Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
Vom Netzwerk:
auffiel, dass Silas bereits vor der Schlafzimmertür stand. Wann hatte er das herausgefunden? Ohne sie abzusetzen, drückte er mit dem Ellbogen die Klinke und gab der Tür einen Stoß. Nicht einmal eine Sekunde später flitzte der Kater wie ein geölter Blitz an ihnen vorbei. Er umrundete die Ecke in einer Geschwindigkeit, bei der seine Hinterbeine wegrutschten, und sauste die Treppe hinab. Constanze konnte sein Tempo nachfühlen, trotzdem behagte ihr mehr, dass Silas die von Schutt und Bruchstücken bedeckten Stufen langsam hinabging, denn manche sahen aus, als bestünden sie nur noch aus schwelender Holzkohle. Unten angekommen durchquerte er das Wohnzimmer und steuerte den Hinterausgang an, ohne die beiden Leichen auf dem Boden eines Blickes zu würdigen.
    Constanze tat es ihm nach. Absichtlich blickte sie in die entgegengesetzte Richtung. Eine Leiche am Abend reichte ihr vollkommen. Sie verspürte nicht das geringste Bedürfnis, noch weitere aus der Nähe zu sehen.
    Wenige Schritte später erreichten sie die Hintertür.
    Silas prüfte die Umgebung und trat ins Freie. Zielstrebig überquerte er erst das kurze Stück Rasen, dann ihren Gemüsegarten und schließlich das hohe Gras jenseits ihres Grundstücks – kein bisschen beeinträchtigt von der Last auf seinen Armen. Constanze fragte sich allmählich, ob er sie wohl stundenlang durch die Gegend tragen könnte, ohne sich überhaupt anzustrengen. Schon einmal war ihr aufgefallen, welch immense Kraft in seinen durchtrainierten Muskeln steckte. Auch jetzt wirkten seine Bewegungen geschmeidig und leicht, gerade so, als würde ihr Gewicht für ihn überhaupt keine Rolle spielen.
    Als sie die Wiese hinter sich gelassen hatten, erreichten sie eine Gruppe von niedrigen Bäumen – und Silas’ Wagen. Das schwarze BMW-Coupé stand nahezu unsichtbar hinter den dichten Ästen verborgen. Als sie nur noch wenige Meter entfernt waren, entriegelte sich das Fahrzeug von selbst. Constanze merkte erstaunt auf. Das war etwas, was der Wagen bisher noch nie gemacht hatte.
    Silas verlagerte ihren Körper, damit er die Beifahrertür öffnen konnte, und ließ sie behutsam ins Wageninnere gleiten. Kaum saß er neben ihr, startete er den Motor.
    Constanze lehnte sich in das kühle Leder, während Silas das Coupé rückwärts vom Grundstück lenkte. Mitten durch die Hecken. Er mähte alles nieder, was ihm in den Weg kam. Dementsprechend schnell erreichten sie die Straße. Als sie über den Gehweg holperten, legte er eine Hand in Constanzes Nacken und drückte ihren Kopf nach unten. Sie wehrte sich nicht, weil sie ahnte, warum er das tat. Niemand brauchte zu sehen, dass sie im Auto saß.
    Mit einer Gelassenheit, die Constanze nur erstaunte, folgte er der Straße von ihrem Haus weg. Er tat das so harmlos, als würde er nur mal schnell Zigaretten holen. Niemand, der sie sah, würde auch nur annähernd den Verdacht hegen, dass sie geradewegs aus der Hölle kamen. Polizeiwagen rauschten mit durchdringendem Sirenengeheul an ihnen vorüber und verschwanden in der Nacht. Unbehelligt fuhren sie weiter. Bald schon hatten sie das Wohngebiet verlassen und wechselten auf die Landstraße.
    Die sonst so belebte Strecke schien um diese Uhrzeit wie ausgestorben. Silas nutzte die Gelegenheit und liebkoste mit dem Daumen Constanzes Hinterkopf, ehe er sie freigab, damit sie sich wieder aufrichten konnte.
    Die Innenbeleuchtung des Wagens tauchte seine Silhouette in rotes Licht und ließ kaum etwas erkennen. Daher dauerte es einen Moment, bis sie die glänzende Flüssigkeit bemerkte, die aus der Wunde am Arm in seine dunkle Kleidung floss. Von wegen nur ein Kratzer. Er blutete immer noch und das nicht zu knapp.
    »Dein Arm …«
    »Macht nichts.« Silas ließ in keinster Weise erkennen, ob er Schmerzen hatte, geschweige denn, wie stark. Stattdessen musterte er sie. »Bist du okay?«
    Als Constanze zögernd nickte, streichelte er noch einmal ihr Genick, dann blickte er nach vorn. Er prüfte abwechselnd Straße und Rückspiegel und wirkte darüber hinaus völlig entspannt. Constanze glaubte trotzdem keine Sekunde, dass ihm auch nur die geringste Kleinigkeit entging – von seiner Verletzung einmal abgesehen. Der zollte er keinerlei Aufmerksamkeit.
    So konnten sie das nicht lassen. Sie musste irgendetwas gegen die Blutung unternehmen. Ohne lange nachzudenken, beugte sie sich hinüber und griff an seine Hüfte.
    Silas sah zwar kurz nach unten, als Constanze beherzt eines der Messer aus der Halterung zog, ließ

Weitere Kostenlose Bücher