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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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hinter sich auftauchen sah, schnürte es ihr die Kehle zu. Hatte sie wirklich gedacht, der Kerl würde so leicht aufgeben? Eher das Gegenteil war der Fall. Der Wagen ließ an den Hauswänden zwar Blech und Funken, verlangsamte sein Tempo jedoch nicht. Andauernd prasselten neue Geschosse gegen ihre Heckscheibe. Obwohl es unnötig war, zog Constanze instinktiv wieder das Genick ein. Ihr Herz pochte wild. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Die Situation erinnerte an einen der klassischen Gangsterfilme – mit einem entscheidenden Unterschied. Ihre Kugeln waren echt.
    »Verfluchter Mist!« Silas bremste so unvermittelt ab, dass Constanze im Gurt nach vorn ruckte. Deftig fluchend legte er den Rückwärtsgang ein und setzte zurück.
    »Was machst du?« Constanze riss den Kopf herum. Ihr Blick streifte die Windschutzscheibe, dabei sah sie es ebenfalls. Ein Radfahrer hatte beschlossen, ausgerechnet in diesem Moment die Abkürzung von der anderen Seite her zu nutzen. Das konnte doch nur übel ausgehen. »Und jetzt?«
    Silas drückte gnadenlos aufs Gas. »Neue Taktik«, war alles, was sie zur Antwort bekam.
    Constanze kämpfte gegen den Drang an, sich im Fußraum zu verkriechen. Silas fuhr immer schneller rückwärts – ungeachtet des anderen Wagens, der stetig näher kam. Was hatte Silas vor? Sie musterte sein regungsloses Profil, als könnte sie darin die Antwort lesen. Plötzlich erinnerte sie sich an die Abzweigung, an der sie vor wenigen Sekunden vorbeigeprescht waren. Eine Ausweichmöglichkeit, aber nur, wenn sie es vor dem anderen Wagen dorthin schafften, was gelinde gesagt, einem Wunder gleichkäme. Das konnte unmöglich klappen, nicht rückwärts.
    Silas beschleunigte, was das Zeug hielt. Ohne mit der Wimper zu zucken, nahm er in Kauf, dass sie dieses Mal großzügig alle Wände streiften.
    Constanze presste die Lippen aufeinander. Es tat ihr in der Seele weh, das schöne Coupé so zu sehen. Aber sie hatten keine Wahl. Entweder der Wagen nahm Schaden oder sie.
    Zwei Sekunden später war klar, dass es ihnen nicht gelingen würde, vor dem anderen Wagen die Seitenstraße zu erreichen. Dennoch machte Silas keine Anstalten, das Tempo zu drosseln. Constanze zählte sich an einem Finger ab, wozu das führte. Sie würden den anderen Wagen rammen.
    Sie begann still zu beten, als Silas ihren Gurt packte und ihn straff zurrte. »Dreh dich um und sieh geradeaus«, wies er sie an. »Wird gleich ein wenig holprig.«
    Die Untertreibung des Jahrhunderts, dachte Constanze noch, dann krachten sie gegen den Kühler des anderen Fahrzeugs.
    Der Aufprall, der brutale Ruck, mit der sie vom Sicherheitsgurt gestoppt wurde, das schaurige Geräusch des berstenden Metalls … Alles schien gleichzeitig zu geschehen. Der Schock war schlimm, ansonsten blieben sie unverletzt.
    »Alles klar?« Silas umfasste ihr Genick und musterte sie rasch.
    »Ja.« Constanze schlotterten die Knie. »Alles okay.«
    Er trat er aufs Gas und drängte das andere Fahrzeug zurück. Wie zwei ineinander verkeilte Stiere maßen die Wagen ihre Kräfte. Silas fletschte die Zähne, als das Coupé zielsicher an Boden gewann. »Es hat schon seinen Grund, warum ich 420 PS unterm Hintern habe.«
    Der Killer feuerte blindlings auf ihre Heckscheibe. Außer einigen spinnennetzartigen Macken erreichte er jedoch nichts. Zum Glück. Constanze wollte sich nicht ausmalen, was geschehen wäre, hätte die Scheibe aus normalem Glas bestanden.
    »Jetzt reicht’s aber.« Silas griff nach seiner Waffe.
    Constanze konnte nur staunen, wie schnell er das Fenster unten und den Arm draußen hatte. Er feuerte zwei Mal kurz nacheinander, ohne groß zu zielen. Wie er in dieser Situation präzise treffen wollte, war Constanze schleierhaft. Dennoch markierten zwei saubere Einschusslöcher genau die Stelle in der Frontscheibe, hinter der sich eben noch der Kopf ihres Gegners befunden hatte.
    Sie schnappte nach Luft. Der andere Killer war anscheinend auch nicht gerade langsam. Oder vielleicht doch? Eine makabre Hoffnung keimte auf, als der gegnerische Wagen plötzlich widerstandslos nach hinten driftete. »Hast du ihn getroffen?«
    »Nicht so, wie ich wollte.« Silas lenkte den BMW mit einer Hand in den Durchgang, sobald sie ihn annähernd erreicht hatten, auch wenn er dazu einen Teil der Hausecke abrasieren musste. Zum Aufatmen blieb trotzdem keine Zeit. Die nächste Komplikation wartete bereits. Der vermeintliche Fluchtweg endete in einer steilen, nach oben führenden Treppe.
    Constanze

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