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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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tödliche Eiseskälte in ihm ausbreitete. Die Emotionslosigkeit schien sein ganzes Wesen zu erfassen, veränderte ihn vollkommen. Noch nie hatte sie ihn so gesehen. Nie so hart, konzentriert oder gnadenlos. Es war, als betrachtete sie das Gesicht eines Fremden. Nichts mehr ließ auf den zärtlichen, einfühlsamen Mann schließen, den sie bisher erlebt hatte. Zum ersten Mal erkannte sie wahrlich den Killer in ihm. So mussten ihn seine Opfer sehen, kurz bevor er sie umbrachte …
    Was hatte sie denn erwartet? Das war kein Spiel, sondern tödlicher Ernst, und er war der Tod. Hier zeigte er sie nun, jene düstere Seite, über deren Existenz sie sich vor einigen Tagen den Kopf zerbrochen hatte. Und langsam schwante ihr, dass sie nicht einmal ansatzweise erriet, was noch alles damit einherging.
    Silas warf ihr einen Blick zu, den sie nicht zu deuten vermochte, ließ sie los und spähte um die Kante. Er ortete in diesem kurzen Moment seine Ziele und schoss, ohne hinzusehen. Schwer aufprallende Körper bestätigten, wie genau er wusste, wo sich seine Gegner versteckten.
    Unter ihnen wurden Lärm und Schreie laut. Nun hatten die Männer begriffen, dass sie nicht nur einer hilflosen Frau, sondern auch deren ausgeschlafenem Helfer gegenüberstanden. Fast sofort eröffneten sie das Feuer. Die Kugeln schlugen pfeifend in der Ecke ein, rissen Holzsplitter und Putz aus der Wand.
    Silas packte Constanzes Nacken und barg ihr Gesicht an seiner Brust. Einen Arm über ihren Kopf gelegt, schützte er ihr Gehör, während die Munition schier endlos auf ihr Versteck einprasselte. Wild gewordene Stahlhornissen, die nur das Ziel hatten, den Tod zu bringen.
    Silas’ Hand strich über ihre Haare nach oben, bis er die Innentasche seiner Weste erreichte. Er holte eine schwarze, eierförmige Kugel heraus.
    Constanze gefror das Blut in den Adern, als sie erkannte, was es war.
    Er entfernte mit den Zähnen den Splint und legte die Finger um das Metallgehäuse. Fast gelassen hielt er den Sicherungsbügel gedrückt. Wie konnte er nur so sorglos mit einer Handgranate umgehen? Constanze war knapp davor, aufzuschreien, als er das Teil in einem Bogen um die Ecke schleuderte.
    Kaum hatte er losgelassen, hechtete er sich auf Constanze und bedeckte sie mit seinem Körper. Sie hörte nur noch undeutlich das Stakkato, mit dem die Granate die Stufen hinabpolterte, dann brach das Inferno aus.
    Die Druckwelle der Explosion fegte über sie hinweg, brachte Verderben und Hitze mit sich. Constanze kauerte sich unter Silas zusammen. Die Augen fest geschlossen, drückte sie sich krampfhaft an ihn, als könnte sie so verhindern, dass ihnen etwas zustieß. Schräg unter ihnen gellten Schreie. Staub und Stofffetzen flogen umher, trotzdem trampelten nur Sekunden später neue Schritte auf der Treppe.
     
    *
     
    Silas fluchte. Wie viele Männer hatte dieser Drecksack geschickt, um eine wehrlose Frau abzuschlachten?
    Er blickte über die Schulter. Nach hinten sah es schlecht aus. Nach vorn noch mieser. Wenn ihm nicht schnell etwas Brauchbares einfiel, saßen sie in der Falle. Sie mussten auf die andere Seite des Flurs, und zwar bevor die Männer oben ankamen.
    Constanze weiterhin fest umschlungen stieß er sich mit beiden Füßen von der Wand ab. Schwungvoll rollten sie quer über den Boden. Sobald sie außer Deckung waren, feuerte er in Richtung der Angreifer. Trotzdem blieb ihnen nur wenig Zeit, bis die Maschinengewehre aus dem Erdgeschoss antworteten. Zu wenig.
    Silas spürte ein scharfes Reißen am Oberarm. Unbeirrt rollte er weiter, drehte sich so lange mit Constanze, bis sie hinter der nächsten Wand in Deckung lagen. Ohne innezuhalten, richtete er sich mit ihr auf und warf die nächste Granate. Constanze drückte zitternd ihr Gesicht an seine Brust.
    Dieses Mal reichte es aus. Nach der Detonation herrschte gespenstische Stille, nur das leise Knacken der zerstörten Einrichtung durchdrang die Stille. Vereinzelte Flammen tauchten die Umgebung in orangefarbenes Licht. Eine geradezu irrwitzige Beleuchtung für die üble Situation, in der sie sich befanden. Silas wechselte das Magazin seiner Waffe und lehnte sich gegen die Wand.
     
    *
     
    Constanze verharrte stumm an Silas gepresst. Unter ihrer Wange schlug sein Herz kräftig und langsam. Ganz im Gegensatz zu ihrem, das eher an eine Rennmaus erinnerte. Deutlicher hätte ihr nicht demonstriert werden können, in welch unterschiedlichen Welten sie lebten. Für sie war das hier der reinste Horror, Silas hingegen

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