Rohstoffsystem würde stattdessen gleich auf mehrfache Art dazu beitragen, überhöhte Renditen im Finanzgeschäft verschwinden zu lassen. Und darüber hinaus auch das Gefälle zwischen den Einkommen zu stoppen und Geld für reale Investitionen frei zu machen.
Dabei würde das niemanden abhalten, weiter mit real angebundenen Finanztiteln zu handeln, ob mit Aktien oder Anleihen – oder solide begründbar Kredite für lohnende Investitionen zu vergeben. Im neuen System wären entwickelte Finanzgeschäfte ja nicht verboten. So manches moderne Finanzprodukt wird es noch geben, wenn es genug realen Mehrwert bringt und unter neuen Anforderungen noch lukrativ ist. Nur dürfte sich niemand mehr über Schulden in Vermögensspiralen steigern. Dann wäre es auch nicht schlimm, wenn am Aktienmarkt mal eine kleine Blase entstünde. Das Platzenhätte nicht mehr so fatale Folgen für den Rest der Wirtschaft – und für Leute, die nichts dafür konnten. Neue Welt, neues Motto: selbst produziert, selbst ausbaden.
Es lässt sich schwer ermessen, um wie viel all das den Finanzsektor genau schrumpfen ließe – und ob das Ergebnis genau so aussähe wie die Banken in den 50er bis 70er Jahren. Nur ist das auch kein Selbstzweck. Entscheidend ist, ob die Welt nachher stabiler ist und Mittel wirtschaftlich und gesellschaftlich sinnvoller genutzt werden. Da spricht einiges für die fünf Reformsäulen.
Klar, das klingt nach viel Regulierung und wenig Selbstbestimmung. Nur ist letzteres ja
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