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Wiedersehen in Barsaloi

Wiedersehen in Barsaloi

Titel: Wiedersehen in Barsaloi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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begeben, als mich eine Stimme aus der Mission ruft. Es ist die mir von früher bekannte Angestellte. Während ich mich mit ihr unterhalte, spricht sie meine Waschsituation an und meint: »Corinne, wasch dich nicht hier draußen, das gehört sich nicht für eine Frau. Komm doch das nächste Mal einfach in die Mission, da kannst du duschen.«
    Erfreut bedanke ich mich für das unverhoffte Angebot und erkundige mich, wie es möglich sei, Pater Giuliani zu erreichen, da wir ihn in ein paar Tagen gerne besuchen würden. Sie erzählt, dass immer noch die Möglichkeit bestünde, zweimal täglich in Funkkontakt mit ihm zu treten, entweder am frühen Morgen um sieben oder abends um sechs Uhr. Wir könnten jederzeit vorbeikommen, um ihr Funkgerät zu nutzen. Froh über diese Neuigkeiten kehre ich zu den anderen in den Kral zurück.
    Klaus ist mit seiner Filmkamera mittlerweile zum Mittelpunkt des Krals geworden. Allen bereitet es einen riesigen Spaß, sich auf dem Monitor zu sehen. Viele haben sich ja noch nicht einmal in einem Spiegel gesehen. Deshalb sitzt Klaus häufig mit seinen hellen Hosen am Boden und um ihn und den Monitor drängen sich ständig mindestens acht Köpfe. Zwei Tage später fragt Lketinga schelmisch, warum Klaus immer noch seine schmutzigen Hosen trägt, während er selbst sich täglich für uns umzieht.

Leben im Kral
    Ich begebe mich zu Mamas Manyatta. Sie sitzt vor der Hütte und um sie herum sind etliche Frauen versammelt. Wieder werde ich herzlich begrüßt und schüttle viele Hände, während ich in lachende Gesichter jeden Alters schaue.
    Etwas abseits sitzt eine Frau mit einem Baby und schaut zu mir herüber. Sie kann nicht besonders alt sein, obwohl ihre Stirn voller Falten ist und unter ihren Augen tiefe dunkle Ringe liegen. Wenn ich sie betrachte, schaut sie sofort weg und spricht keinen Ton. Irgendwie kommt sie mir aber bekannt vor. Es dauert eine ganze Weile, bis ich mich betroffen erinnere, dass sie das Mädchen ist, deren Beschneidung ich miterlebt hatte.
    Mein Gott, wie alt und resigniert diese Frau aussieht! Sie war etwa zwölf Jahre alt, als ich in die Beschneidungshütte schaute, wo sie tapfer lächelnd auf dem Kuhfell saß, obwohl sie zwei Stunden vorher mit einer Rasierklinge ohne Betäubung beschnitten worden war. Stolz ließ sie sich trotz ihres jungen Alters keine Schmerzen anmerken und verbreitete in der einfachen Manyatta eine mich beeindruckende Aura. Damals kroch ich beschämt aus der Hütte, weil ich erwartet hatte, ein wimmerndes Häufchen Mensch anzutreffen. Und nun frage ich mich: Was ist aus diesem stolzen und fröhlichen Mädchen nur geworden?
    Auf jeden Fall scheint sie vom Hunger gezeichnet zu sein. Ich spreche sie an und frage, ob sie nicht unser Nachbarmädchen war. Sie lächelt und schaut weg. Ich gebe nicht auf und sage, ich wüsste, dass sie mein Englisch versteht, da sie eine Zeitlang zur Schule gegangen ist. Jetzt strahlt sie für einen kurzen Moment, vielleicht weil sich wieder einmal jemand für sie interessiert.
    Nun erscheint auch ihr Bruder. Er ist als Krieger gewandet und sieht ebenfalls älter und abgehärmter aus als andere in seinem Alter. Er begrüßt mich mit meinem Namen. Sein Mund ist zu einem ständigen, fast unheimlichen Lächeln erstarrt. Dieser Familie muss es wirklich schlecht gehen und doch weiß ich nicht, wie ich helfen kann. Ich kann mich nicht auf den Dorfplatz stellen und Geld verteilen. Ein Konflikt wäre unausweichlich und innerhalb kürzester Zeit müssten wir fliehen, weil wir überrannt würden. Da ich ständig von mehreren Menschen umgeben bin, kann ich ihnen auch nichts heimlich zustecken.
    Noch während ich mir darüber Gedanken mache, höre ich die ersten Glöckchen und vereinzeltes Blöken der Ziegen. Kurz darauf schreien die Zicklein hinter mir in der kleinen Hütte und man versteht kaum noch sein eigenes Wort. Der Kral füllt sich innerhalb kürzester Zeit mit weißen Ziegen, die in alle Richtungen rennen. Mama verscheucht eine, die schnurstracks in ihre Manyatta will. Offensichtlich ist sie die Mutter des kleinen angebundenen Zickleins. Sofort tauchen mehrere Frauen und Mädchen auf und beginnen mit dem Melken. Einige Mädchen, kaum älter als zehn Jahre, tragen dabei gleichzeitig noch ihr Geschwisterchen auf dem Rücken.
    Lketinga schreitet mit seiner neuen rot-gelben Decke stolz durch seine Herde. Hie und da kontrolliert er Hufe oder Ohren der Ziegen. Auch James hat sich für die Rückkehr der Ziegen umgezogen und trägt

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