Wie viel kann eine Frau ertragen
aus Georgien/Russland, und er verbrachte sehr viel Zeit mit ihr. Bei ihr hat er auch das Schlafzimmer aufgestellt. Zu der Zeit war sie noch nicht verheiratet, aber ein neues Schlafzimmer mit Doppelbett brauchte sie. Wer weiß, vielleicht für die beiden?
Diese Frau wollte ihre Kneipe aufmachen und dafür brauchte sie ja auch Mehmed. Er war Feuer und Flamme, mit ihr diese Kneipe zu betreiben. Zwischenzeitlich heiratete sie und war auch nicht mehr alleine. Aber ihren Mann wollte sie aus irgendwelchen Gründen nicht in der Kneipe haben. Mehmed blieb sehr oft nachts in Bremen, was er da gemacht hat, das weiß ich nicht. Wenn ich ihn mal nachts auf seinem Handy angerufen hatte, weil ich auch nicht schlafen konnte, drückte er mich ganz einfach weg, als ob ich nicht seine Frau wäre. Er war sehr egoistisch und lebte nur sein Leben, ich aber war noch immer blind wie ein Huhn. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich so blauäugig war und dass ich ihm alles geglaubt habe.
Selbstständigkeit
In Brinkum war ich als Pflegedienstleitung beschäftigt. In dieser Zeit wollte mein Mann sich selbstständig machen. Er lieferte mit dem LKW Ware für unseren Bekannten aus. Als Selbstständiger brauchte er aber ein GüKG-Schein. Dann hat er sich bei einer Fahrschule angemeldet und konnte an einem Montag zum Fahrschulunterricht fahren. Aber seine deutsche Sprache war dann doch nicht so gut, dass er es selber machen konnte. Er rief mich auf Arbeit an und erzählte mir, dass er es nicht schaffen würde. Und so wie es aussehen würde, müsste ich es wohl machen. Ja, was tut eine Frau nicht alles, um ihren Schatz glücklich, zufrieden zu sehen und auch zu erleben.
Aber sicher war ich bereit, das auch noch für ihn nebenbei zu machen. Auf was ich mich da eingelassen hatte, würde ich erst später erfahren. Ach ja, die nächste Prüfung bei der Industrie- und Handelskammer war in vier Wochen. Und bis dahin musste ich alles wissen, um diese Prüfung abzulegen. Dieser Schein war einfach sehr wichtig, es war mein Ziel, es meinem Mann zu ermöglichen, dass er als selbstständiger LKW-Fahrer arbeiten konnte.
Mein Tagesablauf in der Woche sah folgendermaßen aus: Bevor ich zur Arbeit gefahren bin, stand ich um 2 oder 3 Uhr morgens auf, um zu lernen. Bis 5:30 Uhr saß ich im Wohnzimmer und habe gebüffelt. Mein Mann hat im Bett gelegen und geschlummert, die Kinder natürlich auch. Danach geduscht und pünktlich aus dem Haus, damit ich bloß früh genug auf Arbeit war. Bis zu meiner Arbeitsstätte fuhr ich circa eine Stunde, und das fünf Tage die Woche. An jedem Wochenende kam der Fahrschullehrer zu uns nach Hause. Wenn er da war, hatten wir erst zusammen gefrühstückt. Danach fuhr mein Mann mit den Kindern nach Bremen und ich musste mir auch am Wochenende dieses Programm reinziehen.
Es waren vier Wochen und Wochenenden, die so gelaufen sind. Das letzte Wochenende vor der Prüfung war mein Fahrschullehrer genervt von mir, weil ich diesen Stoff nicht mehr behalten konnte. Ich war einfach müde und erschöpft. Ich hatte ihn dann nach Hause geschickt und ich selbst bin ins Bett. Ich habe dann drei Stunden in einem geschlafen. Es tat mir richtig gut.
Am Dienstag war dann die schriftliche Prüfung. Wir waren ganz pünktlich da, dann bin ich in den Raum mit den anderen Prüflingen. Wir waren etwa fünfundzwanzig Prüflinge, die alle in einem Raum waren. Jeder saß an einem Tisch und hatte vier Stunden Zeit für die schriftliche Prüfung. Teilweise war ich mir meiner Sache sehr sicher, bei anderen Fragen dann aber auch nicht. Nach dieser schriftlichen Prüfung konnte ich mich endlich erholen.
Nach zwei Wochen bekam ich einen Brief, in dem drinstand, dass ich die schriftliche Prüfung bestanden hatte, und eine Einladung zur mündlichen war auch drin. Die mündliche war in zwei Wochen. So hatte ich noch etwas Zeit zu lernen. Vor der mündlichen Prüfung hatte ich mehr Angst als vor der schriftlichen.
Als wir im September dann zu der Industrie- und Handelskammer gefahren sind, dachte ich nur noch, hoffentlich schaffst du es. Es war für mich sehr aufregend und stressig, weil ich diesen Druck im Nacken hatte. Wir mussten diesen Schein unbedingt haben.
Ja, mit Ach und Krach habe ich dann die mündliche Prüfung hinter mich gebracht. Als ich aus dem Prüfungsraum rauskam, konnte ich nicht mehr laufen. Ich hatte noch nie so etwas erlebt. Normalerweise lerne ich ganz leicht und gut, aber nach diesem „Crashkurs“ hatte ich keine Kraft
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