Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
Vom Netzwerk:
Bedürfnis einer Frau, sich ein paar Pennys zu verdienen. Dafür stellten sie ein Zimmer mit einer Pritsche oder einer zerschlissenen Strohmatratze zur Verfügung, in dem das Geschäft mit einem gewissen Maß – einem sehr bescheidenen Maß – an Privatsphäre abgewickelt werden konnte.
    Selbst in Souter Gordons erbärmlicher kleiner Schenke in Hayes gab es ein Zimmer – kaum mehr als einen Wandschrank –, in dem ein Bursche gegen ein kleines Entgelt die intime Nähe eines der Küchenmädchen von Copplestone House suchen oder die eheliche Eignung einer Magd prüfen konnte. Und wenn sein Bedürfnis allzu dringend war, konnte er auch Erleichterung bei einer der beiden hiesigen »Damen« finden, die für ein paar Pennys und ein Glas Rum ein heimliches Geschäft anboten.
    In Drennan, dem vornehmen Drennan, herrschte allenthalben Heuchelei. Während Caddy Crawfords Taverne Männern und Frauen gleichermaßen für einen Schluck zu trinken und ein Sonntagsessen offen stand, wurden die zwei Zimmer, die der Wirt stunden- oder nächteweise vermietete, dezent über einen Korridor betreten, der zugleich in den Garten führte. Folglich konnte man sich nie ganz sicher sein, wer Privatsphäre suchte und wer vielleicht nur ein Reisender war, der für eine Nacht ein Dach über dem Kopf brauchte.
    Tom Brodie war nicht der einzige Junggeselle, der Caddys spartanische Räumlichkeiten genutzt hatte, wenn im Winter das Turteln zwischen Ginster und Adlerfarn zu gefährlich für die Befindlichkeit seiner edlen Teile wurde. Einmal hatte er ein Mädchen aus Pendicle dorthin gelockt, um anschließend damit zu prahlen. Und ein andermal, als er und Mr. Ogilvy zwei Schwestern kennengelernt hatten, alte Jungfern, die auf dem Weg nach Dumfries Station gemacht hatten, hatte er die jüngere mit seinem Charme so betört, dass sie sich ihm nur allzu bereitwillig hingegeben hatte. In der Zwischenzeit hatte Mr. Ogilvy unzählige Runden Cribbage mit der älteren der Schwestern ertragen, um sie von dem abzulenken, was im Zimmer nebenan vor sich ging.
    Hier, in einer von Caddy Crawfords Kammern, plante Mr. Tom Brodie, an einem düsteren Donnerstagnachmittag um drei Uhr mit Miss Rose Hewitt zusammenzukommen – zu einer Vereinigung, die vielleicht nicht unbedingt gesegnet war, sich dem Mädchen aber ins Gedächtnis einbrennen und es, zumindest in Toms Augen, für alle Zeiten verderben würde.
    Trotz seiner Prahlerei hatte er nicht die Absicht, Rose mit Gewalt zu nehmen; es gab diesbezüglich noch immer Gesetze. Außerdem war er viel zu galant, um sich einer Frau je aufzudrängen, die nicht schon vorher wie eine Fiedel gestimmt worden war – Betsy McBride vielleicht ausgenommen.
    So schüchtern sie auch sein mochte, hatte Tom doch keinen Zweifel, dass Rose Hewitt bereit für das Opfer war und dass das Zerwürfnis zwischen ihnen kein Hindernis für die Verführung sein, sondern ihr vielleicht sogar eine gewisse Würze verleihen würde.
    Er hatte nicht vergessen, wie begierig Rose gewesen war, sich ihm an Arbuthnots Tanzabend ganz hinzugeben. Tatsächlich hatte er sich dafür verflucht, dass er so verdammt edel gewesen war, die Schlampe aufzufordern, auf die Befriedigung noch zu warten, bis er sie auf dem Brautbett nahm. Tom war noch immer erbost über ihre hochnäsige Haltung den Umständen gegenüber, die ihn von ihr ferngehalten hatten. Nach wie vor ärgerte er sich über Rose’ mangelndes Verständnis dafür, dass die weibliche Besessenheit, sich einen Ehemann zu angeln, völlig wirklichkeitsfremd war und dass Tod und Steuern, Pacht und das Aufbringen derselben Dinge waren, die einem verantwortungsvollen Mann wichtiger waren, als dem Selbstwertgefühl eines jungen Mädchens zu schmeicheln.
    Glaubte Rose allen Ernstes, die Bekanntgabe einer Verlobung mit Lucas Fergusson, einem feigen, verklemmten Idioten, könnte ihre Sehnsucht nach ihm, Tom, verschleiern und die Aussicht auf ein Luxusleben auf Walter Fergussons satten Weiden sie dafür entschädigen, dass sie einem solch heftigen, leidenschaftlichen Verlangen der Natur den Rücken gekehrt hatte?
    Als Tom nach Drennan ritt, war er von hitzigen und grollenden Gefühlen erfüllt.
    In der vergangenen Nacht hatte er wieder jenen Traum gehabt. Er hatte seinen Vater an seinem Bett stehen sehen, hatte die Knöchel des alten Mannes auf seiner Stirn gespürt und, wie das Rascheln reifer Gerste im Wind, die Stimme des alten Mannes gehört, die ihn an seine Versprechen erinnerte.
    Tom wusste jetzt, wie er diesen

Weitere Kostenlose Bücher