Wie zaehmt man einen Herzensbrecher
höchst spektakuläre Weise den Spieß umgedreht. Eine Taktik, die ich wegen ihrer Kühnheit ehrlich bewunderte, bis mein Großvater sich einmischte und mich ausstach.“
„Es gab nichts auszustechen, Jake. Du warst mit Vanessa Hall zusammen“, erinnerte Merlina ihn spitz, denn sie musste daran denken, wie oft sie sich wegen dieser Frau vor Eifersucht verzehrt hatte. Es war ja gut und schön, wenn er sie das Licht seines Lebens nannte, aber woran dachte er dabei? An schnell erlöschende Kerzen?
„Glaub mir, Vanessa wusste am Ende der Party genau, wem mein wirkliches Interesse galt“, erwiderte er nachdrücklich.
„Was soll das? Musstest du mich erst verlieren, um zu erkennen, dass du mich willst?“, meinte sie unwillig.
„Ich habe dir doch gesagt, das Knistern war von Anfang an da. Aber du warst in deinem Job einfach so gut, dass ich die Situation nicht verkomplizieren wollte.“
„Ganz genau! Deshalb fandest du es okay, mich ganz nach deinen Interessen hinzuhalten, egal, was ich fühle.“
„Und was fühlst du?“, fragte er sofort.
Merlina presste die Lippen zusammen. Die verräterischen Worte waren ihr wider Willen entschlüpft. Es war nicht klug, Jake Devila gegenüber die Karten zu früh aufzudecken, er würde es nur zu einem Vorteil für sich verkehren. Bevor sie nicht wusste, worauf er wirklich aus war, durfte er nicht ahnen, wie viel er ihr bereits bedeutete.
„Ich mag es nicht, wenn man mit mir spielt“, erklärte sie. „Ach, eigentlich weiß ich nicht, was ich hier überhaupt mit dir tue. Ich hätte bei Byron bleiben sollen!“
„Nein!“
„Du wirst wieder mit mir spielen, nur auf einer anderen Ebene, Jake.“
„Es hat in dem Moment aufgehört, ein Spiel zu sein, als du mir den Fehdehandschuh hingeworfen hast, Merlina“, widersprach er überraschend ernst.
„Und was ist es dann? Geht es nicht einzig und allein darum, dass du bekommst, was du willst?“
„Nein, es geht darum, etwas ganz Besonderes miteinander zu teilen.“ Er warf ihr einen eindringlichen Blick zu. „Etwas, das keiner von uns bei einem anderen Menschen finden könnte.“
Merlina atmete tief ein. Es war ihre größte Angst, dass sie nie einen anderen Mann würde finden können, der sie so tief berührte, wie Jake es tat. Sie ahnte, dass er nur noch mehr Macht über sie gewinnen würde, wenn sie mit ihm ins Bett ging. Aber wenn sie es nicht tat … vielleicht würde sie es ihr ganzes Leben bereuen.
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich glauben kann, dass es auch für dich etwas so Besonderes wäre, Jake“, meinte sie zweifelnd. „Vielleicht meinst du auch nur, du kannst mich so dazu verführen, wieder für dich zu arbeiten.“
Er schwieg, was ihr bestätigte, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
Doch zu ihrer Überraschung sagte er dann: „Verführung liegt mir nicht, Merlina. Bisher war ich nur mit Frauen zusammen, die es von sich aus wollten. Ich hoffe, dass du dich entscheiden wirst, wieder mit mir zusammenzuarbeiten, weil wir ein tolles Team sind. Und ich glaube nicht, dass dich irgendjemand ersetzen kann.“
Diese allzu verführerischen Worte machten es Merlina unmöglich, ihre abwehrende Haltung beizubehalten. Sie wollte ja Jakes Partnerin sein … in jeder Hinsicht. Jake hatte recht, sie waren ein tolles Team. Und sie wusste tief in ihrem Herzen, dass auch niemand ihn ersetzen konnte.
Ihr Bedürfnis, mit ihm zusammen zu sein, war überwältigend. Merlina schloss die Augen und wünschte sich, sie könnte alles andere vergessen und es einfach geschehen lassen. Warum nicht sich und Jake drei Monate Zeit geben? Wenn es nicht so aussah, als würde es zu dem führen, was sie sich erhoffte, würde sie die Sache abbrechen und gehen. Aber würde sie das dann noch wollen und können?
Jeder Mensch bestimmte sein Leben durch die Entscheidungen, die er traf. Doch wie viele Entscheidungen waren emotional begründet? Hatte sie sich zum Beispiel bewusst entschieden, Karriere zu machen, oder war es einfach ein Auflehnen gegen die Einschränkungen gewesen, wie sie das Leben nach den italienischen Traditionen ihres Vaters und ihrer Familie vorgaben? Hatte sie sich bewusst entschieden, ihr Haar schneiden zu lassen und sich ein neues Outfit zu verpassen, um den Job bei Signature Sounds zu bekommen, oder war diese Entscheidung vielleicht eher von dem Wunsch bestimmt gewesen, dass Jake Devila von ihr als Frau Notiz nehmen würde? Was das Spiel mit Byron betraf, hatte sie sich von Rachegefühlen beherrschen
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