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Wiedersehen in Barsaloi

Wiedersehen in Barsaloi

Titel: Wiedersehen in Barsaloi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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einen Kanga. Wir drei Weißen schauen dem Treiben fasziniert zu und stellen fest, dass es sofort viel lebendiger ist, wenn die Kinder wieder anwesend sind.
    Um diese Zeit erscheinen immer auffällig viele Besucher, meist alte Männer, im Kral, um gemeinsam Tee zu trinken. Heute ist auch der Mann vom »Hotel« unter ihnen und bettelt Albert verstohlen an, ihm doch ein paar Schillinge für ein Bier zu spendieren. Nebenbei erklärt er mir in verschwörerischem Ton, indem er kurz auf ein etwa siebzehnjähriges Mädchen zeigt, dass dies Lketingas neue Frau sei.
    Nur einige Meter von uns entfernt melkt sie gerade eine Ziege. Anscheinend war sie mit einem Teil der Herde unterwegs, da ich sie vorher noch nicht gesehen habe. In Anbetracht der Tatsache, dass ihre Eheschließung und die damit verbundene Beschneidung erst einen Monat zurückliegen, ist dies für sie sicherlich keine leichte Aufgabe.
    Möglichst unauffällig versuche ich, sie zu beobachten. Sie ist ein junges, robustes Mädchen, trägt den traditionellen Samburu-Schmuck und macht einen scheuen und etwas unsicheren Eindruck. Das ist nicht verwunderlich, denn sie lebt ja erst seit kurzem hier, einige Stunden Fußmarsch von ihrem bisherigen Zuhause entfernt, und weiß nicht, wann sie ihre Eltern oder Freundinnen wiedersehen wird. Noch ist sie fremd hier und lebt darüber hinaus mit einem ihr unbekannten und für sie sicher auch alten Ehemann zusammen. Je mehr ich mich in das Mädchen hineinversetze, desto mehr Mitleid empfinde ich mit ihr. Da die Dämmerung hereinbricht, sehe ich nicht allzu viel von ihrem Gesicht. Doch nehme ich mir vor, morgen genauer auf sie zu achten. Seltsam, dass Lketinga mir seine neue Frau noch nicht vorgestellt hat!
    James fragt, ob wir noch etwas essen möchten. Seine Frau würde uns Spaghetti kochen. Ich muss lachen. Früher haben sie bei diesem Essen selbst in Mombasa die Nase gerümpft und gemeint, dass wir Weißen Würmer essen! Und nun werden Nudeln sogar hier im Busch gekocht. Wie sich die Zeiten geändert haben! Niemand von uns hat Appetit, da die sättigende Wirkung des Eintopfgerichts noch nicht nachgelassen hat. Ich beschränke mich auf einen Chai mit der eben gemolkenen, lauwarmen Ziegenmilch.
    Inzwischen ist es dunkel und überall in den Hütten wird lebhaft geredet und gekocht. Zuerst wird Chai zubereitet und anschließend Maisbrei, Ugali genannt. Kinder jeden Alters hüpfen von einer Manyatta zur anderen, immer mit kleinen Aufgaben beschäftigt. James fühlt sich wieder etwas angeschlagen und fiebrig und auch bei uns macht sich allmählich eine gewisse Erschöpfung bemerkbar. Permanent sind wir von Menschen umgeben. Es gibt keinen Augenblick, in dem man sich allein eine halbe Stunde zurückziehen könnte, um den Gefühlen freien Lauf zu lassen. Ständig sind wir von Frauen, Männern und mittlerweile auch Kindern umgeben, die auf uns in der kaum verstehbaren Maa-Sprache einreden oder einfach nur dastehen und uns anstaunen.
    Auch von einigen jungen Männern habe ich bereits Besuch bekommen. Zwei von ihnen sind damals mit James zur Schule gegangen und haben sich oft in unserem Haus zum Kartenspielen aufgehalten. Ich freue mich sehr zu sehen, dass es ihnen insgesamt gut geht. Allerdings haben alle das gleiche Problem: keine Arbeit. Deshalb wollen sie gerne weiterstudieren, haben aber keine Sponsoren. Sie bitten mich um finanzielle Unterstützung. Es ist natürlich schwer, den einen etwas zu versprechen und den anderen nicht. Wie soll man eine gerechte Auswahl treffen? Zudem sind sie alle in James’ Alter, das heißt knapp über dreißig. Ich verspreche, darüber nachzudenken, und will mich auch mit der Mission absprechen.

Abend in der Mission
    Um allen eine kleine Erholungspause zu verschaffen, beschließen wir, heute auf ein gemeinsames Abendessen zu verzichten und uns ins Camp zurückzuziehen. Wir verabreden uns für morgen früh, um ein ausführlicheres Gespräch mit James, Lketinga und Mama zu führen. Mich würde aus der Vergangenheit noch so vieles interessieren.
    Im Camp setzen wir uns in die Klappstühle und Francis und John, unsere Fahrer, entzünden Lampen, damit wir etwas Licht haben. Zur Abrundung des Tages gönnen wir uns einen Schluck Rotwein. Als auch noch diverse Knabbereien aus den Wagen gezaubert werden, geht mir kurz durch den Kopf, dass ich – im Gegensatz zu meinem früheren Leben in Barsaloi – auf dieser Reise gewiss keine Pfunde verlieren werde.
    Ich berichte von der Möglichkeit, über die Mission mit

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