Wie Viel Bank Braucht der Mensch?
bekannt: Deflation und Massenarbeitslosigkeit. Gefolgt von der Naziherrschaft.
Es ist nach all diesen Erfahrungen reichlich geschichtsvergessen, in solch kritischer Lage das Fallenlassen kriselnder Banken zu propagieren, wie es deutsche Ökonomen wie Stefan Homburg auch nach 2007 wieder taten. Dass das Desaster der 30er Jahre sich rasch wiederholen kann, hat sich gezeigt, als die US-Regierung Lehman fallen ließ und das genau die Eskalation mit sich zu bringen drohte, die nach 1929 in der Katastrophe endete. Die Frage ist, wie sonst die Banken schrumpfen sollen, ohne dass dies eine gefährliche Kreditnot auslöst und der Rest der Wirtschaft in die Depression stürzt. Wahrscheinlich ist es dann besser, manche Bank und manchen Pleitekandidaten erstmal zu retten und zu stützen – und die Schrumpfung erst dann richtig beginnen zu lassen, wenn die akute Krise vorüber ist.
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Wenn das stimmt, wirken auch die Rufe derer gewagt, die das Übel im Billiggeld vermuten und deshalb seit Ausbruch der Krise dagegen wettern, wenn Notenbanken günstig Geld ins System schießen. Letzteres soll die Logik einer Deflationsspirale brechen, wie es sie damals gab. Da geht es darum, den Liquiditätsschwund zu stoppen,der sich in so einer Krise zu verselbständigen droht. Nur so lässt sich eine Spirale verhindern, wie sie einst Deutschland, die USA und Japan erfasste. Ein Großteil der Geldzugabe dient dazu, den Schwund zu verhindern – so idiotisch es wirken mag, eine Schuldenkrise durch vermeintlich mehr Schulden beheben zu wollen, wie Populärökonomen ätzen. So einfach ist die Krisenwelt nicht.
Fraglich ist ja auch, ob der Immobilienboom und etliche Spekulationen in den USA oder Spanien in den vergangenen Jahren zu verhindern gewesen wären, wenn die Notenbanken ihre Leitzinsen schneller angehoben hätten. Sie hätten die Sätze schon sehr stark anheben müssen, um Spekulationsgewinne im zweistelligen Prozentbereich tatsächlich unattraktiv wirken zu lassen – was mit hoher Sicherheit dazu geführt hätte, dass kaum ein (realwirtschaftliches) Unternehmen sich mehr solche Kredite für sinnvolle Investitionen hätte leisten können. Hätte sie die Sätze dagegen nur ein bisschen schneller angehoben, wäre die Blase dadurch kaum verhindert worden.
Amerikas Verantwortliche scheinen seit 2007 manche Lehren aus der Krise nach 1929 gezogen zu haben. Notenbankchef Ben Bernanke hat eben viel darüber geforscht, wie es zu der Katastrophe kommen konnte. Auch Christina Romer, Barack Obamas erste Chefin des Council of Economic Advisers, ist Wirtschaftshistorikerin. Ergebnis: Der US-Präsident ließ rasch Banken mit Liquidität stützen und mächtige Konjunkturpakete auflegen. Was erklärt, warum die Abwärtsspirale 2009 gestoppt werden konnte und die Depression diesmal ausblieb.
Ähnliches gilt mit Abstrichen für die Europäer, die alles daran setzten, eine Pleitewelle bei den Banken zu verhindern, und die Kreditinstitute stattdessen mit Geld stützten. Auch hier wirkte das Gespenst der 30er noch. Weniger leider, als es darum ging, den Griechen und anderen Austeritätsprogramme aufzuerlegen, die in Deutschland in den 30er Jahren zur Katastrophe geführt hatten.
Drei Jahre nach dem Crash von 1929 war die US-Wirtschaftsleistung um mehr als 40 Prozent kollabiert, es herrschten Massenarbeitslosigkeit und Exportkrise; vier Jahre nach dem Lehman-Crash von 2008 erzeugte die US-Wirtschaft schon wieder mehr als vorher,die amtliche Arbeitslosigkeit liegt deutlich unter 10 Prozent, und der Export ist auf neue Rekorde gestiegen. Auch der Einbruch des Welthandels war, anders als in den 30er Jahren, schon nach zwei Jahren wieder wettgemacht. In Deutschland gab es als spektakulärste parteipolitische Neuerung nach dem Börsencrash diesmal den Einzug der Piraten in Landesparlamente und die Implosion der FDP. Auch das hätte schlimmer kommen können.
Das vermeintliche Dilemma: Je besser es gelingt, die Depression nach dem Platzen einer Finanzblase zu verhindern, desto geringer ist vorerst der Sanierungs- und Schrumpfungsdruck auf die Banken. Hier gilt zu belegen, dass ein radikaler Umbau der Finanzbranche auch ohne gesamtwirtschaftliche Katastrophen gelingen kann. Es hat ja niemand behauptet, dass das einfach ist. Es kommt womöglich auf die richtige Abfolge und Dosierung des Bankenausstiegs an. Ist die akute Gefahr einer Abwärtsspirale einmal abgewendet, führen die neuen Regeln für Banken auch nicht mehr so schnell dazu, Pleitewellen zu
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