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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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drückte Eliah einen Moment innig an sich, dann nahm sie ihn bei der Hand und ging mit ihm in sein neues Zimmer.
     
    Constanze arbeitete ihren ersten Samstagnachmittag in der Buchhandlung. Sie belud einen kleinen Wagen mit Büchern und schob ihn zum Regal. Versunken in ihre Arbeit entging ihr, dass jemand hinter sie trat.
    »Hallo Constanze.«
    Sie wirbelte herum. In Bruchteilen von Sekunden erkannte sie die Stimme, deren öliger Klang sie wohl bis an ihr Lebensende verfolgen würde. Constanzes Magen sackte ins Bodenlose. Geschockt schloss sie die Augen. Jetzt war es also so weit. Er war persönlich gekommen.
    Ihr Exmann musterte sie mit derart bedrohlicher Arroganz, dass Constanze allen Mut benötigte, um nicht zurückzuweichen. Sein Blick streifte abfällig den kaffeebraunen Rollkragenpulli, den sie über einer cremefarbenen Stoffhose trug, und blieb schließlich an ihren aufgesteckten Haaren hängen. Ein herablassender Zug umspielte seine Lippen.
    »Also ich verstehe wirklich nicht, was dem Kerl an dir so den Kopf verdreht hat«, beschied er, nachdem er sie unverschämt lange betrachtet hatte. »Deine Heißblütigkeit im Bett kann es wohl nicht gewesen sein.« Er lächelte gemein. »Nun ja. Das Thema hat sich ja inzwischen anderweitig heiß erledigt, nicht wahr?«
    Constanze ballte ob der fiesen Anspielung auf Silas’ Tod die Fäuste. Krampfhaft rang sie den brüllenden Schmerz nieder. Es war klar, dass Michael nur darauf aus war, sie zu treffen. Er versuchte, ihr eine Reaktion zu entlocken, die ihm einen Aufhänger gab, nach ihr zu greifen. Und das war etwas, was Constanze unter allen Umständen vermeiden wollte. Trotzdem kostete es sie alle Kraft, nicht in Tränen auszubrechen.
    »Was willst du?«, fragte sie in einem Ton, der keine Regung erkennen ließ, und nutzte das Buch als Vorwand, sich einige Meter entfernen zu können. Nach außen hin gelassen stellte sie den Band ins Regal zurück. Michael folgte ihr auf dem Fuß. Ehe Constanze etwas dagegen unternehmen konnte, packte er sie am Arm. In gewohnter Grobheit.
    »Du läufst nicht einfach davon, solange ich mit dir rede. Kapiert, Frau Haberstroh?« Das letzte Wort spie er förmlich. »Diese Tour hast du schon einmal abgezogen. Ein zweites Mal gelingt dir das nicht, dafür werde ich sorgen.«
    Constanze brach kalter Schweiß aus. Nicht nur, weil er ihren neuen Decknamen herausgefunden hatte, sondern auch, weil er sie näher heranzog. Wollte er sie etwa gleich hier und jetzt aus dem Laden schleifen?
    Sie war allein. Heute hatte sich Melanie, ihre Chefin, einen Tag freigenommen. Ausgerechnet heute. Ihre Beine begannen so stark zu schlottern, dass sie schon fürchtete, er würde es bemerken. Welche Befriedigung ihm das verschafft hätte. Es war niederschmetternd, wie spielend leicht er sie noch immer in Angst versetzen konnte.
    Asthmatisches Räuspern ließ sie herumfahren. Ein älterer Mann mit Hut und Hornbrille war zwischen den Regalreihen aufgetaucht. Er betrachtete sie mit stoischem Gesicht. »Entschuldign Se. I suach jemand voam Buachlade.«
    Zu Constanzes Erstaunen ließ Michael sie unverzüglich los. Zittrig atmete sie auf. Wahrscheinlich hatte der betagte Herr keine Ahnung, dass er gerade zu ihrem Retter avanciert war.
    »Das bin ich«, antwortete sie eifrig und ging auf ihn zu. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Michael folgte wohl oder übel in angemessenem Abstand.
    »Scho möglich, Fräulein«, brummte der grauhaarige Alte mit einer Stimme, die nur langjährigen Rauchern zu eigen war. Dementsprechend faltig wirkte auch seine Haut, fast so, als bestünde sie aus trockenem Pergament. »I soll soan damischs Buach für mei Tochter bsorge.« Er kratzte sich den Bart und rückte die Brille über seinen verkniffenen Augen zurecht. »Wenn i nur no gscheit wüsst, wies heißt. I krieg da vermaledeite Titel nimma zamme.«
    »Das macht nichts«, beruhigte Constanze ihn lächelnd. Offensichtlich war der Gute halb blind. Sie hatte schon viele Kunden ein und aus gehen sehen, aber dieser hier war ungelogen am Rande der Mumifizierung. Als sie an ihm vorbeiging, machte sie einen strengen Geruch nach Mottenkugeln aus. »Wir haben sehr viele Bücher im Verzeichnis, bestimmt lässt sich Ihres ausfindig machen.« Im Sprechen steuerte sie bereits den Computer an.
    Der Alte trottete langsam hinterher. Constanze tippte das Passwort in den Computer und spähte zu Michael. Ihr Exmann stand einige Meter entfernt und blätterte scheinbar interessiert in einem Bildband über die

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