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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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die Scheibe klopfen und sie fragen, was zum Teufel sie da eigentlich tat.
    Die Wagentür wurde geöffnet. Constanze schluckte und wünschte sich, wenigstens einmal in ihrem Leben unsichtbar zu sein. Ihre Sorge war unbegründet. Andrea verschwendete keinen Blick ins Heck des Wagens. Sie warf ihre Handtasche auf den Beifahrersitz, streifte das Tuch vom Haar und startete den Motor. Bei dem lauten Krachen, mit dem sie den ersten Gang einlegte, zuckte Constanzes Finger um den Waffenknauf. Eigentlich sollte man Andrea schon allein deshalb erschießen, weil sie so rücksichtslos mit dem teuren Wagen umging.
    Während der Mercedes aus der Einfahrt der Tankstelle schoss, überlegte Constanze fieberhaft, wann sie sich bemerkbar machen sollte. Völlig unpassend fiel ihr das Versteckspiel ein, das sie als Kind im Waisenhaus gespielt hatte. Man zählte bis zehn …
    Sie schloss die Augen und zählte. Sie zählte und zählte. Bei einunddreißig schaffte sie es endlich, sich aufzurichten.
    Andrea fuhr mit einem Aufschrei herum.
    Constanze richtete sofort die Waffe auf sie. »Lass die Hände am Steuer und fahr einfach weiter.« Sie war selbst erstaunt, wie ruhig sie klang.
    Andrea wurde unter ihrer Solariumbräune aschfahl. »Constanze, bist du das? Mein Gott! Ich dachte, du bist tot. Michael hat gesagt … Was machst du hier? Und was soll die Waffe?«
    »Michael hat noch etwas, was zu mir gehört.«
    Andreas Gesicht verzog sich. »Wegen Eliah kommst du zu spät, der Junge wurde gekidnappt. Von zwei Männern. Einer hat ihn vor drei Tagen mitgenommen …«
    »Und wegen des anderen bin ich hier«, beendete Constanze den Satz. »Und jetzt dreh dich nach vorn.«
    »Du bist wegen des schwarzhaarigen Kerls hier? Woher kennst du …«
    Sie verstummte, als Constanze eine bezeichnende Geste mit der Waffe machte. Hastig blickte sie auf die Straße. »Und was willst du dann von mir?« Andreas Stimme zitterte.
    »Nur deine Identität«, antwortete Constanze leichthin. Dabei wurde ihr schlagartig bewusst, wie sehr ihr gegenwärtiges Verhalten zu der Welt des Magiers gehörte. Der Gedanke ließ sie fast schmunzeln. Noch vor wenigen Wochen hätte sie die Situation in heillose Panik ausbrechen lassen, jetzt nicht mehr. Sie war wirklich froh über jede winzige Kleinigkeit, die sie von Silas gelernt hatte.
    »Und wie willst du das anstellen? Mich umbringen?« Das letzte Wort kreischte Andrea fast.
    »Nur, wenn du es darauf anlegst.« Constanze ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Natürlich hatte sie keinesfalls vor, Andrea auch nur ein Haar zu krümmen, aber das musste sie dieser ja nicht gerade auf die Nase binden.
    Als sie Andreas entsetztes Gesicht sah, begriff sie schlagartig, dass es nicht allein ihr Verhalten war, was sich in den letzten Monaten geändert hatte. Sie selbst hatte sich verwandelt, ihre gesamte Persönlichkeit. Die Zeit mit Silas hatte sie stärker gemacht. Bevor sie ihn getroffen hatte, war sie voll und ganz Michaels Opfer gewesen. Vielleicht nicht mehr körperlich, dafür aber seelisch. Wie ein dunkler Fleck, der sich nicht abwaschen ließ, hatte er all die Jahre jede Handlung, jeden Gedanken oder Traum beeinflusst. Erst durch Silas war es ihr gelungen, mit diesem Muster zu brechen. Er hatte ihr gezeigt, was es hieß, wahrhaft glücklich zu sein. Sie würde nicht zulassen, dass Michael all das wieder zerstörte. Es war so, wie sie Jara und Nevio gesagt hatte. Sie würde zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich gegen ihren Exmann kämpfen.
    Als das kleine Motel in Sicht kam, wies Constanze Andrea an, auf den hinteren Parkplatz zu fahren. Ohne sie eine Sekunde aus den Augen zu lassen, stieg sie nach der Blondine aus dem Fahrzeug. Die Waffe unter der Jacke verborgen reichte sie ihr den Motelschlüssel. »Zimmer 14.«
    Die Sekretärin nahm ihn widerwillig entgegen. »Was immer du vorhast, es wird nicht klappen«, zischte sie. »Du hast wohl vergessen, wer Michael ist und welchen Umgang er pflegt. Du hast nicht die geringste Chance gegen ihn.«
    Constanzes Lächeln war echt. »Du kennst meinen Umgang nicht, da würdest du dich wundern … und jetzt mach die Tür auf und geh ins Zimmer.«
    »Wen meinst du?« Andrea lachte abfällig. »Irgend so einen intellektuellen Spargeltarzan? Gott, bist du naiv.«
    Constanze musste erst recht grinsen. Als Spargeltarzan würde sie den Magier vielleicht nicht gerade bezeichnen …
    »Wir werden sehen«, antwortete sie schlicht und trat hinter ihrem Gast ins Zimmer. Als Andrea Constanzes

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