Wie zaehmt man einen Herzensbrecher
lassen, die ihre Vernunft völlig ausgeschaltet hatten. Rache und Hoffnung bildeten aber einen chaotischen Cocktail und keine Basis für eine gute Zukunft.
Ihre Kündigung war der Versuch gewesen, endlich ihr Leben wieder wirklich in die Hand zu nehmen, aber selbst das war eine Reaktion auf Zustände gewesen, die für sie unerträglich geworden waren, und Jakes Einschreiten an diesem Abend entriss ihr erneut die Kontrolle. Ihr Kopf schmerzte von dem vergeblichen Versuch, den richtigen Weg für sich zu finden, während ihr Herz nur einen Rat kannte: Lass es geschehen. Du willst es auch.
Jake wusste nicht, was er von ihrem Schweigen halten sollte. Hatte er genug gesagt, um die Barrieren zwischen ihnen niederzureißen? Sie sagte nichts mehr, und Mel … Merlina war selten sprachlos, wenn ihr etwas wichtig war. Auf jeden Fall musste er aufhören, sie Mel zu nennen. In diesem Punkt schien sie sehr empfindlich zu sein.
Ein rascher Seitenblick verriet ihm, dass sie die Augen geschlossen und sich ganz in sich zurückgezogen hatte. Das war ein schlechtes Zeichen, denn im Geiste sammelte sie vermutlich Argumente gegen ihn, rief sich Vanessa und all die anderen Frauen ins Gedächtnis, die während der Zeit, die sie für ihn als seine persönliche Assistentin gearbeitet hatte, durch sein Leben … und sein Bett … gezogen waren. Er konnte es ihr nicht verübeln, wenn sie ihm nicht glaubte, dass sie ihm etwas Besonderes bedeutete. Dennoch war es so. Er hatte sie einfach nur von dieser ganzen Party-Szene fernhalten wollen, wollte Merlina ganz für sich allein im Büro haben.
Doch nun hatte Jake keine Wahl. Er musste alles tun, um sie nicht zu verlieren.
Sie fuhren über die Harbour Bridge. Nur noch fünfzehn Minuten bis zu Merlinas Apartment in Chatswood. Er wusste wo es war, denn er hatte sie das eine oder andere Mal, wenn es bei einer geschäftlichen Besprechung spät geworden war, nach Hause gefahren. Allerdings hatte sie ihn nie hineingebeten, und er hatte nie darauf gedrängt, weil er wusste, dass dieser Ort für ihn gefährlich sein würde. Zu intim. Zu verführerisch. Jetzt zählte das nicht mehr. Jake sehnte sich nur danach, sie wieder in die Arme zu nehmen und erneut ihre Leidenschaft zu entfachen. Allein sie zu küssen war reines Dynamit gewesen. Und sie hatte es genauso empfunden wie er, das konnte sie nicht leugnen.
Als er an einer roten Ampel halten musste, warf er Merlina einen Blick zu. Sie saß still und reglos da, die Augen immer noch geschlossen, einen traurigen niedergeschlagenen Ausdruck auf dem schönen Gesicht. Ihr Anblick legte nahe, dass sie es aufgegeben hatte, gegen ihn anzukämpfen, aber nicht glücklich darüber war. Am liebsten hätte er sich zu ihr herübergebeugt und sie geküsst, um ihre übersprühende Lebenslust wieder aufleuchten zu sehen.
Ungeduldiges Hupen hinter ihm machte ihn darauf aufmerksam, dass die Ampel umgesprungen war. Jake konzentrierte sich wieder auf die Straße und fuhr weiter, entschlossen, für Merlina alles gut zu machen, sobald sie Chatswood erreicht hatten.
Der Ferrari kam zum Stehen, und Jake schaltete den Motor aus. Die Zeit ist abgelaufen, dachte Merlina. Jetzt musste sie sich der Situation stellen. Seufzend schlug sie die Augen auf und stellte fest, dass sie direkt vor ihrer Wohnung geparkt hatten. Jake hatte sie also wie versprochen nach Hause gebracht.
Es war ein altmodisches Mietshaus mit nur vier Wohnungen, wovon Merlina das Apartment links unten im Parterre bewohnte. Über eine vordere Veranda, die im Winter die Sonne einfing, hatte sie einen eigenen Eingang. Abgesehen von diesem Vorzug, war das Apartment jedoch eher schlicht: ein kleines Wohnzimmer, das durch eine Frühstückstheke von der winzigen Küche getrennt war, ein Badezimmer, in dem auch die Waschmaschine ihren Platz hatte, und dann noch zwei kleine Schlafzimmer auf der Rückseite.
Jake hatte ihre Wohnung nie betreten, genauso wenig wie Merlina je einen Fuß in sein Penthouse am Milson’s Point gesetzt hatte, wo er zweifellos schon viele Frauen empfangen hatte. Für Merlina keine angenehme Vorstellung, und sie schwor sich insgeheim, nie dorthin zu gehen. Wenn sie mit ihm schlafen würde, dann in ihrem Bett, das sie noch nie mit einem anderen Mann geteilt hatte.
Ihr Herz pochte, als Jake ausstieg und um den Wagen herumkam, um ihr die Tür aufzuhalten. Für einen Moment war Merlina wie gelähmt vor Angst.
„Wir sind da“, meinte er freundlich.
„Ja.“ Sie rang sich ein Lächeln ab und
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