Wie zaehmt man einen Herzensbrecher
überhaupt nicht. Was im Bett zugegebenermaßen anders war, denn sie hatte genauso viel Spaß am Sex wie er. Da würde die konservative Mel vermutlich viel prüder sein. Manchmal allerdings, wenn sie ihm aus ihren goldbraunen Augen einen dieser Funken sprühenden Blicke zuwarf, glaubte er dahinter eine schlummernde Leidenschaft zu ahnen …
Genauso einen Blick hatte sie ihm zugeworfen, bevor er gestern das Büro verlassen hatte.
„Alles bereit für morgen?“, hatte er sich noch erkundigt.
„Wenn der Grundriss, den Sie von der Villa Ihres Großvaters besorgt haben, stimmt und die Torte auf die hintere Terrasse geschoben werden kann, sollte alles ohne Probleme über die Bühne gehen“, erklärte Merlina zuversichtlich.
„Das Honorar für die fragliche Dame war ja beachtlich“, fügte er noch ohne jegliche Wertung hinzu, was Merlina dennoch sofort auf die Palme brachte.
„Der Blumenbikini musste maßangefertigt werden, dazu kamen Proben, um sicherzugehen, dass der Hubmechanismus in der Torte auch reibungslos funktioniert. Außerdem glaube ich nicht, dass Ihr Großvater mit etwas Billigem zufriedenzustellen ist. Deshalb habe ich mich für Qualität entschieden.“ Sie sah ihn herausfordernd an. „Haben Sie ein Problem damit, Jake?“
„Nicht, wenn sie das Honorar wert ist.“
„Darüber können Sie sich morgen selbst ein Urteil bilden.“
Und genau bei diesen Worten hatte sie ihn so glühend, ja geradezu leidenschaftlich angesehen. Vielleicht hatte sie ihm diesen männlich-chauvinistisch angehauchten Auftrag ja doch übel genommen und wollte ihn dafür auf ihre Weise zahlen lassen. Wobei ihm die Kosten tatsächlich gleichgültig waren. Nur das Ergebnis zählte, und er zweifelte nicht, dass Mel professionell genug war, wie gewohnt das Beste zu liefern. Allerdings musste er zugeben, dass er nun sehr gespannt auf die Qualitäten der Frau war, die aus der Torte steigen würde.
Im Schatten rot-weiß gestreifter Sonnenschirme waren auf dem weitläufigen Rasen hinter dem Haus die Tische für den Nachmittagstee gedeckt worden. Es war ein herrlicher Tag, perfekt, um draußen zu sitzen und das luxuriöse Ambiente zu genießen.
Weiße Spitzendecken zierten die runden Tische, die mit feinstem Porzellan, blank poliertem Silber und Damastservietten gedeckt waren. Sobald die Gäste auf den rot gepolsterten Stühlen Platz genommen hatten, wurde der Tee aus eleganten Silberkannen und dazu auf verschnörkelten silbernen Etageren die traditionellen Gurken-Sandwiches, typisches Valentinsgebäck wie herzförmige Biskuit-Küsse und Date-Scones, köstliche Blätterteigteilchen und eine Auswahl an Sahnetörtchen serviert.
„Das erinnert mich an High Tea, den traditionellen Nachmittagstee im Empress Hotel auf Vancouver Island“, bemerkte einer der Gäste an Jakes Tisch anerkennend, was die übrigen veranlasste, ähnliche Vergleiche mit Luxushotels in aller Welt anzustellen.
Das fröhliche Lachen und Stimmengewirr ringsum verriet, was für ein Erfolg die Party war. Immer wieder wurde der Jubilar in launigen Tischreden gewürdigt. Jake wartete, bis die abschließende kulinarische Krönung serviert worden war –in Schokolade getauchte Erdbeeren mit Schlagsahne –, bevor er sich vom Tisch zurückzog, um mit dem Handy den Bühnenarbeitern das Startzeichen zu geben, die die Geburtstagstorte hereinrollen sollten. Dann wies er das Orchester noch einmal an, „Happy Birthday“ zu spielen, sobald die Torte in Position gebracht worden war, und ging weiter zu dem Tisch, wo sein Großvater als Ehrengast mit seinen vier Töchtern … von vier verschiedenen Frauen … und deren gegenwärtigen Partnern saß.
Jakes Mutter hatte sich schon vor Jahren von seinem Vater getrennt, einem Musiker, den sie als Jugendsünde betrachtete. Wobei sie mit ihrem kunstvoll frisierten und blondierten Haar und dem noch erstaunlich glatten Teint immer noch sehr jugendlich und unverändert hübsch aussah, obwohl sie die fünfzig bereits überschritten hatte. Wirklich unglaublich, was ein guter Schönheitschirurg und nahezu unbegrenzte finanzielle Mittel heutzutage zaubern konnten.
„Ich habe noch eine besondere Überraschung für dich, Pop“, verkündete Jake.
„Wundervoll! Ich liebe Überraschungen!“
Sein Großvater war bester Laune. Bevor er am Tisch seiner Töchter Platz genommen hatte, um sich wie üblich einen Spaß daraus zu machen, sie gegeneinander auszuspielen, war er ausgiebig von Tisch zu Tisch gewandert und hatte vor allem unter den
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