Wie zaehmt man einen Herzensbrecher
wird.
„Ich kann deinen Vater nicht warten lassen, meine kleine Tigerin“, flüsterte Jake.
„Hast du darüber nachgedacht, dass du dich zusammen mit dieser Tigerin selber einsackst?“ Sie konnte nicht blind ihrem Gefühl folgen, weil ihr die Ehe zu viel bedeutete.
„Wir können uns ja jederzeit wieder scheiden lassen.“
Seine Worte trafen sie wie eine kalte Dusche. Natürlich, für ihn war die Ehe nicht auf Dauer angelegt. Seine Eltern waren geschieden, die Scheidungen seines Großvaters waren kaum noch zu zählen. Die Ehe war ein Vertrag, der einfach aufgelöst wurde, wenn er einer der beteiligten Parteien nicht mehr passte. Für Jake würde das vermutlich der Fall sein, sobald eine aufregendere Frau seinen Weg kreuzte.
Ja, das war seine Einstellung. Und Merlina hasste sie! Welche Chance hatte eine solche Ehe, in der es nur um Sex und den Nervenkitzel ging, sich aneinander zu messen? Sie sollte sich erst gar nicht darauf einlassen. Doch sie brachte es nicht über sich, rundheraus Nein zu sagen.
Stattdessen informierte sie Jake über eine weitere unverrückbare Wahrheit. „Bei den Rossis lässt man sich nicht scheiden.“ Es war als Warnung gedacht, die er sich zu Herzen nehmen sollte.
Doch er tat es nicht. „Wir werden sehen, wie es läuft“, meinte er unbeirrt. „Ich hole dich morgen früh um neun Uhr ab. Dann werden wir einen Ring kaufen.“
„Du hast meinem Vater doch schon Byrons Ring gezeigt“, wandte sie ein.
„Zieh ihn ab. Wir suchen uns zusammen einen aus.“
„Jake …“ Sie blickte zweifelnd und gequält zu ihm auf.
„Vertrau mir.“ Er küsste sie erneut und tätschelte ihr zärtlich die Wange. „Bevor wir in Glebe sind, habe ich deinen Vater für mich eingenommen.“
„Darum geht es doch gar nicht!“, gab sie warnend zu bedenken.
Mit der ihm eigenen Selbstsicherheit fegte Jake alle Zweifel beiseite. „Wir sind gut zusammen. Wir sind sogar fantastisch zusammen. Denk darüber nach.“ Er öffnete die Tür und warf Merlina zum Abschied ein glückliches Lächeln zu. „Bis morgen früh.“
11. KAPITEL
Eingesackt … dieses Wort verfolgte Merlina die ganze Nacht zwischen kurzen unruhigen Schlafphasen, in denen sie von beklemmenden Träumen gequält wurde. Das ist die Strafe für die Täuschung, dachte sie. Jake wäre nie in den Sinn gekommen, sie zu heiraten, wenn ihre vorgetäuschte Verlobung mit seinem Großvater nicht gewesen wäre. Aber was konnte sie jetzt noch tun?
Schon bevor die beiden zusammen aufgebrochen waren, hatte ihr Vater Jake ja bereits halb als Schwiegersohn akzeptiert. Und Jake hatte die Fahrt bestimmt genutzt, um seinen ganzen Charme spielen zu lassen, sodass ihr Vater bis zur Ankunft bei Onkel Georgio in Glebe ihn vermutlich schon stolz in der Familie willkommen geheißen hatte. Wahrscheinlich hatte er ihn zur Feier des Tages noch auf einen Drink eingeladen, um sich mit Merlinas Verlobtem vor seinem Bruder zu brüsten.
Auch ihre Mutter hatte bei dem versprochenen Anruf nicht ihre Freude darüber verbergen können, dass Merlina endlich unter die Haube kam, und war begeistert, dass sie den zukünftigen Schwiegersohn schon am nächsten Tag kennenlernen würde. Merlina dagegen geriet in Panik, wenn sie an das Familientreffen dachte.
Es waren Erwartungen geweckt worden, die erfüllt werden mussten.
Eingesackt. Der einzige Mensch, mit dem sie darüber reden konnte, war Byron, ihr Komplize, sozusagen. Da Merlina wusste, dass er ein Frühaufsteher war, hatte sie keine Hemmungen, ihn am nächsten Morgen um sieben Uhr anzurufen. Sie brauchte seinen Rat und seine Unterstützung, bevor Jake sie um neun Uhr abholen würde.
Wie üblich nahm Harold den Anruf entgegen und erkundigte sich gleich besorgt: „Ist alles in Ordnung, Miss Rossi? Ich hatte das Gefühl, dass Mr. Jake Sie gestern ziemlich überrumpelt hat.“
„Da haben Sie zweifellos recht, Harold“, bestätigte sie, dankbar für das Feingefühl des Butlers. In Byrons Haushalt war sie von allen rührend umsorgt worden.
„Er ist ein sehr … bestimmender junger Mann“, meinte Harold mitfühlend.
„Ja, und ich würde gern mit Byron darüber sprechen. Ist das möglich?“
„Selbstverständlich, ich bin sicher, Mr. Byron wird sehr erfreut sein, von Ihnen zu hören. Einen Moment, Miss Rossi, ich stelle Ihren Anruf zu ihm durch.“
Merlina atmete tief ein, um sich zu beruhigen, während sie wartete.
„Meine liebe Merlina, haben wir den wilden Mustang erfolgreich gezähmt?“, meldete sich Jakes
Weitere Kostenlose Bücher