Wie weit du auch gehst ... (German Edition)
Sie betrachtete entgeistert das schwarze Fahrzeug, das sich hinter dem zurückweichenden Tor immer deutlicher abzeichnete. »Du besitzt zwei Coupés?«
»Jepp.« Silas grinste in seiner typisch jungenhaften Art. »Einen zum Fahren, einen zum Reparieren.«
»Ich werd verrückt!« Constanze musterte den Wagen. »Und die sind vollkommen identisch?«
Er nickte und setzte sich wieder hinter das Steuer des Unfallwagens. »Bis zur letzten Schraube.«
Constanze folgte ihm in die breite Garage, als er das beschädigte Coupé neben das andere fuhr. Fasziniert sah sie sich um. Der Wagen war bei Weitem nicht das einzige Interessante in dem versteckten Anbau. Außer dem BMW befand sich noch eine gut ausgestattete Werkstatt darin. An der Wand hing ein Kasten, in dem sich Nummernschilder aller denkbaren Nationalitäten befanden, daneben stand ein buntes Sortiment an Lacken. Reifen in verschiedenster Ausführung lehnten an der Seite.
Silas ließ das Tor wieder zulaufen und schaltete das grelle Deckenlicht ein. »Willkommen in der Welt des Magiers. Die Tür da hinten«, er deutete auf eine Stahltür, »führt nach unten in den Raum, in dem du die Dokumente gefunden hast.«
»Unglaublich. Wie hast du das alles in der kurzen Zeit, in der du hier bist, nur geschafft?«
»Ich habe nie gesagt, dass ich erst seit Kurzem hier bin.«
»Aber …« Jetzt verstand Constanze überhaupt nichts mehr. »Woher wusstest du dann … Ich meine, du konntest doch nicht ahnen, dass dich ein Auftrag nach Köln verschlägt.« Sie kam von selbst auf die Lösung. »Du warst schon vorher hier, stimmt’s?«
Er nickte. »Hier ist sozusagen mein Hauptwohnsitz.« Silas fuhr sich schmunzelnd durch die Haare. »Du kannst dir sicher denken, wie perplex ich war, als ich nach über sechs Wochen intensiver Suche herausgefunden habe, dass du praktisch vor meiner Haustür wohnst. Es gibt nicht viel, was mich überrascht – aber das gehörte dazu.« Er beugte sich über den Wagen. »Dann wollen wir uns das Baby mal ansehen.«
Schweigend sah Constanze zu, wie seine Hände in fließenden Bewegungen über die beschädigten Stellen strichen. Die Berührung war unglaublich sanft, fast, als wäre das Coupé ein lebendes Wesen, das verletzt war und Hilfe brauchte. Vermutlich empfand Silas es auch so. Constanze sah mit einem Blick, wie viel der Wagen ihm bedeutete. Schon einmal war ihr aufgefallen, wie pfleglich er mit seinen Dingen umging. Und diese Fahrzeuge waren sozusagen das Herzstück seines Jobs. Trotzdem hatte er keine Sekunde gezögert, eines davon ihretwegen zu Schrott zu fahren. Seit sie in der Nacht des Überfalls aus dem Bett geklettert war, zog sie eine Spur der Verwüstung nach sich.
Obwohl sie keinerlei Geräusch von sich gab, hielt Silas inne und hob den Kopf. Er begriff sofort, woran sie gerade dachte. Der einfühlsame Blick, mit dem er sie musterte, trieb Constanze erst recht Tränen in die Augen.
»Hey.« Mit zwei großen Schritten war er bei ihr und nahm sie in die Arme. »Nicht weinen. Alles wird gut, du wirst sehen.«
»Mmh«, krächzte sie erstickt, nicht fähig, etwas zu sagen. Sie legte ihre Hände flach auf seine breite Brust, ihr Kopf kam auf seiner Schulter zur Ruhe. Es tat unendlich gut, ihn zu berühren, seine energiegeladene Nähe zu fühlen. Am liebsten hätte sie die Augen zugemacht, um bis in alle Ewigkeit so mit ihm stehen zu bleiben.
Seine Finger streichelten ihren Rücken herauf. »Morgen Nacht holen wir Mr. Pepper, und sobald Eliah wieder da ist, mache ich mich auf die Socken.« Er neigte den Kopf und drückte seine Lippen auf ihren Scheitel. »Der ganze Horror hat bald ein Ende.« Seine Hand überquerte ihren Hals in Richtung ihrer Wange.
Constanze sah zu ihm auf, als er die Feuchtigkeit von ihrem Gesicht wischte. »Denkst du, du findest heraus, wo sich der Kerl aufhält?« Sie blinzelte, weil seine Fingerknöchel ihre Wimpern streiften.
Silas zuckte die Schultern. »Anhand des Nummernschildes lässt sich leicht ermitteln, wer den Mietwagen gebucht hat. Damit kann ich sicher was anfangen.«
Constanze dachte kurz nach, dann nannte sie ihm die exakte Abfolge des Kennzeichens.
Er hielt inne. »Nicht schlecht! Ich bin beeindruckt.«
»Mir fehlt vielleicht noch die Übung, aber ich lerne schnell.«
»Ohne Frage.« Grinsend fasste er in seine Hosentasche und zog das seltsame Kästchen, das Constanze beim Durchsuchen des Wagens aufgefallen war, heraus. »Dann pass mal auf.«
Gespannt sah sie zu, wie Silas damit auf den
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