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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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Irgendwie würden sie es schaffen, zu entkommen. Sie würde so lange hierbleiben, bis es ihr entweder gelang, Silas zu befreien oder sie bei dem Versuch dabei erwischt wurde. So oder so. Sie würde nicht ohne ihn nach Chile gehen.
    Eine Bewegung an der Haupttür weckte ihre Aufmerksamkeit. Rasch hob sie das Glas wieder an die Augen.
    Eine Blondine kam mit eleganten Schritten die breite Treppe herunter und trat auf den Hof.
    Constanze presste das Fernglas näher ans Gesicht. Das konnte doch nicht sein. Sie sah genauer hin. Doch, kein Zweifel möglich. Die Frau war eindeutig Andrea Kressfeld, Michaels Sekretärin.
    Sie trug ein elegantes blaues Wollkleid und stöckelte in halsbrecherisch hohen Pumps auf die Garage zu. Constanze konnte sich noch gut daran erinnern, wie viel Wert Michael früher auf derartige Schuhe gelegt hatte … und offensichtlich noch immer.
    Während Andrea sich das zum Kleid passende Kopftuch über die Haare band und die Sonnenbrille aufsetzte, lief das große Garagentor auf. Ein feuerwehrroter Mercedes CLK kam zum Vorschein, eine neuere Version des Wagens, den Michael ihr zum ersten Hochzeitstag gekauft hatte. Constanze schnaubte verächtlich. Alles beim alten, nur die Frau hatte gewechselt.
    Sie stutzte. Ihr Herz begann aufgeregt zu klopfen. Die Frau wechseln … Das war es. So würde sie ins Haus kommen.
    Andrea Kressfeld war ihre Eintrittskarte.
    Constanze stopfte hastig das Fernglas in die Umhängetasche und rannte den Hügel bis zum Mietwagen hinunter. Zweige zerrten an ihrer Kleidung und zerkratzten ihre nackten Arme. Es kümmerte sie nicht. Sie hatte nur noch ein Ziel. Sie musste an der Straßenkreuzung sein, wenn Andrea diese erreichte.
    Constanze sprang in den Mietwagen und fuhr los. Sie raste ihn gefährlichem Tempo den Hang hinab, bis sie den Waldsaum erreichte. Kaum befand sie sich in Sichtweite der Hauptstraße, zwang sie sich zu einem gemäßigten Tempo. Ein wie wahnsinnig über den Feldweg dahinschießender Wagen hätte unter Garantie Andreas Aufmerksamkeit erregt und das wollte Constanze unbedingt verhindern. Diese Gelegenheit war womöglich die einzige Chance, auf Michaels Grundstück zu gelangen, und die galt es, zu nutzen. Constanze fasste sich an die Baseballmütze und zog sie tiefer in ihre Stirn.
    Gerade als sie die Kreuzung erreichte, rauschte der rote Mercedes vorbei. Constanze heftete sich an Andreas Fersen. Sorgfältig hielt sie sich immer ein bis zwei Wagen hinter ihr, so kam niemand auf die Idee, dass sie dem Mercedes folgte. Silas wäre stolz auf sie gewesen, hätte er sie jetzt sehen können. Bei dem Gedanken an ihn zog sich ihr Herz zusammen. Sie musste sich beeilen. Wer wusste schon, was Michael noch Sadistisches mit ihm plante? Sie kannte ihren Exmann zu gut, um sich darüber keine Sorgen zu machen.
    Krampfhaft überlegte sie, wie sie Andrea beikommen sollte. Sie konnte schlecht neben ihr anhalten und freundlich um Hilfe bitten.
    Noch ehe Constanze eine durchführbare Lösung einfiel, stoppte Andrea an einer Tankstelle. Sie warf einen missmutigen Blick in den dunkler werdenden Himmel und ließ die getönten Scheiben zufahren.
    Constanze schickte ein kurzes Stoßgebet zum Himmel. Jetzt war das Innere des Fahrzeugs von außen nicht mehr einsehbar. So hatte sie die Möglichkeit, sich im Wagen zu verstecken – vorausgesetzt, ihr würde gelingen, unbemerkt in dessen Nähe zu kommen.
    Langsam fuhr sie an den Zapfsäulen vorbei und stellte sich nur wenige Meter von Andrea entfernt vor die Waschanlage. Die Anlage war leer, aber das konnte man von den Zapfsäulen aus nicht einsehen. Automatisch steckte sie ihre Pistole in den Hosenbund, lehnte sich scheinbar gelassen zurück und tat, als wartete sie auf das Freiwerden der Waschanlage. Im Stillen betete sie, dass nicht ausgerechnet jetzt irgendein Schweizer sein Auto waschen wollte. Sie klammerte ihre zitternden Hände ums Lenkrad, während sie beobachtete, wie Andrea nach wenigen Minuten zum Bezahlen in das Gebäude ging. Kaum hatten sich die Schiebetüren hinter ihr geschlossen, sprang Constanze aus dem Wagen.
    Im Laufen sah sie sich rasch um. Das Glück war ihr gewogen, niemand war zu sehen. Sie öffnete die Wagentür und schlängelte sich in den schmalen Fußraum hinter dem Fahrersitz. Dort wartete sie mit angehaltenem Atem und gezückter Pistole, bis Andrea zurückkehrte. Es dauerte nur wenige Minuten, aber Constanze kam die Zeit wie Stunden vor. Sie kauerte sich eng zusammen, in ständiger Angst, jemand könnte an

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