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Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Titel: Wie Viel Bank Braucht der Mensch? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fricke
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Nutzen für die relativ wenigen, die auf dem Sonnendeck der Vermögensmehrung standen. Was einen ernüchternden Schluss aufdrängt: dass es uns heute besser ginge, wenn die Truppe um Friedman, Thatcher und Reagan vor dreißig Jahren nicht angefangen hätte, die Finanzbranche loszulassen und sich selbst zu überlassen – im naiven Vertrauen auf die Selbstheilungskräfte des Marktes und stabilisierende Spekulanten. Dann hätten wir weniger Vermögensblasen und weniger Crashs, weniger Schulden und weniger Einkommensgefälle. Und dafür mehr Wirtschaftswachstum.
    Das Experiment Finanzglobalisierung ist einfach krachend gescheitert. Friedmans Idee hat das Zeug, als Beispiel besonderen menschlichen Versagens in die wirtschaftspolitische Geschichte einzugehen.
    Mit ein paar Korrekturen an Bonuszahlungen und stärkerer Aufsicht ist es nicht getan. Die Frage ist, ob wir nicht erst dann wieder ohne Krisensorgen schlafen werden, wenn die Finanzbranche dorthin zurückkehrt, wo sie vor ihrem Ausbruch in den 80er Jahren war – zu einer Zeit, in der die deutsche Wirtschaft ganz ohne Bankenzauber ein Wunder hinbekam und stärker wuchs als seit der Finanzglobalisierung. Es geht darum, ein Funktionsproblem zu beseitigen: jenes Über- und Unterschießen von Finanzwerten, das »in der Natur des Geldes und der Banken« liegt, so Bezemer.
    Eigentlich sollte jeder zusätzliche Umsatz mit Finanzprodukten mehr Effizienz ins System bringen, noch mehr Informationen und noch bessere Preisurteile. Mehr ist besser. Automatisch und selbstredend. Wenn in Wirklichkeit aber Herdentriebe und Prozyklik das tägliche Treiben der Finanzmärkte stark bestimmen, verkehrt sich das Ganze, gilt plötzlich das Gegenteil. Und das macht einen enormen Unterschied. Dann wird die Wucht von Fehlentwicklungen mit der Zahl der Herdentiere größer, nicht kleiner – dann wird das Grundproblem mit zunehmendem Volumen potenziert und nicht verringert. Je mehr Multimilliarden in der Stunde gehandelt werden, desto stärker schießen bei einem laufenden Trend die Kurse über. Weil bei Funktionsversagen noch mehr Leute dem (irren) Trend hinterher laufen und die Kurse noch stärker von der Realität abheben. Dann laufen nach Platzen einer Blase noch mehr Herdentiere davon, gibt es noch mehr Beteiligte, die plötzlich in Finanznot geraten und Schulden loswerden wollen. Dann wird der Schaden bei zunehmender Narrenfreiheit größer, nicht kleiner, wie es sein sollte.
    Es war keine gute Idee, die Märkte immer mächtiger werden zu lassen. Im Gegenteil: Mit steigendem Volumen und größer werdender Freiheit wachsen eindeutig die Schäden – und nicht umgekehrt. Deshalb muss die neue Leitlinie dringend heißen: Weniger ist mehr. Deshalb muss die Beweislast für Finanzinnovatoren umgekehrt werden: Da sollte jeder, der mehr will, den Beleg antreten, dass sich damit wirklich Mehrwert schaffen lässt – und nicht die nächste Krisenursache droht.
    Nach 30 Jahren immer neuer Crashs und absurderer Ressourcenverteilung könnte die Welt eine ähnliche Revolution brauchen wieeinst diejenige der Margaret Thatchers, Ronald Reagans und Milton Friedmans. Zurück in eine Welt, wo die Banken eine bescheidene und gerade deshalb wichtige Rolle spielen, wo sie finanziell solider und stabiler aufgestellt sind. In eine Welt, in der sich das größte Geld wieder (stärker) mit Investitionen in Maschinen und Dienstleistungen verdienen lässt.
    Es geht es um einen regelrechten Ausstieg – einen Bankenausstieg, der in seiner Dimension und Natur vergleichbar ist mit dem Ausstieg aus der Atomenergie, wie ihn die deutsche Bundesregierung seit der Atomkatastrophe in Japan 2011 begonnen hat. Um eine ähnlich groß daher kommende Wende. Nur dass es um noch viel tiefer verankerte Interessen geht.
    Wie so ein Bankenausstieg aussehen könnte – darum geht es im zweiten Teil dieses Buchs.

Zweiter Teil

Vom Ausstieg als Chance – warum es uns ohne Bankenwahn besser ginge
    Ob Aktiencrash, Asien-Krise oder New-Economy-Sturz – bis zur Großen Finanzkrise 2007 wiegelten Aufseher und Finanzmarktfans noch ab: keine Panik! Wenn Investoren erst nach Asien rennen und dann schnurstracks wieder davon, habe das nichts mit Funktionsmängeln des Markts zu tun, dann liege das an den Ländern und ihren Regierungen. Stichwort: mangelnde Transparenz. Die haben den Investoren halt nicht alles gesagt. Aha, und schon ist das Weltbild wieder in Ordnung.
    Dann wurden Statistikämter in Schwellenländern gedrängt, schneller

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