Wie zaehmt man einen Herzensbrecher
beizubringen. Warum blieb sie so lange in der Bibliothek? Er musste nachsehen und sich vergewissern, dass alles nach seinem Plan verlief und sie tatsächlich an diesem Abend mit ihm nach Hause kam.
Getrieben von seiner inneren Unruhe, betrat Jake die Bibliothek, ohne anzuklopfen. Sein Großvater stand an seinen massiven Mahagoni-Schreibtisch gelehnt und wirkte entspannt und gelassen. Merlina hatte es sich in dem großen ledernen Lehnstuhl bequem gemacht. Die beiden schienen locker miteinander zu plaudern. Es kam Jake merkwürdig vor, dass die Atmosphäre so sorglos wirkte.
„Was geht hier vor?“, fragte er misstrauisch.
Sein Großvater blickte ihn erstaunt an. „Dieselbe Frage könnte ich dir stellen, Jake, meinst du nicht? Du kommst hierher, weil du angeblich Hilfe in der Firma brauchst, und …“
„Ich habe Merlina in der Firma vermisst.“
Byron lächelte spöttisch. „Das bezweifle ich nicht. Entschuldigt das aber, dass du all deinen Sexappeal einsetzt, um sie mir abspenstig zu machen?“
Jake wich schuldbewusst seinem Blick aus. „Es tut mir leid, aber sie sollte dich nicht heiraten, Pop“, erklärte er trotzig und sah Merlina herausfordernd an. „Hast du es ihm nicht gesagt?“
„Doch, das habe ich“, erwiderte sie, wobei sie ihm die linke Hand entgegenstreckte, an der immer noch der große Verlobungsdiamant funkelte. „Ich habe Byron auch angeboten, ihm seinen Ring zurückzugeben …“
Sie trug ihn immer noch!
„Aber ich habe Merlina überredet, ihn zu behalten“, fügte sein Großvater hinzu.
„Warum?“, fuhr Jake gereizt auf.
„Mein Junge, ich lebe lange genug, um die kleinen Sünden der Menschen nicht mehr ganz so ernst zu nehmen. Ein Strohfeuer, das sich in … sagen wir drei Monaten wieder gelegt haben wird. Was meinst du, Merlina?“
Sie seufzte. „Ja, vielleicht drei Monate, Byron.“
„Und wenn nicht?“, warf Jake wütend ein.
„Ich kann warten“, meinte sein Großvater gelassen. „Wenn es vorbei ist und sie Herzschmerz hat, werde ich sie gern wieder aufmuntern.“
„Rechne lieber nicht damit, dass es so schnell vorbei ist“, warnte Jake und fügte impulsiv hinzu: „Vielleicht heirate ich Merlina ja selber.“
Sein Großvater zog überrascht die Brauen hoch. „Das meinst du nicht ernst!“
„Und du würdest dein Junggesellenleben aufgeben?“, ergänzte Merlina ebenso erstaunt.
„Darüber reden wir, wenn es so weit ist“, erwiderte Jake, der instinktiv davor zurückscheute, sich festnageln zu lassen. Bewusst wandte er sich nun an seinen Großvater, um diese unangenehme Auseinandersetzung zum Ende zu bringen. „Es tut mir ehrlich leid, Pop, dass ich dich so ausgestochen habe, aber du hättest dich nicht einmischen sollen. Merlina und ich standen schon in Verbindung zueinander, bevor du sie kennengelernt hast, und ich beabsichtige nicht, darauf zu verzichten.“
„Mir scheint nur, dass du sie nicht genug zu schätzen weißt“, lautete die prompte Antwort, und dann an Merlina gewandt: „Vergiss bitte nie, dass ich dich immer achten werde, Merlina.“
„Gib endlich auf, Pop“, bat Jake gereizt. „Merlina, ich habe deine Sachen schon in meinen Wagen laden lassen. Lass uns jetzt gehen. Es ist genug gesagt.“
Erleichtert registrierte er, dass sie sich ohne Widerspruch erhob. Doch dann musste er ertragen, wie sie zu seinem Großvater ging, ihn auf die Wange küsste und liebevoll sagte: „Danke für alles, Byron. Du warst wirklich sehr liebenswürdig und großzügig.“
„Deine Gegenwart wird mir immer ein Vergnügen sein, meine Liebe“, antwortete Byron galant. „Pass auf dich auf. Mein Enkel hat noch eine weite Wegstrecke vor sich, bis er endgültig erwachsen ist.“
8. KAPITEL
Vielleicht heirate ich Merlina ja selber.
Jake hatte es tatsächlich gesagt, hatte das große Wort mit H ausgesprochen. Natürlich war er in diesem Moment extrem provoziert worden, dennoch keimte in Merlina die Hoffnung, dass Jake es ernst meinen könnte. Ganz sicher würde er doch so etwas nicht nur sagen, um sie zu bewegen, wieder für ihn zu arbeiten. Und es schien auch nicht wahrscheinlich, dass er es nur gesagt hatte, um seinen Großvater auszustechen. Es war einfach eine zu ernste Sache.
Aufgeregt ließ Merlina es geschehen, dass er sie nun, fest an sich gedrückt, zu seinem Wagen hinausführte. Jeder seiner entschlossenen Schritte verriet ihr, dass er mit ihr zusammen sein wollte. Er begehrte sie. Und erst vor drei Tagen hatte sie alle Hoffnungen, Jake je von
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