Wie zaehmt man einen Herzensbrecher
sofort an, erleichtert, dass ihr Vater sich nicht auch noch bei ihr einquartieren wollte. Ehe sie jedoch zum Telefon greifen konnte, ließ Jake die nächste Bombe platzen.
„Mein Wagen steht vor der Tür, Mr. Rossi. Wenn Sie mir ein paar Minuten geben …“, seine Kleidungsstücke lagen immer noch auf dem Boden verstreut, „… dann fahre ich Sie nach Glebe. Auf diese Weise können wir uns schon ein wenig besser kennenlernen.“
Merlina wollte ihren Ohren nicht trauen. War Jake völlig verrückt geworden?
„Der rote Ferrari … ist Ihr Wagen?“, fragte ihr Vater.
„Ja, genau“, antwortete Jake schlicht.
„Sie haben einen guten Geschmack. Es geht doch nichts über italienisches Design, nicht wahr? Ich habe zum Beispiel immer einen Alfa gefahren. Heutzutage natürlich eine große Limousine für die Familie, aber als ich jünger war …“ Angelo Rossi ließ sich dazu herab, Jake anzulächeln. „Ich fahre sehr gern in Ihrem Ferrari. Vielen Dank.“
„Es ist mir ein Vergnügen.“ Jake machte sich ganz selbstverständlich daran, seine Sachen vom Boden aufzusammeln. „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen? Ich bin gleich wieder zurück.“
„Lassen Sie sich ruhig Zeit“, meinte Merlinas Vater großzügig.
Sprachlos sah Merlina zu, wie Jake an ihr vorbei zum Schlafzimmer ging. Dabei lächelte er sie fröhlich an und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
Offenbar amüsierte er sich bestens. Es war also tatsächlich ein Spiel für ihn, und er genoss es, den Ball in der Spielhälfte ihres Vaters abzulegen. Nur war ihm nicht klar, dass das Feld der Rossis von festen Regeln gesäumt war, die man respektieren musste. Wer dagegen verstieß … Erneut wurde Merlina von Panik gepackt. Ihre Familie nahm manche Dinge sehr, sehr ernst, und Jake sprang ins tiefe Wasser, ohne zu wissen, wo er hineingeriet.
Sie musste etwas unternehmen! Merlina deutete auf das Sofa. „Nimm doch Platz, Papa. Ich muss noch kurz mit Jake sprechen, bevor ihr aufbrecht.“
„Ein stattlicher Mann“, bemerkte Angelo Rossi anerkennend und machte es sich auf dem Sofa bequem, bevor er seiner Tochter streng mit dem Finger drohte. „Sobald wir fort sind, musst du aber deine Mutter anrufen. Sie wird nicht eher schlafen, als dass sie weiß, dass mit dir alles in Ordnung ist.“
„Ich verspreche es, Papa.“ Rasch sammelte Merlina ihre Kleidungsstücke vom Boden. „Entschuldige mich bitte …“
„Geh schon.“ Er winkte nachsichtig und fügte noch hinzu: „Und was für ein schöner Verlobungsring. Deine Mutter wird sehr beeindruckt sein.“
Merlina durchzuckte es heiß. Byrons Verlobungsring! Was für ein Chaos. Von panischen Gedanken getrieben, eilte sie ins Schlafzimmer, wo Jake bereits angekleidet auf der Bettkante saß und sich nur noch die Schuhe anzog. Bei Merlinas Eintreten blickte er auf. Sie zog die Zimmertür hinter sich zu.
„Bist du völlig verrückt geworden?“, stellte sie ihn in gedämpftem Ton zur Rede, wobei sie Mühe hatte, sich nicht von der zerwühlten Seidensteppdecke ablenken zu lassen, die erregende Erinnerungen in ihr wachrief.
„Ich dachte, ich hätte mich da draußen richtig gut geschlagen“, protestierte Jake sichtlich belustigt.
„Du treibst es zu weit, Jake“, meinte sie beschwörend. „Ich habe noch versucht, dich zu stoppen …“
„Aber ich wollte nicht gestoppt werden, Merlina.“ Er band sich ungerührt die Schnürsenkel zu.
„Versteh doch, du spielst mit meiner Familie. Und das sind keine hochgeistigen Stadtmenschen, die so etwas mit einem Schulterzucken abtun.“
„Ich spiele keineswegs.“ Er stand auf, ging mit einem sorglosen Lächeln auf sie zu und zog sie gegen ihren Widerstand an sich, was erneut leidenschaftliche Gelüste in ihr weckte, über die sie keinerlei Kontrolle zu haben schien. „Ich habe mich entschlossen, dich zu heiraten, Merlina Rossi“, schnitt er jeden weiteren Protest von ihrer Seite ab.
Merlina blickte sprachlos zu ihm auf.
Er streichelte ihr lächelnd die Wange. „Hast du gar nichts mehr zu sagen?“
Seine Arroganz und die Art, wie er mit ihren Gefühlen spielte, machten sie wütend. „Ich habe noch nicht Ja gesagt, Jake Devila!“
„Das wirst du. Ich habe dich eingesackt.“ Ehe sie etwas antworten konnte, küsste er sie und entflammte in ihr eine Leidenschaft, die sie alles andere vergessen ließ. Sie wollte diesen Mann. Dann nimm ihn einfach , drängte sie eine innere Stimme, und frag nicht lange nach dem Wie oder Warum oder was die Zukunft bringen
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