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Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Titel: Wie Viel Bank Braucht der Mensch? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fricke
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es wäre für manchen Spekulanten am Derivatmarkt gar nicht mehr lukrativ, schnell einzusteigen, um wieder auszusteigen – weil der schnelle Gewinn nicht größer ist als die Steuer, die zu zahlen ist. Wobei es hier besonders wünschenswert wäre, dass die Steuer auch in denUSA eingeführt würde, da an der Börse in Chicago die meisten Rohstoffgeschäfte abgewickelt werden.
    Gut wäre es auch hier, die Transaktionssteuer variabel anzupassen – und zum Beispiel nach fester Formel anzuheben, wenn die Kurse an dem betreffenden Rohstoffmarkt in kurzer Zeit deutlich stärker steigen als es ökonomisch nachvollziehbar ist oder im langfristigen Schnitt vorkam. Das wäre eine Art verkehrsabhängige Tempobegrenzung. Bei Überschreitung würden dann automatisch Bremsmechanismen in Form höherer Steuern auf jede weitere Transaktion einsetzen.
    Natürlich kann so ein extremes Hochschnellen von Preisen immer auch fundamental begründet sein – etwa durch einen plötzlichen Ernteausfall oder einen kriegsbedingten Ausfall der Ölproduktion. Nur kommt das in dem Ausmaß in Wirklichkeit nicht so oft vor. Und in jedem akuten (Extrem-)Fall könnte eine Expertenkommission immer noch urteilen, ob es fundamental genügend gute Gründe für das starke Preissignal gibt – oder dahinter eben doch relativ eindeutig ein Herdenphänomen mit stark spekulativer Grundlogik steckt. Schnellt binnen weniger Tage der Preis für Zuckerrohr um, sagen wir, 30 Prozent hoch, muss man schon tief im Marktglauben verloren sein, um so etwas noch als sinnvoll einzustufen.
    Noch ein Schritt weiter wäre, die Kursentwicklungen an jedem wichtigen Rohstoffmarkt per se auf eine mehr oder weniger großzügige Bandbreite zu begrenzen – und bei Überschreiten automatisch zu intervenieren. So wie es die OPEC de facto lange angestrebt hat. Das funktioniert natürlich nur, wenn alle wichtigen Anbieter des Rohstoffs mitmachen – und bei Über- oder Unterschießen das eigene Angebot so anpassen, dass sich die Kurse normalisieren. Regierungen und internationale Organisationen hätten durchaus Mittel, Markttrends zu stoppen, so Flassbeck. Sie müssen im Grunde nur das machen, was nach monetaristischer Urlehre eigentlich die Spekulanten hätten tun sollen: die Kurse durch Kauf oder Verkauf gegen den Trend wieder auf vernünftigere Niveaus zurück bringen.
    Dass so etwas angeblich nicht geht, weil Aufseher auch nicht besser wissen als der Markt, wo der richtige Preis liegt – wie Marktanhänger gern einwenden –, erübrigt sich als Gegenargument, wennoffenbar ist, dass die Märkte es auch nicht wirklich wissen – und im Gegenteil dann der Herde immer wieder hinterher laufen und Rohstoffpreise mal binnen Wochen 50 Prozent steigen und wieder fallen. Warum sollten der IWF oder die UNO nicht kompetente Leute einsetzen können, die zumindest festlegen können, wann Rohstoffkurse offenbar gefährlich überschießen – wenn die Märkte damit derart überfordert zu sein scheinen?
    Effizienzcheck kontrollierte Rohstoffe
    Auch der Wunsch nach stabilisierten Rohstoffpreisen mag erstmal utopisch klingen – zumal das Dogma von den immerweisen Märkten noch hartnäckig nachwirkt. Es müssen ja deshalb nicht sozialistische Verhältnisse auf den Rohstoffmärkten einziehen. Es wäre aber eine Menge geholfen, sich gegen Exzesse zu versichern – ob durch öffentlichen Druck, Obergrenzen für besonders spekulativen Rohstoffhandel, eine Steuer auf jede Transaktion, die auch den spekulativen Hochfrequenzhandel mit Rohstoffderivaten schwinden ließe, oder notfalls direkte Interventionen. Letztere ließen sich ja auf die krassesten Fälle beschränken. Dass das nicht immer glasklar zu definieren ist, darf kein Grund sein, so viel Unsinn laufen zu lassen.
    Sollte es gelingen, die absurdesten Ausschläge an den Rohstoffmärkten zu stoppen, würde auch das gleich mehrfach stabilisierend wirken. Limits für bestimmte Handelsklassen würden den Herdentrieb stark bremsen, ebenso wie eine Umsatzsteuer (Ziel A). Würde so eine Steuer je nach Ausmaß der Preisexzesse angepasst, gäbe es zudem eine eingebaute Automatik, prozyklische Trends an Rohstoffmärkten zu kontern, also zu verhindern, dass steigende Kurse zu weiter steigender Nachfrage und nochmals steigenden Kursen führt – dann stiege bei entgleisenden Kursen künftig die Steuer, was Nachfrage und Preise dämpft (Ziel B).
    Wenn der spekulative Teil des Rohstoffhandels schrumpft, schwinden auch die Möglichkeiten, mit solchen

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