Wiedersehen in Barsaloi
Klaus sind von dem Schauspiel fasziniert.
Ich erinnere mich an die aufregende Zeit, als Lketinga noch ein starker, schöner Krieger war. Er als der größte von allen sprang meistens am höchsten. Dabei flatterte seine lange rote Haarpracht im Wind. Nach stundenlangem Tanzen sahen die Krieger wild und unnahbar aus. Einige fielen manchmal sogar in eine Art Trance. Diese Boys hier sind von solchen Zuständen noch weit entfernt, da sie gerade erst mit dem Tanz begonnen haben.
Leider werden wir bald wahrgenommen und hören mehrmals das Wort »Mzungu«. Einige kommen herüber und begrüßen uns, andere tanzen weiter und ein paar entfernen sich. Da wir nicht stören wollen, ziehen wir uns zurück. Dennoch war dies ein schöner Abschluss des Festabends.
Als ich kurz darauf wieder in meinem Zelt liege, wird mir mit aller Macht bewusst, dass dies die letzte Nacht vor unserem Abschied ist. Lange kann ich nicht einschlafen und natürlich fließen auch ein paar Tränen. Ich hoffe nur, dass ich morgen beim Abschied nicht weinen muss.
Schwerer Abschied
Während die Fahrer am nächsten Morgen alles zusammenräumen, sind wir noch beim Pater in der Mission. Er zeigt uns den Samburu-Schmuck, den die Frauen in dem von ihm und James gemeinsam betreuten Projekt hergestellt haben. Nachdem die Frauen durch den Verkauf des Schmucks sich und ihre Familien bereits teilweise ernähren können, ist der Pater in der Lage, vermehrt Spendengelder für Härtefälle in Barsaloi oder für besondere Vorhaben, wie zum Beispiel die Schaffung neuer Wasserstellen, einzusetzen. Davon können alle profitieren. Es ist schön zu sehen, dass Spendengelder hier in guten Händen sind. Zum Abschied betont er, dass wir jederzeit willkommen sind. Er hoffe, dass er über den Spielfilm informiert werde, da die Menschen hier bestimmt interessiert daran seien. Wir versprechen, ihn bei seinen Vorhaben von Europa aus zu unterstützen und in Kontakt zu bleiben. Nachdem wir uns für die Gastfreundschaft bedankt haben, verlassen wir nach einem herzlichen Händeschütteln die Mission.
Im Kral sitzt Lketinga reisefertig vor Mamas Manyatta. Wir schlüpfen in ihre Hütte und James setzt sich erneut in meine Nähe, da ich Mama noch einiges sagen möchte. Ich weiß ja nicht, wann und ob ich sie überhaupt jemals wiedersehen werde. Zuerst sprechen wir über gemeinsame Erlebnisse und eine Geschichte ergibt die nächste. Unter anderem erinnere ich mich an den großen Regen, als Mama draußen stand, um ihre Hütte festzuhalten, damit sie vom Sturm und den Fluten nicht weggerissen wurde. Nachdem James übersetzt hat, lacht Mama leise. Lketinga fügt hinzu, dass er sich gut an das große Wasser im Fluss und die Rettung der beiden Kinder erinnert. Immer mehr Ereignisse, die wir gemeinsam erlebt haben, fallen uns ein.
Zum Schluss kündigt James an, dass Mama uns vor der Abfahrt segnen will, damit unser Leben geschützt ist und die Reise ein gutes Ende findet. Mama stehe als Älteste jeden Tag sehr früh, wenn alle noch schlafen, auf, segne den ganzen Kral und nenne dabei jedes Kind beim Namen. Sogar die Ziegen würden gesegnet, damit alle wieder gesund nach Hause zurückkehren. Danach lege sie sich wieder hin, bis auch alle anderen aufstehen. Wenn die Hütekinder mit den Tieren den Kral verlassen, segne sie diese ein weiteres Mal. Das sei sehr wichtig.
Als James seine Rede beendet hat, schaut Mama mich an und sagt mit viel Wärme und Kraft in der Stimme: »Ich werde immer für dich beten, damit du so alt wirst wie ich. Auch für Napirai. Gib ihr alle Liebe, und sage ihr, meine Liebe ist groß. Sorge gut für sie und überbringe ihr herzliche Grüße von ihrer Großmutter.«
Jedes Wort einzeln versuche ich mir einzuprägen, und dabei steigen mir schon wieder Tränen in die Augen. Bewegt von ihren Worten, bitte ich James, ihr zu sagen, wie sehr ich mich gefreut habe, sie besuchen zu können, und dass das Wiedersehen mit allen wunderbar war. Wenn Gott es zulasse, werde sie noch am Leben sein, wenn ich mit Napirai zurückkehre. Während wir sprechen, halten wir uns gegenseitig an den Händen. Nur die Feuerstelle liegt zwischen uns. Das Reden fällt mir immer schwerer, da meine Stimme belegt ist. Meine Augen füllen sich bedrohlich und ich versuche, unauffällig darüber zu wischen. Schließlich möchte ich Mama mit meiner ständigen Heulerei nicht in Verlegenheit bringen. Sie bedankt sich für meine Worte und schüttelt mit warmer Innigkeit meine Hand. Als sie meinen Kampf mit den
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