Wie weit du auch gehst ... (German Edition)
ihre Aufregung. »Nein, der Korb gehört zur üblichen Parkausstattung. Den nehmen wir eigentlich immer mit.«
»Da sind Gummibärchen, Schokolade und Kekse drin«, ergänzte Eliah eifrig.
Constanze zerzauste ihm die Haare. »Und Obst, Vollkornsandwiches und Getränke«, erinnerte sie an den weitgehend gesunden Inhalt.
»Das klingt vielversprechend.«
Ehe sich Constanze versah, hatte Daniel ihr den Korb abgenommen und einen interessierten Blick hineingeworfen.
In gespielter Empörung verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Neugierig sind Sie ja gar nicht.«
»Nicht sehr«, beteuerte er grundehrlich, inspizierte aber trotzdem seelenruhig den Inhalt einer Plastikdose, bevor er sie wieder zurücklegte.
Eliah zog seine Schuhe aus und tollte johlend davon. Daniel und Constanze folgten etwas langsamer, wobei Daniel weiterhin wie selbstverständlich den Korb trug.
»Eliahs Hinken«, sagte er mit gerunzelter Stirn. »Hat er sich am Mittwoch verletzt?«
»Sein rechtes Bein ist kürzer als das linke, deshalb läuft er barfuß etwas unsicher.«
»Verwächst sich das, wenn er älter wird?«
»Nein. Aber er lässt sich davon nicht unterkriegen.«
»Sie können stolz auf ihn sein.«
Constanze sah kurz zu Daniel. »Das bin ich auch.«
Eine Frau mit zwei Mädchen kam ihnen entgegen und nickte grüßend in ihre Richtung. Als Constanze den wohlgefälligen Blick bemerkte, mit dem die junge Mutter sie beide betrachtete, wurde ihr schlagartig klar, dass sie samt Korb wie eine Familie wirken mussten. Komischerweise fand sie den Gedanken nicht abwegig. Sie fühlte sich neben Daniel tatsächlich überraschend wohl. Etwas, was bis vor Kurzem in Zusammenhang mit einem Mann noch völlig undenkbar gewesen wäre.
Diskret betrachtete sie ihn. Wie immer waren seine schwarzen Haare ein wenig unordentlich und verliehen ihm jungenhafte Nonchalance. Er ging zwanglos neben ihr her, fast so dicht, als wären sie tatsächlich ein Paar. Trotzdem fühlte sich Constanze nicht bedrängt. Auch etwas, was sie bisher für unmöglich gehalten hatte. Es lag einfach an Daniel. Für seine körperliche Ausstrahlung gab es nur eine treffende Beschreibung. Vollkommen relaxed. Sie bemerkte erstaunt, dass seine lockere Art langsam auch auf sie abzufärben begann. Ihre innere Anspannung löste sich merklich auf. Noch eine Premiere. Vielleicht war es doch nicht so schlecht, einen Nachmittag mit ihm zu verbringen.
Als sie sich gerade nach Eliah umsehen wollte, kam sein Ball angeflogen. Sie pflückte ihn vom Rasen und warf ihn zurück.
Den nächsten Ball fing Daniel ab. Geschickt balancierte er ihn auf einer Hand und wich zurück, als Eliah einen Angriff startete. Lachend hüpfte der Junge ihm nach.
Bevor Constanze begriff, was Daniel vorhatte, machte er einen Schritt um sie herum und brachte sie mitten ins Gerangel. Eliah reckte die Hände. Immer wieder an ihr hochspringend nutzte er ihre Hüfte als Starthilfe. Nur darauf aus, Daniel seine Beute wieder abzujagen, merkte er nicht, in welche Bedrängnis er sie brachte, denn das wilde Gehopse trieb Constanze unweigerlich gegen Daniel. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage spürte sie seinen Brustkorb im Rücken.
Davon abgelenkt achtete sie nicht darauf, wohin sie ihre Schritte setzte, und trat geradewegs in ein Loch. Strauchelnd kippte sie zur Seite. Daniels Hand schloss sich in derselben Sekunde um ihren Ellbogen, trotzdem verlor Constanze kurz die Balance. Hastig steckte sie die Hand aus und erwischte Daniel am Bauch. Nicht nur ein bisschen, sondern richtig, mit allen zehn Fingern. Ihm schien das nichts auszumachen, ihr dagegen schon. Augenblicklich stockte ihr Atem. Die Fläche unter dem dünnen T-Shirt fühlte sich extrem hart an. Sie spürte ein Waschbrett, das nur aus durchtrainierten Muskeln zu bestehen schien – unnachgiebig, aber sehr lebendig.
Constanze schluckte. Die Berührung wirkte erschreckend intim. Bevor diese Erkenntnis allzu sehr auf ihre Nerven durchschlagen konnte, nahm sie die Finger weg. In diesem Moment ließ sich Daniel den Ball abjagen, fasste um Constanze herum und begann, Eliah gnadenlos zu kitzeln. Statt auf Abstand zu kommen, war Constanze plötzlich in seinen Armen gefangen. Ihr Puls erreichte neue Rekorde. Jetzt konnte sie ihn fast überall um sich spüren. Instinktiv tat sie das einzig Naheliegende und tauchte ab. Dass sie sich nahezu kriechend in Sicherheit brachte, war ihr egal. Hauptsache, sie entkam dieser Zwickmühle. So lustig sie das Gebalge der beiden auch
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