Wie zaehmt man einen Herzensbrecher
Großvater kurz darauf am anderen Ende der Leitung.
Der warme Klang seiner Stimme war Balsam für ihre Nerven. Sie lachte unwillkürlich. „Wenn du damit auf eine mögliche Heirat anspielst, dann hat Jake sich gestern spätabends in Gegenwart meines Vaters selbst gezähmt.“
„In Gegenwart deines Vaters?“, wiederholte Byron interessiert.
Merlina erzählte ihm die ganze Geschichte, wie es dazu gekommen war, dass Jake jetzt in den Augen ihrer Familie als ihr Verlobter galt.
„Ah, der edle Ritter“, kommentierte Byron genüsslich. „Braver Junge. Was beweist, dass er die Gentleman-Gene seines Großvaters geerbt hat.“
„Ich will aber gar nicht, dass Jake den Gentleman spielt“, jammerte Merlina. „Ich will, dass er es ernst meint. Und nachdem nun auch meine Familie beteiligt ist, die diese Sache ganz bestimmt nicht als Spiel betrachten wird, … hat er mir gegenüber schon eine Scheidung als möglichen zukünftigen Ausweg erwähnt. Mir ist klar, dass Scheidungen in eurer Familie recht üblich sind, Byron, aber nicht in meiner. Die ist sehr italienisch. Ernsthaft italienisch.“
„Hm …“ Byron schien über das Gehörte nachzudenken.
„Heute“, fuhr Merlina besorgt fort, „will er mit mir beim großen Familiengrillfest auftauchen. Alle werden da sein, meine verheirateten Brüder und Schwestern mit ihren Ehepartnern und Kindern, ganz zu schweigen von Onkeln und Tanten, Großeltern und einem neugeborenen Baby. Der ganze Clan wird ihn in seiner Mitte willkommen heißen, ihn umarmen und küssen … und dann ins Kreuzverhör nehmen.“
„Und keiner davon ist geschieden?“, erkundigte sich Byron.
„Das fiele ihnen nicht im Traum ein“, bekräftigte Merlina.
„Weißt du, vielleicht gefällt das Jake sogar. Eine solide Familie. So etwas hat er selber nie kennengelernt. Damit könntest du ihn an den Haken kriegen, Merlina.“
„Oder davonjagen.“
„Nein, ganz bestimmt nicht. Er wird es als Herausforderung betrachten, deine Familie für sich zu gewinnen.“
„Wieder ein Spiel“, meinte sie verzweifelt.
„Nicht unbedingt. Du machst dir wirklich zu viele Sorgen, meine Liebe. Jake hätte das Thema Heirat gar nicht aufgebracht, wenn er nicht daran gedacht hätte.“
„Weil du … wir … ihn auf den Gedanken gebracht haben, Byron.“
„Ein Samen geht nur auf, wenn er auf fruchtbaren Boden fällt. Du und Jake passt sehr gut zueinander. Das ist für mich mehr als offensichtlich.“
Wir sind gut zusammen. Wir sind sogar fantastisch zusammen. Hoffnungsvoll erinnerte sich Merlina an Jakes Worte.
„Gib der Sache eine Chance“, riet Byron ihr nun. „Schau, wie es läuft.“
Praktisch Jakes Worte. Machte sie sich wirklich zu viele Sorgen?
„Du willst es auch, Merlina“, fuhr Byron fort. „Sonst hättest du dich doch gar nicht auf mein Spiel eingelassen. Lass den Dingen einfach ihren Lauf. Sei glücklich, meine Liebe. Jeder Mann möchte, dass seine Frau glücklich ist.“
Es fiel ihr nicht leicht, glücklich zu sein, wo sie so nervös war. Aber Byron hatte recht. Sie hatte sich diese Entwicklung gewünscht, nur nicht erwartet, dass sie so rasch eintreten würde. Deshalb fiel es ihr schwer, Jake zu vertrauen, zumal er fast in einem Atemzug von Heirat und Scheidung gesprochen hatte. „Okay, ich lasse den Dingen also heute ihren Lauf und sehe, wie es geht“, meinte sie resigniert.
„Braves Mädchen! Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Am liebsten wäre ich dabei“, meinte Byron gut gelaunt.
Was Merlina wieder einmal vor Augen führte, wie ähnlich sich Großvater und Enkel waren. Aber immerhin hatte der alte Herr sie daran erinnert, wo Jake herkam. Menschen aus zerbrochenen Familien fiel es schwer, an dauerhafte Versprechen zu glauben. Was nicht bedeutete, dass sie sich keine solide Beziehung wünschten. Vielleicht konnte sie es ja doch schaffen, das „Spiel“ mit Jake Devila ewig fortzuführen.
„Danke, Byron. Du hast mir für die nächste Runde Mut gemacht.“
„So ist’s recht. Ich wünsche dir alles Glück der Welt, meine Liebe.“
„Und ich werde deinen Diamantring sicher aufbewahren, bis wir uns wiedersehen“, versprach sie.
„Trag Jakes Ring mit Stolz, Merlina. Das wird ihm gefallen.“
„Das werde ich tun. Bis bald, Byron.“
„Alles Gute!“
Lächelnd legte Merlina den Hörer auf. Wahrscheinlich war es nur Träumerei, aber warum sollte sie nicht nehmen, was Jake ihr gab, solange es dauerte? Ihr Körper verzehrte sich nach ihm, wenn sie an die vergangene Nacht
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