Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling

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selbst bist.«
    Tom nickte, zuckte zusammen und schloss die Augen.
    Im Hof sagte Henry: »Komm schon, Peter, ich habe den Verdacht, du verfügst über Informationen, die sich unserer Kenntnis bislang entziehen. Ich wäre dir dankbar, wenn du mir erzählen würdest, was du erfahren hast.«
    Peter warf einen Blick auf Mr. Ogilvy, der sagte: »Er ist mit dem Hewitt-Mädchen in Caddys Hinterzimmer gegangen ...«
    »Ist sie bereitwillig mitgegangen?«
    »Offenbar.« Peter nickte. »Nach dem, was Robert und ich in Erfahrung gebracht haben, schien sie sogar sehr erpicht auf Toms Gesellschaft zu sein.«
    »Teufel noch mal!«, murmelte Henry. »Ich hab’s doch gewusst, dass eine Frau im Spiel war. Und Hewitts Tochter! Gott, manchmal glaube ich wirklich, mein Bruder hat völlig den Verstand verloren. Womit hat sie ihn geschlagen – einem Stuhl?«
    »Das wissen wir nicht«, antwortete Peter. »Caddy Crawford hat einen kleinen Tumult gehört, aber entschieden, sich nicht einzumischen. Tom ist etwa zehn Minuten später aus dem Zimmer getaumelt und im Korridor zusammengebrochen. Caddy hat nach Glendinning geschickt, der Tom dann nach Hause gebracht hat.«
    »Und das Mädchen?«
    »Spurlos verschwunden«, sagte Mr. Ogilvy. »Es steckt mehr dahinter, als Crawford preisgeben will. Wenn du mich fragst, wurde er im Voraus bestochen, jemanden ins Zimmer zu lassen.«
    »Aber wen?«, fragte Henry.
    »Das wissen wir nicht.«
    »Neville Hewitt?«, überlegte Henry laut.
    »Möglich, aber nicht anzunehmen.«
    »Aller Wahrscheinlichkeit nach kennen nur drei Leute die ganze Geschichte«, sagte Mr. Ogilvy. »Das Mädchen, der Angreifer und Tom.«
    »Und Thomas ist zu gedemütigt, um sie irgendjemandem zu erzählen«, sagte Henry. »Nun, wie es scheint, hat mein lieber Bruder bekommen, worum er gebeten hat, und mit etwas Glück wird er eine Lehre daraus ziehen.«
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen, Henry«, murmelte Peter Frye.
    Die Harfe spendete ihr nicht länger Trost, oder vielleicht brauchte sie auch gar keinen Trost mehr. Rose zupfte nachdenklich an den Saiten und versuchte angestrengt, keine Häme zu empfinden. Sie wusste jedoch, dass sie, selbst wenn sie hundert Jahre alt werden sollte, niemals vergessen würde, wie der tollpatschige Lucas Fergusson ohne Bedenken oder Fragen ihre Ehre verteidigt hatte. Er war im Grunde seines Herzens eine sanfte Seele, und nur wahre Liebe, geschürt von Empörung, hatte seine Faust geführt, und er war in jenem Augenblick ihr Tiger gewesen. Die Tatsache, dass sie ihn überhaupt erst in diese Lage gebracht hatte, schmälerte nicht seine Tapferkeit. Es war richtig von ihr gewesen, sich ein solch effektvolles Ende der Affäre, die keine war, auszudenken, Lucas zum Instrument ihres Schicksals zu machen und dem großspurigen Tom Brodie ein für alle Mal zu beweisen, dass ein Mann mehr zu bieten haben musste als einen stolzen Gang und eine blumige Ausdrucksweise.
    Der derbe Hawkshill-Farmer hatte sie vielleicht an ihrem Fenster geküsst und auf der Tanzfläche durch die Luft gewirbelt, aber es lag in der Natur solcher Gesten, dass sie der Arglist Vorschub leisteten. Und ich besitze genug Arglist für zwei, dachte sie mit einem leichten Schulterzucken. Was ich brauche, ist ein aufrichtiger Mann, der mich lieben wird, ohne mich je wirklich zu durchschauen.
    Sie hatte neben – oder vielmehr über – Tom Brodie gestanden, als er in Caddy Crawfords Hinterzimmer bewusstlos auf dem Boden gelegen hatte, und nur in einem Punkt hatte sich die alte Hexe getäuscht: Sie, Rose, hatte keine Tränen vergossen. Als Nächstes ging es jetzt um das Haus, das prächtige Haus am oberen Ende einer der großen Weiden, das Mr. Fergusson für sie und Lucas zu bauen versprochen hatte, ein Haus mit vielen Fenstern und Blick auf die Förde, und um die »Silbertruhe«, die im Gegenzug als Mitgift gegeben werden würde, auch wenn die Frage, wer wem was und in welcher Form bezahlen würde, Papas Angelegenheit war.
    Rose strich ein letztes Mal über die Saiten ihrer Harfe, dann schob sie sie mit einem ungeduldigen leisen Seufzer beiseite und ging nach unten, um Papa mitzuteilen, dass es an der Zeit war, das Aufgebot zu verkünden.
    Mitte der Woche war der Frühling in weite Ferne gerückt. Betsy und die Brodies hatten mit einem Kälteeinbruch zu kämpfen, und das Vieh zu versorgen nahm den Großteil ihrer Zeit in Anspruch. Tom, der den Invaliden spielte, lag ausgestreckt in seinem Bett auf dem Dachboden oder lümmelte sich auf dem