Wie weit du auch gehst ... (German Edition)
mehr allzu viel Zeit. Der knappe Terminplan war jedoch weniger Constanzes Problem. Der Grund, warum sie sich wie ein aufgescheuchtes Huhn gebärdete, lag schlichtweg in der Tatsache, dass ihr Sohn zum ersten Mal von ihr getrennt sein würde. Und dann gleich für zwei Wochen.
Constanze wurde allein bei dem Gedanken daran flau im Magen. Obwohl sie ständig versuchte, sich zu beruhigen, lagen ihre Nerven blank. Sie hatte keinerlei Bedenken, Eliah mit Susanne und Frank verreisen zu lassen, wirklich nicht. Es war keine Frage, dass die beiden auf ihren Sohn genauso gut achtgeben würden wie auf die eigenen Kinder. Dennoch vermeldete ihr Mutterinstinkt höchste Alarmstufe.
Offenbar hatte sie die Angst um Eliah aus der Zeit bei Michael doch noch nicht ganz überwunden. Nachdenklich stopfte sie ein Paar Kindersocken in die Seitentasche des Rucksacks. Vielleicht war es ganz gut, dass Eliah auf diesen Ausflug ging. Nicht nur für ihn, sondern auch für sie. Schließlich konnte sie nicht bis ans Ende aller Tage wie eine Besessene über ihn wachen.
Lautes Poltern ließ sie aufblicken. Eliah kam ins Zimmer gestürmt, die Wangen hochrot, das Haar zerzaust. Lächelnd schloss sie den Reißverschluss. Ja, für Eliah war dieser Ausflug genau das Richtige. Sie ging vor ihm in die Hocke und nahm ihn in den Arm. »Na, Spatz? Hast du schon Zähne geputzt?«
Er nickte so eifrig, dass sein Kinn auf ihre Schulter klopfte. »Sind sie schon da? Hast du schon ihr Auto gehört?
»Noch nicht.« Lächelnd ließ sie ihn los. »Aber sie müssen jeden Moment eintreffen. Warum gehst du nicht runter, und guckst aus dem Fenster? Dann siehst du sie gleich.«
Sie hatte kaum ausgesprochen, da rannte er schon johlend die Treppe hinab. Constanze spürte, wie ihre Unruhe etwas nachließ. Eliah sah so glücklich aus. Er würde sicher jede Menge Spaß mit Patrick und Fabian haben, und den wollte sie ihm nicht verderben, nur weil sie sich übertrieben Sorgen machte. Sie straffte den Rücken, nahm den gepackten Rucksack vom Bett und folgte ihm. In diesem Moment schellte es.
Susanne hatte noch nicht einmal den Finger von der Klingel genommen, da riss Eliah bereits die Tür auf. »Hallo. Wir sind schon fertig. Mama hat sich extra beeilt.«
Patrick und Fabian tobten an Susanne vorbei ins Haus und plapperten ebenfalls los.
»Ach du meine Güte.« Constanze drückte ihre Freundin schmunzelnd an sich. »Wollt ihr euch das wirklich antun?«
Susanne grinste zurück. »Habe ich dir mal erzählt, dass ich in meiner Jugend mal in einem Zoo ausgeholfen habe? Schimpansen.«
»Nein.« Lachend schüttelte Constanze den Kopf und machte eilig einen Schritt zur Seite, als die Kindermeute wild um sie herumgehopst kam.
Susanne schob sich die Ärmel nach hinten. »Eigentlich müsstest du auch so herumhüpfen – sobald wir weg sind.« Sie zwinkerte Constanze zu. »Du wirst schnell merken, was sich hinter dem Begriff Himmlische Ruhe verbirgt.«
»Das, was man als Vater und Ehemann nicht mehr hat.« Frank kam hereinmarschiert, während sich Constanze und Susanne gerade innig in die Arme schlossen.
»Ihr ruft an, wenn ihr da seid, ja?« Constanze schluckte angestrengt.
Susanne rieb ihr aufmunternd den Rücken. »Na klar. Mach dir keine Sorgen. Genieß einfach die Tage für dich.«
»Und, seid ihr fertig?« Frank grinste Constanze an. Als er sah, wie sie sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel wischte, sah er sie bestürzt an. »Ich meinte eigentlich fertig mit Packen, nicht fertig mit den Nerven.«
Constanze musste lachen. »Entschuldige. Ich bin heute einfach nah am Wasser gebaut, das ist alles.«
»Keine Panik, junge Dame.« Er drückte aufmunternd ihre Hand. »Die zwei Wochen gehen schneller um als dir lieb ist. Du wirst schon sehen. Außerdem«, merkte er verschwörerisch an, »gibt es da jemanden, der nur darauf brennt, dafür zu sorgen, dass dir nicht langweilig wird.«
Bei Erwähnung dieses speziellen Jemand wurde Constanze prompt rot. Wenn sie nur daran dachte, wie sich Daniel vorgestern von ihr verabschiedet hatte … Das war in der Tat alles andere als langweilig gewesen.
Susanne grinste wissend. »Oha, anscheinend hat er das schon.« Sie schnappte Eliahs Gepäck und hielt es Frank hin. »Bist du so lieb, Schatz, und bringst das schon mal ins Auto?«
Frank machte ein enttäuschtes Gesicht. »Immer wenn’s spannend wird, muss ich das Weite suchen. Findet ihr das fair?«
Susanne ließ sich nicht erweichen. »Du bist ein Mann, und das hier ist ein
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