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Wiedergaenger

Wiedergaenger

Titel: Wiedergaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Kui
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fehlt jeglicher Kontakt,
allerdings schaut sie seit Jahren mit Satellitenschüssel
deutsches Fernsehen.Ansonsten ist sie mit Aderaußenwelt nur via
Funkgerät verbunden. Kinder und Enkel leben in Dänemark
oder in den Vereinigten Staaten. Was für eine vermurkste
Biographie.
    Liv, von ihrem Beobachtungsposten am Fenster nicht loszueisen,
entdeckt in den vereisten Berghängen die Felsengesichter wieder,
die ihr bereits in der Nacht begegnet sind, Trolle, wie sie
inzwischen von ihrer Gastgeberin erfahren hat, Steine mit Seele. Sie
erinnert sich, dass Tröllatunga Tal der Trolle heißt.
Voller Staunen über diese mystische Landschaft, für Inga
Hreinsdottir im gleichen Maße Gefängnis wie Zuflucht,
macht sie sich bewusst, dass für jeden die Möglichkeit
besteht, das eigene Leben gegen die Wand zu fahren. Eine Reihe von
falschen kleinen Entscheidungen treffen oder eine einzige
gravierende, die sich nicht korrigieren lässt – und nichts
geht mehr. Oder zumindest nicht mehr viel. Sie fragt sich, ob Tönges
genau das passiert ist. Und wie es mit ihr selbst ausschaut.
    Liv hat doppelt Glück: Der Schneepflug erscheint kurz nach
dem Mittagessen, und wie sich herausstellt, ist die Besatzung nicht
nur hilfsbereit, sondern auch kompetent im Umgang mit Motoren. Es
vergehen keine zwei Stunden und Rúnars Wagen parkt
abfahrbereit in Inga Hreinsdottirs Auffahrt. Die Hausherrin zeigt
sich wenig erfreut, hatte sie doch gerade angefangen, Gefallen an
Livs Gesellschaft zu finden. Ihr Versuch, die Schneeräumer zu
einer Ãœbernachtung zu bewegen, scheitert, obschon die Piste
wenige Kilometer hinter dem Hof Tröllatunga endet und die Männer
insofern ihr Tagwerk bereits hinter sich gebracht haben. Doch sie
wollen lieber heim nach Hólmavik, wo Ehefrauen und Kinder auf
sie warten.
    Auch Liv hat es eilig. Ein letztes Mal versucht sie, dem
Gedächtnis der alten Dame auf die Sprünge zu helfen –
vergebens: Unter welchen Umständen sie Tönges' Schwester
begegnet ist, kann sie nicht sagen.
    Der Abschied der beiden Frauen gestaltet sich tränenreich.
Liv, nach den Ereignissen des vergangenen Tages sensibler denn je,
verspricht, zu gegebener Zeit wiederzukommen, um zu erzählen,
wie die Geschichte ausgegangen ist. Falls es denn jemals ein Ende
geben wird, das seinen Namen verdient.
    Während der Rückfahrt ist sie bester Dinge. Von Angst
befreit, ohne die drohende Pflicht, Rúnar beibringen zu
müssen, dass sie sein Auto zu Schrott gefahren hat, ist sie
erfüllt von Tatendrang. Sie wird sich auf eine richtige
Beziehung mit dem Isländer einlassen, koste es, was es wolle,
nicht ohne sich zuvor noch von Max zu trennen und sich zu
entschuldigen, weil sie ihn hingehalten hat.Außerdem wird sie
Aaron anbieten, dauerhaft bei ihr einzuziehen, falls er das möchte.
Und wenn nicht, wird sie kein Stück beleidigt sein. Vor dem
Leben kneifen, das gibt es bei ihr nicht mehr. Von jetzt an hat sie
Rückenwind.
    In Reykjavík hat es ebenfalls geschneit,allerdings ist
außer kümmerlichen Matschhaufen am Straßenrand
nichts mehr davon zu sehen. Mildes Tauwetter.Auf einer Verkehrsinsel
blühen Narzissen.
    Liv fährt direkt zur Hallgrimskirche, weil sie Rúnar
überraschen will. Sie hat sich absichtlich von unterwegs nicht
bei ihm gemeldet, damit sie ihre Zukunftspläne, bei deren
Umsetzung er schließlich auch ein Wörtchen mitzureden hat,
nicht aus Versehen schon im Vorfeld hinausposaunt. Denn sie will ihm
in die Augen sehen, wenn sie ihn fragt, ob es ihm genauso ernst ist
wie ihr.
    Die Kirche ist verlassen, keine Touristen, keine Gläubigen.
Wenn sie es sich recht überlegt, hat sie hier noch nie jemanden
beten sehen, anders als in den katholischen Kathedralen im Süden.
Da hocken immer irgendwelche schwarz gekleideten Witwen in den Bänken
und bekreuzigen sich in einem fort. Liv fragt sich, wofür die
Isländer überhaupt so eine überdimensionale Kirche
benötigen. Wo sie doch so viel mehr auf ihren Aberglauben geben.
    Rúnar ist da. Er sitzt an der Orgel, die Hände auf den
Tasten, spielt aber nicht.Als er Liv sieht, fährt er zusammen
und ruft sie so laut beim Namen, dass der Widerhall ihr eine
Gänsehaut über den Rücken jagt.
    Â»Hi«, sagt Liv.
    Â»Was machst du denn plötzlich hier?« Komische
Frage. »Ich wollte zu dir.«
    Er springt auf sie zu, reißt sie in die Arme. »Warum
hast du dich

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