Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
Vom Netzwerk:
hatte sie konsequent jeden Gedanken verdrängt, der sie an Silas’ Job erinnerte. Sie hatte sich untersagt, das Wort Auftragskiller auch nur zu denken, geschweige denn Mörder .
    »Du meinst seinen Job.«
    Jara musste Gedanken lesen können. Constanze nickte schwach.
    »Du glaubst also, Sil ist ein Auftragskiller?« Jara lachte.
    Constanze hob langsam den Kopf. Sie verstand nicht, warum Jaras rundes Gesicht schier zu leuchten schien vor Erheiterung.
    »So lustig finde ich …«
    Jara griff nach ihrer Hand und beruhigte sich von einer Sekunde zur anderen. »Nein. Es ist nicht lustig. Aber ein Grund zur Freude … für mich. Du liebst ihn, obwohl du ihn für einen unbarmherzigen Mörder hältst?«
    Constanze schoss das Blut in den Kopf. »Ja.« Verlegen senkte sie den Blick.
    »Dann kann ich dich beruhigen.«
    »Was? Wieso …?«
    »Der Magier ist in der Unterwelt als Auftragskiller bekannt. In Wahrheit arbeitet er wie Nevio für einen Geheimdienst.«
    »Aber …«
    »Silas wäre nach dem Unglück mit seiner Familie beinahe auf die schiefe Bahn geraten. Zum Glück ist er in jener Nacht Nevio begegnet. Mein Mann war damals schon Agent. Er erkannte Silas’ Talent und heuerte ihn an. Die echten Identitäten der beiden sind streng geheim, und dafür ihre erschaffenen Existenzen umso ausgefeilter und gefährlicher.«
    Constanzes Herzschlag drohte, ungesunde Ausmaße anzunehmen. »Und die vielen Morde?« Sie legte ihre eiskalten Fingerspitzen auf die glühenden Wangen.
    »Reine Show. Silas hat garantiert keines seiner vermeintlichen Opfer umgebracht. Er zieht die Delinquenten nur dauerhaft aus dem Verkehr. Er bereitet den Weg vor, sorgt für ihre Kampfunfähigkeit. Anschließend greift eine weitere Spezialeinheit zu und schnappt sich die Verbrecher. Wusstest du nicht, dass niemals eine der Leichen der angeblich von Silas ermordeten Personen aufgetaucht ist?«
    »Ich habe davon gehört.«
    »Nun, dann weißt du jetzt, was mit ihnen passiert ist.«
    »Nicht wirklich«, erwiderte Constanze in einem Anflug von Übermut. Silas war kein Mörder. Kein skrupelloser Auftragskiller. Es gab eine harte, kalte Seite an ihm – das schon. Aber er spielte nicht Selbstjustiz und mordete nicht erbarmungslos.
    »Keines der Opfer«, Jara spuckte das Wort beinahe aus, »ist unschuldig an dem, was ihm passiert ist. Es ist für viele andere ein Segen, dass sie aus dem Verkehr gezogen wurden. Niemand im Team weiß, wo sie sind. Aber aus ihrem Wissen schöpft man Informationen, um die Strukturen der kriminellen Organisationen zu unterwandern und an die Hintermänner heranzukommen.«
    »Im Team?«
    Dieses Mal lachte Jara wieder. »Du erfährst gerade eines der Geheimnisse, für das du getötet werden müsstest. Nevio und ich arbeiten ebenfalls für die Organisation.«
    »Und die wäre?«
    »Später, meine Liebe.« Jara tätschelte ihre Hand.
    Sie redeten noch bis spät in den Abend hinein. Jara erzählte ihr von Chile und von dem Leben, das Constanze und Eliah dort erwartete, doch immer wieder glitten Constanzes Gedanken ab und nur ein einziger Satz tobte durch ihren Kopf. Silas war kein Mörder!
    »Eines verstehe ich noch nicht«, meinte sie und brachte Jara aus dem Konzept, die gerade etwas über Chiles Flora und Fauna erzählt hatte.
    »Was denn?«
    »Wieso hat Silas den Auftrag angenommen, mich umzubringen? Wäre ich auch …«, sie stockte, »… aus dem Verkehr gezogen worden?«
    »Nein. Fälle wie deine lehnt die Organisation normalerweise ab. Sil hat eigenmächtig gehandelt.«
    Constanze schnappte nach Luft. »Hat das Konsequenzen für ihn?« Auf keinen Fall wollte sie der Grund dafür sein, dass er Schwierigkeiten bekam. Gleich welcher Art.
    »Keine Bange. Silas’ Ausscheiden aus dem Dienst war beschlossene Sache, bevor dein Exmann den Auftrag herausgegeben hat. Nevio und ich waren gerade dabei, alles für seinen Neubeginn in Chile vorzubereiten. Nevio und ich arbeiten nur noch im Innendienst. Sil hätte in Kürze die Ausbildung der neuen Rekruten übernommen – oder sich entschlossen, komplett auszusteigen.«
    »Danke, dass du mir das alles erzählt hast.« Constanze drückte Jaras Hand. »Und wehe Silas, wenn er zurückkommt.« Sie zog eine Miene, die Jara unmissverständlich deuten musste, was sie mit ihm vorhatte. Das breite Grinsen bestätigte, dass Jara sie ganz genau verstand.
    Als Constanze sich fürs Bett fertig machte, wusste sie, dass sie eine neue Freundin gefunden hatte.
     
    Zwei Tage später kniete Constanze

Weitere Kostenlose Bücher