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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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ein Mädchen zu finden, das alle Tugenden in sich vereinte, eine Dame, mit der die Unterhaltung nie fad wurde, die nicht nur seine Fahne hisste, sondern auch sein Herz höher schlagen ließ und ihm den Kopf verdrehte – und wenn sie mit einer Mitgift daherkam, umso besser.
    Tom war auf seiner Suche nach der wahren Liebe viel herumgekommen, und er hatte sich hohe Ziele gesteckt. Im vorletzten Sommer hatte er Mrs. Cravens mittlerer Tochter den Hof gemacht – zugegeben, hauptsächlich in Form von Briefen –, bis Mrs. Cravens Verwalter sich an ihn gewandt hatte, um ihm eine brandneue Fußangel zu zeigen und ihn leise zu warnen, auf seine Schritte zu achten. Tom, keineswegs heillos vernarrt, hatte einen letzten blumigen Brief an die junge Dame zu Papier gebracht und seinen Federkiel danach weggelegt.
    Um sich zu trösten, hatte er mit einem Küchenmädchen aus Pendicle angebandelt, das, wie er feststellte, nicht nur gewillt war, sich umwerben zu lassen. Sie war vor allem darauf aus, mit Tom das Bett zu teilen. Nur ein falscher Alarm bezüglich einer möglichen Mutterschaft hatte seinen Entschluss ins Wanken gebracht, das gerissene kleine Biest zu heiraten, und ihn leicht ernüchtert zur Tanzschule zurückkehren lassen, um eine andere wahre Liebe zu suchen.
    Die Verführung von Rose Hewitt war eine Herausforderung gewesen, eine Mutprobe, doch nachdem er Rose geküsst und sie diesen Gefallen im Garten der Taverne erwidert hatte, hatten sich seine Absichten geändert, denn Miss Rose Hewitt hatte ihm ein Halfter ums Herz gelegt.
    Jetzt war er wieder auf dem langen Feld. Heller Sonnenschein glänzte auf den Furchen, die Möwen kreisten kreischend über ihm und Glendinnings Worte klangen ihm noch in den Ohren. Keine Gedanken an Rose Hewitt, keine aufwallenden Fantasien konnten ihn vor dem sicheren Wissen schützen, dass sein Daddy dem Tode  nahe  war.
    »Tom«, sagte Betsy. »Oh, Tom!«
    Die Pferde hatten den Pflug aus der Furche gezogen und zupften am Rande des Feldes Unkraut. Die Möwen waren kreischend aufgeflogen, als Betsy sich genähert hatte, aber die umsichtigeren und verschlageneren Saat- und Rabenkrähen waren nur kurz weggehüpft und pickten bald wieder gefräßig weiter.
    Tom saß am oberen Ende des Feldes auf dem feuchten Gras, die Knie angezogen, den Kopf in die Hände gestützt. Er sah düster, aber trockenen Auges zu ihr hoch. »Ist Glendinning schon gegangen, er und sein buckliger Schlächter?«
    »Sie sind zum Tee geblieben«, antwortete Betsy. »Ihre Mutter hat darauf bestanden.«
    »Aye, das sieht ihr ähnlich«, murmelte Tom. »Sie würde selbst den Satan gastfreundlich empfangen, wenn er mit einem Lächeln vor ihrer Tür stehen würde. Hat man dich geschickt, mich zu holen?«
    »Niemand hat mich geschickt. Ich bin gekommen, um ...« Betsy zuckte die Schultern.
    »Nun, du wirst mich nicht dabei ertappen, wie ich wegen der Lügen eines stinkenden alten Mannes weine. Du wirst noch an meine Worte denken, im Sommer wird mein Daddy zwischen den Getreidegarben umhertollen, gesund wie ein Fisch im Wasser.« Alles Leugnen half nichts. Er schluchzte leise auf. »Gott! Gott! Was soll ich bloß tun, Betsy, was soll ich bloß tun ohne seinen Rat? Was kann ich tun, Betsy? Sag mir, was kann ich jetzt noch für ihn tun?«
    Anfangs wusste sie keinen Rat, hatte keinen Trost, den sie ihm bieten konnte, bis sie irgendwo in ihrem Hinterkopf die schwache und tränenerstickte Stimme ihres Vaters hörte.
    »Begraben Sie ihn anständig, Tom«, sagte sie.
    Er schuftete den ganzen Tag auf dem langen Feld. Bei Einbruch der Nacht war er mit seinen Kräften am Ende, und er war hungrig, aber es erschien ihm nicht richtig, beim Essen zu sitzen und sich den Bauch vollzuschlagen, während sein Vater hinter dem Vorhang im Sterben lag.
    Henry versorgte die Pferde, und die Frauen hielten auf einem Hocker am Bett des alten Mannes abwechselnd Wache. Matthew Brodie war zu schwach, um zu sprechen, aber Glendinnings Arznei hatte seine Erregung gelindert, und Henry sagte, der Doktor sei jeden Penny seines Honorars wert gewesen.
    Tom widersprach ihm nicht.
    Beim Abendessen wurde kein Wort geredet. Es war so still, dass das Klirren der Messer und das Klappern der Löffel so laut wie Musketenfeuer klangen. Ausnahmsweise einmal stand Fleisch auf dem Essenstisch, ein gekochtes Bruststück. Agnes hatte Janet nach Hayes zum Schlachter geschickt, um etwas Besonderes zu kaufen, auch wenn niemand zu fragen wagte, was es eigentlich zu feiern gebe. Das

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