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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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Traum abschütteln konnte. Wenn er Rose nahm, würde er ein für alle Mal davon befreit sein. Er würde an Neville Hewitt Rache dafür nehmen, dass er Daddy bis zum Tode drangsaliert hatte. Er würde an der kindlichen Rose Rache nehmen, aye, und auch an der alten Frau, dieser selbst ernannten Prophetin, die sich erdreistet hatte, sich in sein Schicksal einzumischen und der man nötigenfalls vielleicht auch die Schuld an dem geben konnte, was Rose Hewitt nun widerfahren würde. Und wenn es vorbei war, wenn er in Rose eingedrungen war und sie befriedigt hatte, würde er sie verlassen, gleichgültig, wie flehentlich sie um mehr betteln würde. Denn er hatte bereits entschieden, Betsy, die Frau, und nicht Rose, das Mädchen, zur Ehefrau zu nehmen.
    Nicht früher als eine Minute vor drei band er das Pferd am Geländer an, gab ihm einen Futtersack und zog sich die Mütze schräg ins Gesicht. Er zupfte noch seinen kleinen Pferdeschwanz zurecht und betrat Caddy Crawfords Taverne durch die Vordertür.
    Vier oder fünf alte Männer kauerten um das Feuer. Anders als gewöhnlich entboten sie ihm keinen Gruß, sondern wandten sich ab, zogen die Schultern hoch und waren auf einmal sehr interessiert am Zustand ihrer Stiefel. Caddy und sein Kellnerjunge wirkten nicht weniger abweisend. Sie hockten hinter dem Tresen, flüsterten miteinander und schauten rasch weg, als Tom hereinkam.
    Im Gastraum hielten sich keine Junggesellen und keine Fremden auf, einzig die hübsche Kleine, Hewitts Tochter, hatte sich an einen Ecktisch gesetzt und eine Flasche von Caddys bestem Rotwein bezahlt. Als Brodie eintrat, hob sie ein Glas und rief: »Tom, hier bin ich. Siehst du, hier bin ich«, als hätte er sie übersehen können.
    Sie war in Schwarz-Weiß gekleidet, ein bisschen wie eine Nonne, fand er. Ihr wollener schwarzer Umhang stand am Hals offen, die Kapuze war um die Schultern gerafft. Tom wurde der Anblick ihres gefalteten Mieders und eines kleinen silbernen Herzens gewährt, das auf der Wölbung ihrer Brust saß und sich dort an einem feinen Goldkettchen sanft hob und senkte.
    »Tom, mein Lieber«, sagte sie. »Ich freue mich, dich zu sehen.«
    »Was denn?«, erwiderte er lächelnd. »Dachtest du etwa, ich würde nicht kommen?«
    »Dein Brief ...« Sie errötete. »Ich fürchtete, du würdest vielleicht wieder deinen Spott mit mir treiben.«
    Tom nahm die Mütze ab und setzte sich Rose gegenüber auf die Bank. Caddy, der Kellnerjunge und die Alten am Feuer sahen ihm genau zu, aber jetzt, nachdem sein Vater gestorben war, kümmerte es Tom einen Dreck, welche Geschichten vielleicht zurück bis nach Hawkshill dringen sollten. Tatsächlich könnte es sogar von Nutzen sein, Zeugen zu haben, die seinen Bericht beim nächsten Treffen des Junggesellen-Clubs bestätigen konnten.
    »Ich würde niemals meinen Spott mit dir treiben, meine liebste Rose, nicht um alles Geld der ...«
    »Wein, ein Glas Wein?«
    Er sah auf die Füllhöhe des Rebensafts in der Flasche und stellte fest, dass Rose noch nicht viel davon getrunken hatte. Natürlich würde es die Sache beschleunigen, wenn Rose ein wenig aufgelockert wurde, wenn auch nicht so weit abgefüllt, dass sie womöglich bestreiten könnte, aus freien Stücken mit ihm gegangen zu sein.
    Tom nahm das Weinglas, beugte sich über den Tisch und verhakte seinen Arm unter ihrem. Dann trank er aus dem Glas, reckte dann das Kinn und berührte ihre feuchten Lippen mit seinen.
    »Jedes Wort«, murmelte er. »Ich habe jedes Wort und jede Silbe ernst gemeint, die aus meiner Feder geflossen sind. Ich habe die Seiten mit Tränen der Zerknirschung benetzt und hätte sie mit Zeichen meiner Liebe besprenkelt, wenn es in meiner Macht gestanden hätte. Dann hat dir mein Brief gefallen?«
    »Ja. Oh ja, Tom. Ich habe noch nie zuvor einen solchen Brief erhalten.«
    Und das wirst du auch nie wieder, dachte Tom, aber er behielt den Gedanken für sich. Er küsste sie noch einmal.
    Sie schloss in Ekstase die Augen.
    Er äugte hinunter auf den Anhänger, der sich auf ihrer Brust hob und senkte, und er sah, dass das kleine silberne Herz schon jetzt hart hämmerte.
    Tom lehnte sich zurück.
    Sie schlug die Augen auf. »Was denn? Was ist los?«
    »Nein, Mädchen«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich kann dir das nicht antun.«
    »Mir was nicht antun?«, fragte Rose ängstlich. »Mich küssen, meinst du? Was hält dich denn ab? Ich bin für deine Küsse hierhergekommen, Tom, für deine ...«
    Er legte ihr einen Finger an die Lippen.

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