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Wie viel Mensch braucht ein Hund: Tierisch menschliche Geschichten (German Edition)

Wie viel Mensch braucht ein Hund: Tierisch menschliche Geschichten (German Edition)

Titel: Wie viel Mensch braucht ein Hund: Tierisch menschliche Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Maja Nowak
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anfing, selbst zu entscheiden, wann er ihn haben will. Sie haben es ja am Kühlschrank gesehen.«
    »Das ist wahrscheinlich die einzige humorvolle Sucht, die ich bisher kennengelernt habe«, sage ich schmunzelnd.
    Dann klatsche ich mir kurz mit der Hand auf den Oberschenkel: »Wie ist es, wollen wir uns jetzt dem Springinsfeld widmen?«
    »Oh ja, mein Gott, jetzt hat uns der Berthold ganz aus dem Konzept gebracht«, sagt der Mann entschuldigend.
    »Maxwell, komm mal her«, lockt er den jungen Hund mit vornübergebeugtem Oberkörper. Der junge Hund läuft freudig auf ihn zu und wirft das inzwischen um zwei Drittel dezimierte Spielzeug vor den Mann. Die roten Plüschreste sind um das Sofa verteilt.
    »Sie könnten dieses Spielzeug zum Beispiel einmal in der Weise beanspruchen wie Berthold seinen Becher«, schlage ich vor.
    »Aber ich will es doch gar nicht haben, warum muss ich es ihm denn dann wegnehmen?«, fragt der Mann erstaunt.
    Ich muss nachdenken, denn auf alle Fragen bin auch ich nicht vorbereitet. »Vielleicht trifft es dieser Vergleich nicht ganz, aber ein Dirigent will auch nicht die Noten seiner Musiker in seinen Besitz bringen, er muss sie jedoch gestalten. Wenn ein Musiker ein Adagio zu schnell spielt, würden Sie ihn als Dirigent auch zur Zurückhaltung mahnen und diese notfalls durchsetzen. Sie brauchen also nicht scharf auf das Spielzeug Ihres Hundes sein, um zu entscheiden, in welcher Weise er damit umgehen soll. Wenn Sie nicht möchten, dass er es zerlegt und dabei vielleicht die Plastikquietsche oder den Plüsch verschluckt, können Sie ihm das sagen.«
    »Gut, und wie mache ich das?«, fragt der Mann in nicht sonderlich überzeugtem Tonfall.
    Ich überlege gerade, wie ich ihn dazu motivieren kann, aus eigener Überzeugung heraus Regeln aufzustellen und nicht, weil ich es verlange. Da kommt mir der Hund selbst zu Hilfe. Des zerfledderten Plüschrests nun offenbar überdrüssig geworden, springt Maxwell mit einem riesigen Satz auf das Sofa und attackiert ein reich mit Blumen besticktes Sofakissen. »Rrrrrrrrrrrr«, wird das Kissen darüber informiert, dass es ihm nun an die Federn geht.
    »Lässt du das bleiben!!!«, donnert der Bass. Und entschuldigend zu mir gewandt: »Das ist ein Erbstück meiner Großmutter!«
    Maxwell beginnt das Kissen zu schütteln.
    »Schluss!« Der Mann greift nach dem Hund, der sich seinem Griff geschickt entzieht und mit dem Kissen davonläuft.
    Ich nutze den Vorteil, dass sich Maxwell nur nach hinten gegen den Mann absichert, und schneide ihm von vorn den Weg ab. »Ssssst!« Überrascht stoppt er und blickt sich nach einem geeigneten Fluchtweg um. Der Mann bemerkt die Absicht des Hundes und kommt näher heran, um Maxwells Möglichkeiten einzuschränken. Maxwell will eine seitliche Lücke nutzen, doch der Mann steht schon vor ihm.
    »Schhhh!« Dieser Laut klingt bei dem Opernsänger, als wäre aus einem Fahrradschlauch die Luft mit einem einzigen Stoß entwichen. Beindruckt lässt Maxwell das Kissen fallen.
    Der Mann bückt sich und hebt es auf. Der junge Hund, von der Bewegung der Beute erneut angestachelt, springt an ihm hoch und versucht, in das Kissen zu beißen. Der Mann zieht es nach oben und hält es über seinen Kopf. Die Sprünge des Hundes werden höher. Um sich abzustützen, landet er mit den Vorderpfoten auf der Brust des Mannes.
    »Wenn Sie etwas als Ihr Eigentum erklären wollen, dürfen Sie es nicht in Sicherheit bringen, sondern müssen es beanspruchen. Schieben Sie dabei den Hund von dem Gegenstand weg, statt diesen von ihm wegzuschaffen. Am besten, Sie lassen das Kissen einfach einmal auf den Boden fallen, erklären es mit ›Scht‹ oder ›Nein‹ zum Tabu und korrigieren Maxwell, wenn er heranwill. Dann haben Sie das gleich geklärt.«
    »Was kann ich denn machen, wenn er trotzdem dran will?«, fragt der Mann und hält weiter mit einem Arm das Kissen nach oben.
    »Sie können ihn zurückschieben oder Ihren Fuß auf das Kissen stellen«, schlage ich vor.
    Unvermittelt lässt der Mann das Kissen fallen, stellt einen Fuß darauf wie ein Torero und streckt die Hand nach vorn. »Nein!« Der Hund ist einen Moment unschlüssig, springt dann jedoch nach vorn und setzt ebenfalls eine Pfote auf das Kissen. »Nein! Nein!! Nein!!!«, ruft der Mann. Der Hund schnappt in das Kissen hinein. »Es klappt nicht«, sagt der Mann resigniert und gibt das Kissen frei, indem er zurücktritt.
    Damit dem Erbstück kein Unbill passiert, nehme ich schnell die von ihm aufgegebene

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