Wie weit du auch gehst ... (German Edition)
lange gedauert, bis er herausgefunden hatte, wo sich der Killer aufhielt. Der sechsundvierzigjährige Franzose war in einem Hotel in Frankfurt abgestiegen.
Jacques Latour. Schon der Name reichte, um Constanzes Haut unangenehm prickeln zu lassen. Wer war der Mann, dem Silas in wenigen Stunden gegenübertreten würde? Nach dem, was sie bisher über Latour ermittelt hatten, war es sehr unwahrscheinlich, dass er dem Magier gewachsen war. Trotzdem. Constanze schloss die Augen. Sie würde keine ruhige Minute verbringen, ehe Silas nicht unverletzt zurückgekehrt war.
Bedrückt sah zu ihm auf.
Er stand so entspannt und gelassen neben ihr wie immer. Die vertraute Wärme seines Körpers strahlte auf sie ab, eine Hand ruhte auf ihrer Hüfte, während er mit der anderen Daten in sein Telefon speicherte. Plötzlich wurde ihr der Gedanke, ihn gehen zu lassen, unerträglich.
»Fahr nicht.«
»Mmh?« Silas sah auf.
»Bitte fahr nicht nach Frankfurt.« In einem Anfall von Panik grub sie die Finger in sein Hemd. »Das ist es nicht wert. Was, wenn dir etwas zustößt?« Constanzes Stimme kippte. Schlagartig brachen sämtliche unterschwelligen Ängste in ihr auf. »Ich könnte es nicht ertragen. Ich will nicht ohne dich sein.«
Silas legte das Telefon auf das Verandageländer und zog sie in seine Arme. »Mir passiert nichts. Ich kann dir nicht versprechen, dass ich schnell wieder da bin, aber zurückkommen werde ich auf jeden Fall, vertrau mir.«
Sie schüttelte heftig den Kopf, nicht in der Lage, seinen ruhigen Worten zu glauben. »Das kannst du nicht wissen.«
Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und blickte ihr eindringlich in die Augen. »Doch, das kann ich. Ich habe noch nie ein Versprechen gebrochen. Und schon gar nicht so eins.« Seine Finger streichelten sanft ihre Mundwinkel. »Was auch geschieht, ich werde zu dir zurückkommen, das verspreche ich dir. Wir werden nach Chile gehen und ein neues Leben beginnen. Aber zuerst muss ich den Weg freimachen. Wir können nicht riskieren, dass der Kerl unsere Ausreise gefährdet oder anderweitig unsere Pläne durchkreuzt.«
Constanze kämpfte gegen den Drang, Silas ins Haus zu schleifen und irgendwo einzusperren. Die Tatsache, dass er recht hatte, machte es nicht leichter. Sie wollte nicht, dass er sich in Gefahr begab. Schluchzend lehnte sie sich an ihn.
Silas drückte ihren Kopf gegen seine Brust. »Ich hoffe bei Gott, es ist das letzte Mal, dass wir getrennt werden. Wenn wir erst mal aus Deutschland raus sind, wird alles einfacher.«
Constanze holte tief Luft. »Ich wünschte, wir könnten Eliah schnappen und heute noch in den Flieger steigen.«
Silas brummte zustimmend. »Das wünschte ich auch.«
Ein blauer Van rollte langsam die Auffahrt entlang.
Constanze atmete auf. Endlich. Wenigstens eine Sorge weniger. Ohne Silas loszulassen, wartete sie ungeduldig, bis der Wagen an der Veranda ankam. Kaum öffneten sich die Autotüren, stürzte sie ihrem Sohn entgegen und schloss ihn in die Arme. Für einen Moment war aller Kummer vergessen.
Silas trat neben sie, während Susanne und Frank ebenfalls ausstiegen.
»Hallo«, grüßte Frank reserviert und bedachte Silas mit einem misstrauischen Blick, den dieser freundlich lächelnd ignorierte.
Susanne hielt sich entgegen ihrer sonst forschen Art im Hintergrund.
»Na, Abenteurer?« Breit grinsend ging Silas vor Eliah in die Knie. »Hast du das Zeltlager auf den Kopf gestellt?«
Eliah nickte und löste sich aus Constanzes Umarmung. »Es war toll.«
»Wo sind denn eure Jungs?«, fragte Constanze.
»Die haben wir vorsorglich schon bei meinen Eltern abgeladen. Wir holen sie später wieder ab.«
Dicke Regentropfen platschten auf das Autodach. Constanze warf einen skeptischen Blick in den Himmel. »Sollen wir nicht lieber reingehen?«
Susanne und Frank warfen sich einen unsicheren Blick zu.
»Klar.« Silas klemmte sich Eliah kurzerhand unter den Arm, packte Constanzes Hand und zog sie in Richtung Veranda. Erleichtert hörte Constanze, dass ihre Freunde ihnen folgten.
Silas führte sie ins Wohnzimmer und plötzlich redeten Susanne, Eliah und Constanze wild durcheinander, um ihre Fragen loszuwerden und ihre Erlebnisse zu berichten. Schließlich hob Frank beide Hände. »Halt, jetzt mal jeder der Reihe nach.« Er zeigte auf Silas. »Du fängst an.«
»Welchen Teil willst du denn zuerst hören?« Silas setzte sich mit Eliah neben Constanze aufs Sofa. »Den netten oder den wüsten?«
»Den wüsten«, schlug Eliah mit
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