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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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überwältigen als ein hilfloses Schaf.
    Sie zählte bis zehn und glitt aus dem Bett. Mr. Pepper tat es ihr nach. Elegant sprang er neben ihr zu Boden und lief voraus. Constanze bemerkte es kaum. Konzentriert bewegte sie sich auf die Tür zu. Die Waffe gab ihr einen Hauch von Sicherheit, obwohl ihr jämmerliches Versagen vor Silas deutlich gezeigt hatte, wie wenig ein Revolver brachte, wenn man nicht in der Lage war, diesen auch zu benutzen.
    Penibel darauf bedacht, keine auffälligen Geräusche zu verursachen, bewegte sie sich durch den schwach vom Mondlicht erhellten Raum. Eine neuerliches Scharren aus dem Erdgeschoss eliminierte den letzten mageren Rest an Hoffnung. Sie hatte Besuch.
    Constanzes Finger zitterten mittlerweile so stark, dass sie den Türknauf zweimal verfehlte, ehe sie ihn zu fassen bekam. Die Schlafzimmertür war aus Gewohnheit nur angelehnt. Wäre dem nicht so gewesen, hätte sie den Eindringling unmöglich gehört. Stumm dankte sie Gott, dass Eliah nicht im Haus war. Sie lockerte ihre verkrampften Hände, dann schob sie vorsichtig die Tür auf, hinderte aber Mr. Pepper daran, ebenfalls das Zimmer zu verlassen. Unter keinen Umständen wollte sie den Kater im Haus herumstreifen haben, während sie mit gezückter Waffe auf Verbrecherjagd ging. Nicht, dass sie ihn versehentlich noch erschoss. Sie schlüpfte durch die Tür und drückte sie vor seiner Nase wieder zu.
    Nur das leise Rascheln ihres Schlafanzugs war zu hören, aber selbst das klang in Constanzes Ohren unnatürlich laut. Prüfend äugte sie um die Ecke. Nichts.
    Etwas mutiger geworden schlich sie den kurzen Flur entlang. Constanze wollte gerade die erste Treppenstufe in Angriff nehmen, als unvermittelt die Leuchtfinger von Taschenlampen durch das untere Geschoss geisterten. Sie hielt inne. Es war nicht nur ein Eindringling, es waren mehrere.
    Michaels Männer!
    Daran hatte sie plötzlich keinen Zweifel mehr. Warum sonst sollte gleich eine ganze Truppe Einbrecher ein gewöhnliches Einfamilienhaus überfallen? Michaels Säuberungstruppe befand sich im Einsatz.
    Gott steh ihr bei!
    In ihrem Kopf begann es zu pochen. Schwankend tastete sie mit der freien Hand ans Treppengeländer.
    Unmöglich. Sie konnte es unmöglich mit mehr als einem Gegner aufnehmen. Ihr Atem kam in abgehackten Stößen. Verzweifelt fragte sie sich, was sie tun sollte. Die Polizei rufen? Schnell ließ sie den Gedanken wieder fallen. Jedes gesprochene Wort würde die Meute direkt in ihre Richtung lotsen. Die Ordnungshüter kämen dann gerade noch rechtzeitig, um ihre Leiche zu identifizieren.
    Fieberhaft überlegte sie, was ihr übrig blieb. Die Antwort war denkbar einfach. Flucht oder Verstecken. Flucht schied aus. Sie hätte durch eines der Fenster klettern müssen, um unbemerkt aus dem Haus zu gelangen, wobei das Obergeschoss aufgrund des historischen Alters des Gebäudes in einer derart luftigen Höhe lag, dass sie sich im besten Fall vier Meter über Grund befand. Mit solch einem waghalsigen Sprung hätte sie den Kerlen ihre Arbeit todsicher abgenommen. Ein gebrochenes Genick war definitiv keine Lösung. Also blieb nur eines. Verstecken.
    Gehetzt sah sie sich um. Wo würde kein Mensch nach ihr suchen?
    Unter dem Bett? Lächerlich.
    Im Schrank? Abgedroschen.
    Hinterm Vorhang? Ungeeignet.
    Ihre fruchtlosen Ideen brachen abrupt ab, als sie bemerkte, wie einer der Lichtstrahlen auf die Treppe zusteuerte. Kalte Angst peitschte durch ihren Magen. Constanze wich einige Schritte zurück – und prallte abrupt gegen einen harten Widerstand. Einen, der gerade eben noch nicht da gewesen war …
    Der Schreck fuhr ihr in alle Glieder. Sie wollte schreien, doch dazu kam sie nicht mehr, weil sich blitzschnell eine Hand über ihren Mund legte. Noch ehe sie reagieren konnte, wurde die Waffe aus ihren Fingern genommen. Ein kräftiger Arm umschlang ihre Taille und zwang sie dichter an den harten Körper.
    Constanzes Muskeln blockierten. Alles, was noch durch ihren Kopf schoss, war: Jetzt werde ich sterben. Genau jetzt.
    Komischerweise fühlte sie sich jedoch kein bisschen bedroht – trotz der unnachgiebigen Art, mit der der Mann sie umfangen hielt, trotz seiner Geräuschlosigkeit. Irgendetwas an ihm schien ihr seltsam vertraut. Constanze schluckte. Vertraut? Drehte sie jetzt endgültig durch?
    Sie zuckte zusammen, als er sich hinter ihr rührte. Stocksteif wartete sie auf den Tod, doch zu ihrer Überraschung legte er nur sein Kinn gegen ihre Schläfe. Der Daumen seiner Hand, die

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