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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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mich eingestellt hat?«
    »Er hat dich nicht eingestellt«, sagte Henry. »Er hat nur das Arrangement getroffen.«
    »Erst bin ich ›passend‹, und jetzt auch noch ein ›Arrangement‹.«
    »Wenn man so arm ist wie wir«, erklärte Henry, »dann ist ein passendes Arrangement manchmal das Beste, was man bekommen kann.«
    »Heißt arm zu sein denn, dass man sich nicht verlieben kann?«
    »Nein, aber dass man aufpassen muss, in wen man sich verliebt.«
    »Nun«, sagte Betsy ein wenig von oben herab, »ich bin vielleicht arm, und ich bin vielleicht hässlich, doch bei Gott, ich lerne schnell, wie ich aufpassen muss.«
    Sie hatte noch nie so lange so nah vor ihm gestanden, aber Henry schien nicht das Bedürfnis zu haben, sich zurückzuziehen. »Aye, Betsy«, sagte er, »die Sache ist die, jetzt sind wir nicht mehr arm. Das könnte einen Unterschied machen.«
    »Einen Unterschied?«, fragte sie. »Für Tom, meinen Sie?«
    »Er hat ein Versprechen am Hals, das er nicht halten kann«, erwiderte Henry.
    »Wie will er das denn wissen, bevor er es nicht versucht hat?«
    »Oh.« Henry kniff die Lippen zusammen. »So ist es also um das Land bestellt?«
    »Um das Land geht es hier gar nicht.«
    »Oh, doch, Mädchen. Hier geht es ausschließlich um das Land.«
    »Ich meinte ... Sie wissen doch, was ich meine?«
    »Oh, ja«, antwortete Henry, »leider weiß ich das. Sieh mal, die Sonne hat eben die Gipfel von Arran entflammt. In einer halben Stunde wird es dunkel sein.«
    Unwillkürlich folgte Betsy seinem Blick. »Aye«, sagte sie, »wir sollten besser zusehen, dass wir nach Hause kommen.«
    »Das sollten wir«, pflichtete Henry ihr bei, und dann nahm er ihren Arm und half ihr über die Schneewehe und hinunter in den matschigen Hof.
    Es war bitterkalt auf dem Dachboden, aber sie schienen es gar nicht zu bemerken. Rose saß im Schneidersitz auf dem Bett, eine Decke über den Schultern, und Lucas hockte auf den nackten Dielen. Den Mantelkragen hatte er hochgeschlagen, um seine Ohren zu bedecken. Wir müssen, dachte Rose, wie zwei Waisenkinder aussehen, die auf den Stufen des Armenhauses kauern, oder wie Zigeuner, die darauf warten, dass irgendeine gute Seele ihnen das Kochfeuer entfacht.
    »Bist du sicher, dass du nicht hinunter in die Küche gehen willst, Lukie?«
    »Nein«, sagte er. »Ich will, dass ... dass du mir noch ein paar Melodien spielst.«
    »Das sind keine echten Melodien, weißt du.«
    »Für mich klingen sie echt genug.«
    »Du bist sehr galant.«
    »Wirklich?«, fragte Lucas. »So hat mich noch nie jemand genannt.«
    »Wie nennt dich denn Nancy?«
    »Sie sagt eigentlich nie viel.«
    »Ach, nein? Ich habe gehört, sie soll ein rechtes Plappermaul sein.«
    »Aber sie ... sie redet nicht so wie du.«
    Rose nickte. »Ja. Das tun nur wenige.«
    »Sing mir noch ein Lied, ja?«
    »Welches Lied würdest du denn gern hören?«
    »Egal – das von der Marmelade.«
    »Marmelade?« Rose kicherte. »Ach, du meinst Abelard?«
    »Aye, den.«
    Das Licht im Zimmer war sehr seltsam. Kalte, blaue Spiegelungen des Schnees auf dem Fenstersims trennten Lucas’ Gesichtszüge wie ein schlecht gedrucktes Muster in zwei Hälften. Sie schlug einen Akkord auf den Saiten ihrer Harfe an. »Weißt du eigentlich, Lucas«, sagte sie, »dass du der erste Mann bist, der je diese Treppe hochgestiegen und allein mit mir in meinem Schlafzimmer ist?«
    »Ist das so?«
    »So ist es allerdings«, erklärte Rose, »und es ist bemerkenswert.«
    »Wie, bemerkenswert?«
    »Bemerkenswert insofern, als wir, sollten wir es wünschen, die Tür schließen und uns zusammen aufs Bett legen könnten, ohne dass Papa oder Mrs. Prole irgendetwas davon ahnen würden.«
    »Doch, das würden sie.«
    »Warum sagst du das?«
    »Weil sie hören würden, dass du nicht singst.«
    »Aber jetzt singe ich doch auch nicht.«
    Lucas dachte darüber nach. »Das stimmt.«
    »Würdest du dich gern zu mir legen, Lucas?«
    »Sehr gern.«
    »Bist du gestern Nacht denn nicht auf die Idee gekommen, dich aus der Kammer der Haushälterin zu stehlen und hoch in mein schönes warmes Bett zu schlüpfen?«
    »Du würdest nur schreien.«
    »Bist du dir da sicher?«
    »Aber das würdest du doch, oder?«
    »Nun ja, Lukie«, Rose schlug noch einen wehmütigen Akkord auf den Saiten an, »es ist vielmehr so, dass ich bereit für dich war.«
    »Wirklich, Rosie?«
    »Ich wäre nicht gänzlich überrascht gewesen, wenn mein Papa dich aus deinem Bett in der Kammer gezerrt und nach oben begleitet

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