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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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Constanze wieder vor Eliah. Dieses Mal, um sich von ihm zu verabschieden. Er würde gleich in das Wohnmobil steigen und mit Jara und Nevio nach Paris aufbrechen. Minutenlang drückte sie ihn einfach nur an sich.
    »Und du bist schön brav und hörst auf das, was Jara und Nevio dir sagen, ja?«, bat sie leise.
    »Versprochen.« Eliah nickte und knetete ihre Schultern. »Wann kommt ihr?«
    Constanze räusperte sich. »Sobald wir aus dem Anwesen raus sind. In ein paar Tagen wahrscheinlich«, wenn alles gut geht, beendete sie den Satz in Gedanken. Sie wollte sich nicht ausmalen, was alles passieren konnte. Es gab hundert Möglichkeiten. Aber diese Sorge sprach sie nicht aus. Ihr Entschluss, Silas zu retten, stand fest. Trotzdem war sie sich im Klaren, welches Risiko sie einging. Nicht nur für sich, sondern auch für Eliah. Michael von Richtstetten wollte ihren Tod. Würde er herausfinden, dass sie noch am Leben war, ging der ganze Albtraum von vorn los. Im schlechtesten Fall würde er sein Ziel erreichen.
    Sie schluckte trocken und ihr Blick begegnete über Eliahs Wuschelkopf hinweg Jaras. Sie sprachen kein Wort, und dennoch nickte Jara leicht. Die Botschaft war klar. Constanze nickte dankbar zurück und blinzelte gegen die Tränen. Sollte ihr etwas zustoßen, würden die beiden sich um ihren Sohn kümmern. Der Gedanke, Eliah möglicherweise ohne Mutter zurückzulassen, setzte ihr schwer zu. Aber genauso unvorstellbar war es, ein Leben ohne Silas in Kauf zu nehmen.
    Beherzt drückte sie Eliah ein letztes Mal an sich, dann richtete sie sich auf. Nevio und Jara umarmten sie innig, ehe Nevio ihr die Wagenschlüssel des Mietwagens gab.
    »Viel Glück.« Jara drückte ihren Arm. »Wir bleiben in Verbindung.«
    Constanze nickte, zu bewegt, um etwas sagen zu können. Sie gab Eliah einen letzten Kuss auf die Wange, setzte sich die Schildkappe und Brille auf, die sie als Tarnung benutzen würde, und stieg in den Wagen. Nach einem tiefen Atemzug startete sie den Motor.

20.
    In geheimer Mission
     
     
     
    F ünf Stunden später kauerte Constanze mit einem Fernglas in den Händen hinter einem Felsen auf einer kleinen Anhöhe. Sie befand sich unweit des Anwesens und beobachtete das Haupthaus.
    Unentwegt ließ sie ihren Blick über das weitläufige, von Wald umgrenzte Gelände schweifen, in innigster Hoffnung, etwas erspähen zu können, was ihr einen Hinweis über Silas’ Anwesenheit gab. Sie harrte so lange aus, bis ihre Füße vom langen Warten in der Kälte gefühllos waren. Als sie gerade entmutigt zum Parkplatz zurückkehren wollte, wurde ihre Ausdauer belohnt.
    Von einem Moment auf den nächsten traten drei Männer aus dem Eingang des Wirtschaftsgebäudes. Constanze hielt vor Schreck den Atem an. Bei dem Mann, der seltsam gebeugt zwischen Michaels Schlägertypen ging, handelte es sich um Silas.
    Sie schluchzte und umklammerte das Fernglas so fest, dass ihre Fingerknöchel schmerzten. Silas war hier und er war am Leben. Noch. Tränen schnürten ihre Kehle zu und ließen das Bild vor ihren Augen verschwimmen. Was hatten diese Dreckskerle ihm angetan?
    Sie war definitiv zu weit weg, um Silas’ Verletzungen genau bestimmen zu können, aber nach der Art, wie er sich bewegte, waren seine Rippen geprellt, wenn nicht sogar gebrochen. Sie verfolgte jeden seiner Schritte. Starrte ihn an, als könnte sie dadurch Verbindung zu ihm aufnehmen. Die Männer bewegten sich einige Meter in ihre Richtung, dann bogen sie um eine Hausecke und schleiften ihren Gefangenen zu den früheren Stallungen.
    Als besäße Silas einen sechsten Sinn, sah er kurz auf. Constanze hielt den Atem an, doch dann begriff sie, dass er sich unauffällig nach einer Fluchtmöglichkeit umsah. Einige Sekunden später waren die Männer aus ihrem Blickfeld verschwunden. Constanze holte tief Luft und wischte sich hastig die Tränen ab. Jetzt wusste sie immerhin, dass sie mit ihrer Vermutung recht behalten hatte. Silas wurde tatsächlich im Kellergewölbe unter den ehemaligen Stallungen gefangen gehalten. Jetzt musste sie nur noch einen Weg finden, dort hineinzugelangen und was viel wichtiger war, sie musste mit Silas zusammen auch wieder herauskommen.
    Lange saß sie da, grübelte und spielte Ideen durch, wie sich ihr Vorhaben in die Tat umsetzen ließ. Es war erstaunlich, aber die wenigen Sekunden, in denen sie Silas gesehen hatte, hatten neue Kräfte mobilisiert. Die Tatsache, dass er sich praktisch nur dreihundert Meter von ihr entfernt aufhielt, gab ihr Hoffnung.

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