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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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»So ist es gut.«
    »Und jetzt was?«
    »Jetzt lassen wir ihn schlafen.« Und dann nahm Rose ihren Liebsten bei der Hand, trat über die Blutlache in den Korridor und verschwand durch die Gartenpforte in die Straßen der Stadt.

23
    Die braven Bürger von Hayes konnten es alle kaum erwarten zu sehen, wie ihr ungebärdiger Sohn zugerichtet war. Der starke Zustrom zu Mr. Turbots Gemeinde an jenem Sonntagvormittag beruhte nicht auf einer plötzlich vermehrten Frömmigkeit, sondern auf schlichter Neugier. Es war für alle eine herbe Enttäuschung, dass Tom Brodie sich nicht imstande sah, zu erscheinen und seine Wunden den urteilenden Blicken der Allgemeinheit zu offenbaren.
    Die Gerüchte, die aus Drennan durchsickerten, waren bestenfalls vage. Sie reichten von einem Konflikt mit dem Huf eines Pferdes unter starkem Alkoholeinfluss – Brodies, nicht des Pferdes – bis zu einer mörderischen Keilerei mit den Stammgästen von Caddy Crawfords Taverne. Eine Befragung besagter Stammgäste durch den jungen Mr. Frye, begünstigt durch eine Krone, die Mr. Ogilvy Caddy Crawford in die Hand drückte, brachte eine gänzlich andere Geschichte ans Licht, eine, die so glaubhaft klang, dass die Herren Ogilvy und Frye im Namen der Freundschaft beschlossen, sie für sich zu behalten.
    Als Johnny Rankine nach Hawkshill hochstapfte, um zu sehen, was Sache war, traf er einen Tom an, der außerstande war, auch nur ein Wort von sich zu geben. Sein Kiefer war geschwollen, seine Augen blau geschlagen, und seine Nase – nun ja, je weniger über seine Nase gesagt wurde, desto besser. Im Nachthemd und mit einem alten Mantel darüber saß er zusammengesunken auf einem Stuhl am Feuer und blickte finster aus violetten Augenschlitzen. Von Zeit zu Zeit leckte er sich mit einer knallroten Zunge die aufgesprungenen Lippen, was ihm eher Schmerzen als Linderung zu bereiten schien. Und als Johnny ihn einmal unbedacht am Arm berührte, stöhnte er so laut auf, dass der Milchfarmer fast von seinem Stuhl fiel und bald darauf hastig den Rückzug antrat.
    Peter Frye und Mr. Ogilvy beschlossen, ihren Junggesellen-Bruder am Sonntagnachmittag gemeinsam aufzusuchen.
    Henry kam ihnen im Hof entgegen und erklärte mit gedämpfter Stimme, der Schmerz habe die eher geselligen Seiten von Toms Charakter geschwächt, und sie seien gut beraten, so rasch wie möglich ihre Aufwartung zu machen und wieder Abschied zu nehmen.
    »Großer Gott, Mann!«, rief Peter aus. »Was hat sie denn mit dir angestellt?«
    Tom schielte um seine geschwollene Nase und antwortete mit einem Knurren. Ein, zwei Schritte hinter Toms Stuhl hielt sich Conn McCaskie eine Faust vor den Mund und hüstelte theatralisch. Toms Schwester Janet brachte Tee.
    Mr. Ogilvy stellte seine Tasse und Untertasse auf dem Tisch ab, ohne einen Schluck zu trinken, und wandte sich an Agnes. »Hat Glendinning ihn versorgt?«
    »Gleich als Erstes«, sagte sie. »Der Doktor hat ihn nach Hause gebracht.«
    »Ist die Nase gebrochen?«
    »Der Knochen, aye, aber Dr. Glendinning hat sie wieder zurechtgebogen.«
    »Wird sie ordentlich verheilen?«
    Agnes zuckte die Schultern und schüttelte mit einem Blick auf Tom den Kopf.
    »Kann er etwas essen?«
    »Haferschleim, einen Löffel klare Brühe«, antwortete Mrs. Brodie. »Nicht einmal einen Schnaps kann er kippen, denn der brennt ihm im Mund.«
    »Noch irgendwelche anderen Verletzungen?«, wollte Mr. Ogilvy wissen.
    »An seinem Stolz, nur an seinem Stolz«, murmelte Agnes. »Er weigert sich, uns zu erzählen, was passiert ist.«
    »Wenn Sie mich fragen«, meldete sich Janet zu Wort, »hatte dieses Mädchen viel damit zu tun.«
    Tom zog sich den Mantel bis zum Hals hoch und warf ihr einen vernichtenden Blick zu.
    »Das hat ihm kein Mädchen angetan«, sagte Conn McCaskie. »Vom Pferd ist er gefallen.«
    »Von irgendetwas ist er gefallen, so viel steht fest«, stimmte Janet ihm zu, die, so Mr. Ogilvys Verdacht, nicht nur Mitgefühl für das Leiden ihres Bruders empfand. »Ob es ein Pferd oder ein Mädchen war, das ist eine andere Frage.«
    Peter kauerte sich neben seinen Freund. »Brauchst du irgendetwas, Tom, können wir dir irgendetwas bringen?«
    »Nein.«
    »Können wir in deinem Auftrag irgendeine Nachricht überbringen?«
    »Wachich?«, brachte Tom zustande.
    »Zum Beispiel den Brüdern im Club?«
    »Nein!«
    »Na schön«, seufzte Peter, »dann lassen wir dich jetzt allein, damit du dich ausruhen kannst, und kommen, wenn es dir recht ist, ein andermal wieder, wenn du mehr du

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