Wie war das noch - Schulwissen neu aufpoliert
sich hiervon eine Demoralisierung der Bevölkerung. Doch
vergeblich: Die vielen nächtlichen Bombenangriffe lassen die Menschen in den brennenden Städten nicht nur körperlich, sondern auch in ihrem Durchhaltewillen näher zusammenrücken. Unterstützt von der nicht nachlassenden Propaganda der NS-Führung, die unverdrossen für Siegeszuversicht sorgt: im Radio (über die weit verbreiteten Volksempfänger ) und im Kino (in der »Wochenschau«, die als wöchentlich produziertes Nachrichtenmagazin im Vorprogramm vor dem Hauptfilm gezeigt wird).
Militärisch geht Deutschland seiner Niederlage entgegen. Bei Stalingrad wird die deutsche Armee in einer der größten Schlachten des Zweiten Weltkriegs geschlagen ( Januar 1943 ). Die Rote Armee Russlands siegt und nimmt mehr als hunderttausend feindliche Soldaten gefangen. Nur 5000 von ihnen überleben; mehr als 700 000 Tote hat die Schlacht um Stalingrad am Ende auf beiden Seiten gefordert.
1944 landen amerikanische Soldaten in der Normandie und besiegen dort die deutschen Besatzer. Als im April 1945 die Alliierten Berlin einnehmen, begeht Adolf Hitler Selbstmord. Acht Tage später (am 8. Mai 1945 ) kapitulieren die deutschen Streitkräfte bedingungslos.
Japan versucht noch, der Niederlage zu entgehen. Doch als am 6. August 1945 über Hiroshima eine amerikanische Atombombe explodiert und zwei Tage später eine zweite über der Stadt Nagasaki, ist auch das Schicksal von Deutschlands Verbündetem besiegelt.
Die schreckliche Bilanz des Zweiten Weltkriegs: rund 52 Millionen Tote, etwa die Hälfte davon sind Zivilisten. Die meisten Opfer beklagt die Sowjetunion (20 Mio.), gefolgt von China (13 Mio.) und Polen (5,8 Mio). Die Zahl der deutschen Opfer beträgt rund 5,5 Millionen, dazu kommen weitere 2,5 Millionen Menschen, die auf der Flucht oder nach ihrer Vertreibung sterben. In den Konzentrations- und Vernichtungslagern verloren fast sechs Millionen Juden ihr Leben.
Deutschland ist im Sommer 1945 weitgehend zerstört und von den Alliierten besetzt, die sich das Land als Besatzungsmächte aufteilen: im Norden die Engländer, im Osten die Sowjets, im Westen die Franzosen, im Süden die Amerikaner. Obwohl Frankreich im Krieg von deutschen Truppen besetzt worden war, bekommt es nun auch den Status einer Siegermacht.
Im Potsdamer Abkommen beschließen die Sieger im Juli 1945 für Deutschland unter anderem: die Entmilitarisierung (Abgabe von Waffen, Verbot ihrer Produktion), die Entnazifizierung (Verbot von NS-Organisationen, Bestrafung von NS-Tätern) und die Umsiedlung von Deutschen, die in Schlesien, Ostpreußen und dem Sudetenland leben. Rund zwölf Millionen Vertriebene müssen ihre Heimat verlassen, die nun Polen und der Tschechoslowakei zugesprochen wird. 24 führende NS-Politiker stehen im Oktober 1945 im Nürnberger Prozess als Kriegsverbrecher vor Gericht; zwölf von ihnen werden ein
Jahr später gehängt, drei freigesprochen. Die anderen erhalten lange Haftstrafen.
1945 bis heute: vom Kalten Krieg zum erwärmten Klima
Nach dem Wunsch der Sowjetunion soll aus Deutschland 1945 ein neutraler Staat werden. Doch die Amerikaner haben andere Pläne: Da die Differenzen zwischen den USA und der Weltmacht im Osten immer deutlicher werden, wollen sie die Deutschen zu ihren Verbündeten machen – zu starken Verbündeten gegen den als bedrohlich empfundenen Kommunismus. Allerdings ist Deutschland noch nicht stark, sondern liegt völlig am Boden – Armut und Wohnungsnot sind groß. Deshalb bekommen die Kriegsverlierer schon bald Hilfe für den Wiederaufbau, vor allem Sachlieferungen und Kredite.
Aus dem von den westlichen Siegern besetzten Teil Deutschlands, der Westzone, soll ein demokratischer Staat werden. Die Besatzungsmächte USA, England und Frankreich können ihn nicht vollständig selbst verwalten, also braucht man deutsche Beamte und Politiker – auch wenn viele von ihnen schon in der NS-Zeit politische Ämter hatten. Parteien wie die SPD und KPD dürfen wieder aktiv werden, andere wie die CDU/CSU (1945) und die FDP (1948) werden neu gegründet.
Am 23. Mai 1949 tritt das Grundgesetz der neuen Bundesrepublik in Kraft, und im Herbst finden die ersten Wahlen zum neuen Bundestag statt: Der CDU-Politiker Konrad Adenauer (1876 – 1967) wird erster deutscher Bundeskanzler. Der 73-Jährige war Kölner Oberbürgermeister, bevor die Nationalsozialisten ihn 1933 aus dem Amt jagten.
Aus der von der Sowjetunion besetzten Ostzone (=
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