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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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weiterhin ihren Mund bedeckte, streichelte zärtlich ihre Wange. Zärtlich und äußerst vertraut …
    Die eiserne Lähmung fiel von Constanze ab und ihre Sinne meldeten sich zurück. Mit einem Mal nahm sie ihn wahr. Seinen Duft, die drahtigen Muskeln unter ihren eiskalten Fingern, die seelenruhige Art, mit der er sie im Arm hielt. Hinter ihr stand unbestreitbar Silas. In Fleisch und Blut.
    Er hielt sie fest und wartete, bis sie wieder sicheren Stand hatte, dann nahm er langsam die Hand von ihrem Mund und tippte mit dem Zeigefinger gegen ihre Lippen.
    Constanze nickte. Sie würde keinen Mucks von sich geben. Sie hielt sich an seinem Unterarm fest, während er sie dicht an seinen Körper gepresst rückwärts wegführte.
    Als sie die Nische zu Eliahs Zimmer erreichten, löste er wortlos seinen Arm und schob Constanze hinter sich. Die Geste war eindeutig. Er würde sie beschützen – notfalls mit seinem Leben.
    Constanze hatte seinen breiten Rücken direkt vor der Nase. Er stand vor ihr wie eine Mauer. Unerschütterlich. Unüberwindbar. Über ein Meter achtzig geballte Männlichkeit, nur darauf programmiert, sie zu retten. Genauso sah er auch aus. Von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, verschwamm er nahezu mit der dunklen Umgebung. Sprungbereit, jeden Muskel angespannt, ähnelte er mehr denn je dem großen, gefährlichen Panther, mit dem sie ihn einst verglichen hatte. Es war beruhigend, zu wissen, dass alle Angreifer erst an ihm vorbeimussten, ehe sie an sie herankamen. Am liebsten hätte sie sich vor Dankbarkeit an ihn geschmiegt. Angesichts ihrer prekären Lage beschränkte sie sich darauf, vorsichtig um seine Hüften zu fassen. Er legte eine Hand über ihre und drückte sie kurz, dann zog er einen glänzenden Gegenstand aus der Halterung an seiner Hüfte.
    Der erste Eindringling schlich ahnungslos die Treppe herauf. Constanze sah nur ein metallisches Blitzen, als Silas ruckartig den Arm bewegte. Dann ertönte ein leises Sirren, gefolgt von dem ekelhaft dumpfen Geräusch, mit dem die Klinge ins Fleisch drang. Der Mann auf der Treppe gab ein ersticktes Röcheln von sich und kippte vornüber.
    Silas war so schnell bei ihm, dass Constanze sich verblüfft fragte, wie er das gemacht hatte. Noch nie hatte sie jemanden gesehen, der sich derart flink bewegen konnte.
    Behände fing er den schlaffen Körper auf, ließ ihn geräuschlos zu Boden sacken und nahm das Messer wieder an sich. Constanze unterdrückte ein Würgen. Sie war sich sicher, dass der Mann nie wieder aufstand. Keuchend hielt sie sich ihren revoltierenden Magen. Sie hatte noch nie eine Leiche gesehen, noch nie.
    Aus den Augenwinkeln registrierte sie, dass der nächste Angreifer, einen Komplizen knapp hinter sich, am Fuß der Treppe auftauchte. Ehe Constanze den neuerlichen Schreck verarbeiten konnte, pfiff eine Salve Kugeln zu ihnen herauf.
    Silas warf sich in einer geschmeidigen Bewegung herum, traf frontal gegen ihren Körper und riss sie zu Boden. Die Arme um sie geschlungen rollte er sich mit ihr ab, bis er auf ihr zu liegen kam. Constanze hielt sich automatisch an ihm fest. Während sie noch zu begreifen versuchte, was genau passiert war, richtete er sich schon wieder auf. Rasch lockerte sie ihre starren Muskeln. Es fiel ihr schwer, aber sie schaffte es trotzdem – musste es auch schaffen. Alles hing von Silas‹ Bewegungsfreiheit ab. Sie durfte ihn auf keinen Fall behindern.
    Silas umfasste sie ohne Schwierigkeit auf Höhe der Rippen und zog sie mit sich.
    Sie krochen geduckt durch den Flur bis hinter die Ecke, die Constanze auf ihrem Weg aus dem Schlafzimmer gerade erst umrundet hatte. Silas lockerte seinen Griff, jedoch nur, um einen Wimpernschlag später Constanzes Oberkörper gegen die Wand zu drücken. Er ließ seine warmen Finger auf ihrem Schlüsselbein liegen, weil er sie hinter sich in Deckung halten wollte, und beugte sich nach vorn.
    Ohne den Flur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, griff er mit der freien Hand ins Schulterhalfter und zog eine matt schimmernde Waffe hervor, neben der sich Constanzes Revolver wie ein Spielzeug ausnahm. Trotz des schwachen Lichts erkannte sie deutlich, wie erschreckend ruhig die Pistole in seiner Hand lag. Warum das so war, musste man ihr nicht lange erklären …
    Sie erschauerte, als ihr klar wurde, dass in diesem Augenblick nicht Silas neben ihr saß, sondern der Magier höchstpersönlich. Gebannt sah sie ihn an. Seinem hageren Gesicht war jegliche Mimik abhandengekommen und sie spürte, wie sich eine

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