Wie zaehmt man einen Herzensbrecher
schnell genug reagierte, als Merlina sich aus seinem Arm befreite und zur Tür ging.
„Du kannst nicht hierbleiben, Merlina“, rief er ihr nach. „Damit würdest du nur Salz in die Wunde streuen. Ich werde warten und dich nach Hause fahren, nachdem du mit meinem Großvater gesprochen hast.“
Byron würde nicht verletzt sein, sondern im Gegenteil hocherfreut, dass es ihm gelungen war, seinen Enkelsohn zum Handeln aufzurütteln. Sicher wartete er jetzt schon ungeduldig auf ihren Bericht, wie erfolgreich seine Taktik gewesen war. Jakes entschiedener Ton ließ Merlina dennoch aufhorchen. Wollte er wirklich mit ihr zusammen sein, oder ging es ihm nur darum, die Oberhand zu bewahren? Sie wollte Gewissheit, wie viel sie ihm bedeutete.
„Harold wird sich darum kümmern, dass deine Sachen gepackt und in meinen Wagen geladen werden“, fuhr Jake jetzt ganz selbstverständlich fort, als wäre ihre Einwilligung keine Frage.
„Ich kann mir ein Taxi rufen“, wandte Merlina ein, um seine Gefühle auf die Probe zu stellen.
„Nein.“ Er nahm sofort Angriffshaltung ein. „Du kommst mit mir, Merlina.“
Sein Befehlston reizte sie nur noch mehr. „Warum sollte ich?“
Sein Blick schweifte vielsagend über ihren Körper und weckte in ihr die Erinnerung daran, wie hemmungslos sie sich den leidenschaftlichen Gefühlen hingegeben hatte, die seine Küsse in ihr wachgerufen hatten. „Weil wir noch etwas zu Ende bringen müssen“, antwortete er schlicht, wobei sein bedeutungsvoller Ton ungeahnte erotische Freuden versprach.
Merlina erschauerte. Ihr war klar, dass er erwartete, dass sie mit ihm ins Bett ging, wenn sie sich von ihm nach Hause fahren ließ. Die Wahl lag bei ihr. Weil wir etwas zu Ende bringen müssen … In diesen Worten lag eine unleugbare Wahrheit. Eine verlockende Wahrheit. Sie begehrte diesen Mann mehr, als sie je einen anderen Mann begehrt hatte, und der ganz elementare Wunsch, zu nehmen, was er ihr anbot, wog schwerer als die vernünftige Überlegung, dass es für ihn nur eine weitere flüchtige Affäre in seinem Playboy-Leben sein würde.
Merlina wusste, dass sie verletzt zurückbleiben würde, wenn er es schließlich zu Ende brachte , weil sein Interesse an ihr erlahmte. Aber wenigstens würde sie nicht für den Rest ihres Lebens bereuen, dass sie auf diese Erfahrung mit Jake verzichtet hatte. Allerdings wollte sie ihn ruhig noch ein wenig schmoren lassen. Es konnte nicht schaden festzustellen, wie sehr er sie begehrte!
„Mach, was du willst“, erwiderte sie scheinbar gleichgültig. „Ich werde jetzt erst einmal zu Byron gehen.“
Jake beobachtete, wie sie mit stolz erhobenem Kopf den Salon verließ. Es kostete ihn alle Selbstbeherrschung, sie nicht einfach zu packen und zu seinem Wagen zu tragen. Merlina Rossi war ihm tatsächlich tief unter die Haut gegangen. Sie berührte ihn bis ins Mark und war nicht bereit zu kapitulieren. Aber war sie vor wenigen Minuten nicht bereit gewesen, sich ihm hinzugeben? Wenn Harold nicht hereingekommen wäre …
Nun aber hatte sie sich auf ihr altes Schlachtfeld zurückgezogen, nahm seine Herausforderung an und spielte den Ball zurück. Zumindest jedoch hatte er ihr eines abgerungen –diese unerträgliche Verlobung mit seinem Großvater hatte ein Ende gefunden. Im Grunde war es sogar gut, dass Harold sie überrascht hatte, denn der Butler war ein unanfechtbarer Zeuge. So konnte Merlina sich nicht herausreden, sie habe nicht gewollt, was geschehen war.
Was sie sowieso nicht tun würde. Dazu war sie viel zu integer. Sie würde stets voll und ganz hinter allem stehen, was sie auf sich nahm, sei es bei der Arbeit, in einer Ehe oder auch nur beim Auftritt aus einer Geburtstagstorte. Diese bedingungslose Hingabe machte die Vorstellung, mit ihr Sex zu haben, noch erregender. Jake hatte soeben eine Ahnung davon bekommen, wie es sein würde. Er wollte mehr. Viel mehr.
Entschlossen machte er sich auf die Suche nach Harold und fand ihn in der Küche, wo der Butler die Vorbereitungen für das Abendessen beaufsichtigte. Jake bat ihn um ein Wort unter vier Augen und erklärte dem Butler seines Großvaters dann, warum Miss Rossi noch am selben Abend das Haus ihres Exverlobten verlassen müsse.
„Sind Sie sicher, dass dies auch Miss Rossis Wunsch ist?“, erkundigte sich Harold skeptisch.
„Ich habe es ihr angeraten und versprochen, mich darum zu kümmern“, erklärte Jake unmissverständlich. „Sie müssen doch verstehen, dass das eine Frage des Feingefühls ist,
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