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Wiedersehen in Barsaloi

Wiedersehen in Barsaloi

Titel: Wiedersehen in Barsaloi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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nichts Schlechtes in dem Buch steht. Nun ist alles wieder normal hier und alle freuen sich sehr, dass ihr, du und der Verleger des Buches, hierher gekommen seid.«
    Nun kriecht auch Albert in die Manyatta und erklärt, dass er mich schon lange kenne und wisse, wie sehr ich an meiner afrikanischen Familie hänge und wie besorgt ich war, als es ihnen nicht gut gegangen ist. Unser gemeinsames Schicksal beschäftige ihn und seine Familie bereits viele Jahre und deshalb fühle auch er mit den Menschen hier in Barsaloi eine enge Verbundenheit. Für ihn sei es sofort klar gewesen, dass er diese Reise antreten würde, denn er wollte die Familie und die wunderbare Mama wiedersehen. Auch ihm sei es ein Anliegen, zu helfen, wo er könne. James übersetzt für Mama und sie bedankt sich bei Albert mit einem Händedruck und den Worten »Asche oleng«.
    Zum Schluss möchte Albert von Mama wissen, was sie von ihrer Zukunft erwarte oder sich wünsche. Sie denkt kurz nach und antwortet: »Es geht mir wirklich gut. Ich wünsche mir, dass ich gesund bleibe und meine Augen noch lange sehen können. Aber auch wenn ich einmal blind werde, möchte ich weiterhin ein so gutes Leben führen wie jetzt und hoffe, dass es immer so bleibt. Mehr brauche ich nicht.« James bestätigt das, indem er erzählt, dass er ihr ein Häuschen bauen lassen wollte, doch sie hätte abgelehnt. Sie möchte nur in ihrer Manyatta sein und ist glücklich, dass nun alle wieder zusammen sind. Manchmal verlässt sie drei Tage die Hütte nicht, ist aber zufrieden, weil immer Kinder oder Besucher bei ihr sind. Es ist schön zu sehen, dass nach wie vor die alten Menschen so gut ins Alltagsleben integriert werden.
    Lketinga, nach seinen Wünschen befragt, erklärt zu meiner Verwunderung: »Ich möchte, dass du nicht sagst, dass du nicht mehr meine Frau bist. Das gibt es bei uns nicht. Egal, wo du lebst, du bleibst meine Frau. Ich möchte nicht hören, dass ein anderer Mann bei dir lebt. Es ist okay, aber ich möchte es einfach nicht hören. Ich denke immer daran, dass du meine Frau bist. Ich hoffe, du kommst jetzt öfter, denn Samburu gehen nicht auseinander.«
    Diese Worte rühren mich und gleichzeitig fühle ich mich überfordert und etwas eingeengt. So einfühlsam wie möglich versuche ich ihm zu erklären, dass es normal ist, dass ich nach einer so langen Trennung nicht immer alleine bleiben kann. Er habe ja auch wieder geheiratet, und das gleich zwei Mal. Dabei lache ich, um die Situation zu entspannen. Er erwidert: »Ja, es ist in Ordnung, aber sprich nicht mehr darüber.« Unbewusst hatte ich in keinem meiner Briefe an James erwähnt, dass ich nicht mehr mit meinem letzten Lebenspartner zusammen bin, was im Moment sicher hilfreich ist.
    James meint, dass es schwierig sei, hier die richtigen Worte zu finden, und beendet das heikle Thema, indem er über seine Wünsche für die Zukunft spricht: »Ich möchte mein Haus noch etwas vergrößern, damit ich mehr Platz habe, wenn Besuch kommt. Meine Gäste sollen komfortabel untergebracht sein. Außerdem wünsche ich mir ein Mobiltelefon, damit ich zumindest in Maralal, wo es bereits ein Funknetz gibt, besser und schneller kommunizieren kann. In Barsaloi ist noch kein Netz eingerichtet und das wird bestimmt noch eine ganze Weile dauern. Einen Fernseher hätte ich auch gerne, damit ich weiß, was im Land passiert oder gar auf der ganzen Welt, vielleicht sogar in Deutschland oder der Schweiz.« Er lacht und beendet seine Wunschliste: »Mehr brauche ich vorläufig nicht.«

Saguna
    Draußen vor der Manyatta hören wir nun Stimmen und Lketinga meint, dass Saguna gekommen sei. Ich freue mich und bin neugierig. Wir beenden unser Gespräch und kriechen alle nach fast drei Stunden aus der Hütte. Das grelle Sonnenlicht blendet mich. Albert setzt sich auf den kleinen Hocker vor der Manyatta und ist sofort wieder von malenden Kindern umringt. Weiter hinten entdecke ich Lketingas Frau beim Bauen einer neuen Manyatta. Das junge Mädchen flicht gerade die dünnen Weidenäste in die Seitenwände.
    Stefania erscheint und erzählt, dass Saguna in ihrem Haus auf uns warte. Ich trete ein und erblicke zuerst Lketingas Schwester, die mit ernstem Gesicht auf dem grünen Wandtischchen sitzt. Hinter ihr versteckt entdecke ich Saguna. Sie ist von Kopf bis Fuß traditionell geschmückt und sieht umwerfend schön aus. Als ich damals das Dorf verlassen hatte, war sie gerade etwa vier Jahre alt. Und nun stehe ich einem robusten, schönen Mädchen von

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